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Die erste Freundin des Sohnes: Wie verhalte ich mich als Vater?

Es kommt die Zeit, da verändert sich der Sohn. Er wird irgendwie cool, kleidet sich lässig und hängt mit seinen Kumpels zum „Chillen“ ab. Das ist völlig normal, wenn auch manchmal ein bisschen anstrengend. Schließlich ist Cool-Sein nicht gerade ein Kindergeburtstag, als Junge muss mal auf vieles achten. Der coolen Zeit folgt eine weitere, und die ist für Väter oft eine Herausforderung. Wenn der einst so kleine Junge sich verliebt, wird alles anders. Für alle.

Wenn aus dem Cool-sein verschämte Blicke werden, wenn der Sohn sich stundenlang im Zimmer einschließt, um zu chatten und auch sonst sein Verhalten verändert wirkt, ist oft ein Mädchen der Grund dafür. Plötzlich ist das Handy im Dauereinsatz, eine SMS folgt der nächsten, auf einmal spielen die passenden Klamotten eine viel wichtigere Rolle als früher, erste Ansätze eines Bartwuchses werden durch regelmäßiges Rasieren „gepusht“. Die erste Freundin vergisst man nie, heißt es. Doch die Zeiten haben sich geändert, als Vater hat man es mit anderen gesellschaftlichen Aspekten zu tun. Dinge, die dem Sohn die erste Liebe nicht unbedingt erleichtern. 

 

Frühe Hochglanz-Liebe

Der Nachwuchs von heute ist schneller, als das noch vor 10 oder 20 Jahren der Fall war. Schneller geschlechtsreif, früher bereit für Gefühle, die das andere Geschlecht betreffen. Doch für die Jugendlichen bedeutet das nicht, dass es einfacher wäre, im Gegenteil. Viel mehr als vor 20 Jahren wird heute das Bild des perfekten Menschen transportiert. Das geschieht zu einem großen Teil durch die Medien. Aber auch Musiker und Schauspieler haben heute die besten Chancen, wenn sie makellos erscheinen. Was scheinbar mit der ersten Liebe nichts zu tun hat, wirkt sich aber doch auf Kinder und Jugendliche aus. Denn das Thema Sex ist täglich zu finden, es ist zu einem wesentlichen Bestandteil unserer Gesellschaft geworden. Für Ihren Sohn ist das aber wenig hilfreich, denn viel wichtiger für die erste Liebe sind Fragen nach Vertrauen und Zuneigung. Junge Menschen sind mit den perfekten Vorlagen der Hochglanz-Magazine völlig überfordert. Genauso wie mit der Tatsache, diese Überforderung einzugestehen. Damit müssen Sie umgehen lernen. 

Die Schmetterlinge im Bauch gehen Sie nichts an! Oder doch?

Alles fühlt sich anders an. Waren Mädchen früher entweder Nervensägen oder im besten Fall gute Freundinnen, ist es bei dieser einen nicht mit dem bisher Erlebten vergleichbar. Schmetterlinge im Bauch sind für Jungen etwas völlig Neues, und meistens machen sie zunächst einmal ein Staatsgeheimnis daraus. Die Eltern scheint das nichts anzugehen, dass der Junge Herzklopfen bekommt, wenn er die eine sieht, die seine Gefühlswelt völlig durcheinanderbringt. Das wird sich später wahrscheinlich ändern, aber der richtige Zeitpunkt ist auch für Sie als Vater wichtig.

  • Lassen Sie Ihren Sohn mit seinen Gefühlen erst einmal alleine, wenn er den Wunsch kommuniziert. Das hat nichts damit zu tun, ihn in der Luft hängen zu lassen. Aber die Bereitschaft zum Reden muss vom Jugendlichen ausgehen, sonst führt es zu nichts. 
  • Signalisieren Sie aber regelmäßig, dass Sie jederzeit zur Verfügung stehen, wenn er über sich, seine Gefühlslage oder seine Freundin sprechen will. 

Der Nachwuchs wird erwachsen

Die erste Freundin, das ist auch ein Schritt zum Erwachsenwerden. Deswegen ist es umso wichtiger, dass Sie Ihren Sohn dabei ernst nehmen. Lockere Sprüche oder Witze über das andere Geschlecht sind meist unangebracht und darüber hinaus wenig hilfreich. Für Ihren Sohn ist die erste Liebe gefühlt das schönste Wesen auf der ganzen Welt. Sie punkten ganz sicher nicht, wenn Sie sich darüber lustig machen. Die ersten Schritte mit der Freundin sind auch Teil des Weges in die Selbstständigkeit Ihres Sohnes. Unterstützen Sie ihn dabei. 

Gewähren Sie Asyl

Das Problem mit der ersten Freundin ist häufig die Frage, wo man sich trifft, um zusammen zu sein. Statt auf Parkbänken oder verlassenen Spielplätzen die ersten gemeinsamen zärtlichen Erfahrungen zu machen, ist es sinnvoller, dem Paar in den eigenen vier Wänden seinen Freiraum zu gewähren. Das bedeutet natürlich auch, dass über kurz oder lang das Thema Verhütung eine Rolle spielen muss. Das funktioniert aber erst, nachdem sich Ihr Sohn so weit geöffnet hat, dass er bereit ist, über all das, was in ihm vorgeht, zu sprechen. Sie werden das merken, denn irgendwann geht es nicht mehr darum, sich abzuschotten und mit dem Gefühl und der Freundin allein zu sein. Es kommt der Punkt, da wird Ihr Sohn Sie fragen, wie er damit umgehen soll. Und vielleicht kommt das Thema Sex sogar von ihm. 

Liebe macht blind – aber nicht für immer

Niemand ist davor gefeit, das ist keine Frage des Alters. Wenn ein Mensch frisch verliebt ist, verändert sich die Wahrnehmung. Die Prioritäten übrigens auch. Erwachsene können das in der Regel aber besser steuern als Jugendliche. Und so kann es passieren, dass Ihr Sohn und seine Freundin jede freie Minute miteinander verbringen wollen. Das kann dazu führen, dass die Schule oder Ausbildung, aber auch häusliche Pflichten wie die Versorgung des Haustieres vernachlässigt werden. Bis zu einem gewissen Punkt ist das nachvollziehbar, wenn Ihr Sohn Ihre Geduld aber überstrapaziert, besteht Handlungsbedarf. Zum Erwachsenwerden gehört auch, Verantwortung zu übernehmen, selbst wenn das Herz nur für die Liebste klopft. 

Übrigens - gewöhnen Sie sich lieber nicht zu sehr an die Freundin Ihres Sohnes. Die erste Liebe hat nämlich oft einen entscheidenden Begleiteffekt: Sie wird zuweilen schnell von der Zweiten abgelöst.