Windeln zu wechseln ist eine nervige Geschichte und die meisten Eltern können es nicht erwarten, dass ihre Kinder trocken werden. Die Übergangsphase bringt jedoch ihre ganz eigenen Herausforderungen mit sich, wie schon viele Eltern erfahren mussten. Unser Autor erzählt von seinen Erlebnissen mit Tochter Lilly und Situationen, die es so mit einem Windelkind nicht gab.
Angepisst – wie ich die Vorteile von Windeln schätzen lernte
Unsere „Große“ ist gerade im Prozess des „Trockenwerdens“. Mit inzwischen drei Jahren sei es auch langsam Zeit, fand meine Frau. Zumal unsere Lilly auch von der Krippengruppe zu den Kindergartenkindern gewechselt ist – und die tragen nun mal in der Regel keine Windeln mehr. Da wollte auch unser Kind nicht nachstehen und nun ist sie stolz, dass sie nur noch Unterhosen trägt. Zumindest dann, wenn wir sie dazu überreden können, denn am liebsten würde unser freizügiges Kind ganz „ohne“ gehen. Hoffentlich ändert sich das noch irgendwann…
Wenn das Kind Pipi ankündigt, dann muss es schnell gehen, oder …
Wenn Lilly zu Hause ankündigt, dass sie Pipi muss, dann muss es schnell gehen. Wir rennen ins Bad, reißen ihr Hose und Unterhose herunter und helfen ihr, ihren „Klo-Thron“ zu besteigen (ein Aufsatz für die Toilette mit Treppe und Haltegriffen). Dann sehen wir zu, dass sie so sitzt, dass nichts danebengeht – mit Erstaunen stellte ich fest, dass das auch bei Mädchen möglich ist – und helfen ihr anschließend beim Säubern, wenn nötig. Sind wir zu langsam geht der Strahl auch schon mal auf der Treppe des Throns los und lässt sich nicht mehr stoppen. Dann steht das Bad unter Pipi und muss feucht ausgewischt werden. Nicht schön!
Zum Glück meldet sich Lilly inzwischen nahezu immer von allein, wenn sie „muss“. Nur noch selten gibt es Pipi-Pfützen im Wohn- oder Kinderzimmer. Dann müssen wir noch schneller sein, was das Aufwischen angeht (Parkettboden), dürfen unser durchnässtes Kind von seinen Kleidern befreien und entweder abwaschen oder gleich abduschen. Das ist keine Freude für Lilly, weshalb hier schnell ein Lerneffekt eintrat. Fragt man Lilly direkt, ob sie Pipi machen muss, erntet man eigentlich immer ein entrüstetes „nein“ – schon aus Trotz. Diese Aussage muss jedoch schon 5 Minuten später nicht mehr unbedingt gelten. Und vorsorglich gehen? So etwas machen offensichtlich nur Feiglinge. Dies hat zur Folge, dass unsere Tochter – wenn sie denn mal muss – Mengen von sich gibt, die man ihrem kleinen Körper gar nicht zutraut und die das Fassungsvermögen einer Qualitätswindel vor eine Belastungsprobe stellen.
Unterwegs braucht man nun noch mehr Ausrüstung als zuvor
Sind wir einmal unterwegs brauchen wir deutlich mehr Ausrüstung für Lilly als zuvor: komplette Wechselwäsche, ein Windelset – und auch frische Schuhe. Am Wochenende im Park konnte sich Lilly nicht mehr halten und der Strahl ging auch über ihre Schuhe, die wir dann ausziehen mussten. So durfte ich wegen der Schotterwege unser inzwischen nicht mehr ganz so leichtes Kind den langen Weg zum Auto zurücktragen – und ihr Laufrad dazu. Kein Spaß.
Nachts trägt Lilly noch immer Windel. Da scheint sie ihre Blase nicht unter Kontrolle zu haben. Noch immer bekommt sie ein Fläschchen Kindermilch zum Einschlafen – das Saugen beruhigt sie, füllt den Magen und macht sie müde. Auch, wenn sie nachts aufwacht, ruft sie nach „meine Miich“, die wir ihr dann auch geben, um selbst weiterschlafen zu können. Im Sommer ist der nächtliche Durst noch größer als sonst. So kommt es, dass wir Lilly nachts eigentlich immer die Windel wechseln müssen. Zum Glück wacht sie davon nicht auf.
Ein nächtliches Windel-Abenteuer
Letzte Woche hatten Lilly und ich ein kleines nächtliches „Abenteuer“. Seit vier Wochen sind wir doppelte Eltern. Kind Nummer zwei hat natürlich noch keinen Tag-Nacht-Rhythmus und meldet sich spätnachts regelmäßig und recht lautstark. Damit wenigstens einer von uns Eltern ein wenig ungestörten Schlaf abbekommt, schlafe ich inzwischen auf dem Sofa – auch, damit ich für die „Große“ fit genug bin, die durch die „Kleine“ meist früh am Morgen geweckt wird. Letzte Woche meldete sich also die kleine Laura wieder einmal mitten in der Nacht – ich wachte auch im Wohnzimmer von ihren Schreien auf. Kurz darauf hörte ich ein paar Trippelschritte und spürte, wie Lilly zu mir aufs Sofa kroch. Irgendwie freute ich mich sogar darüber. Wir kuschelten uns gemeinsam unter meine Decke und schliefen zusammen wieder ein.
Im Morgengrauen wachte ich auf. Irgendetwas stimmte nicht. Ich spürte, dass meine Bettdecke feucht war. Das Sofa ebenfalls. Auch mein Kissen. Und die linke Seite meines T-Shirts ebenso. Uuuuhh. Ich sah Lilly mit blankem Hintern auf dem Sofa liegen, neben ihr ein großer Fleck auf dem Sofa, der nicht von Wasser herrührte. Was war geschehen? Sie hatte sich in der Nacht von selbst die Windel ausgezogen – war ihr zu warm gewesen oder wollte sie „ein großes Mädchen sein“? – und hatte ihre Blase entleert. Auf das Sofa, die Decke, das Kissen und ihren Papi.
Was also tun? Die noch schlafende Lilly trug ich vom feuchten Sofa ins warme Ehebett. Dort bekam sich auch gleich noch eine Windel und schlief weiter. Selbst gönnte ich mir ein neues T-Shirt, nahm eine neue Decke und ein anderes Kissen und ging ebenfalls ins „große Bett“, um weiterzuschlafen, solange mich die Kinder ließen. Es ist schon erstaunlich, was für ein entspanntes Verhältnis man als Eltern zum Pipi des eigenen Kindes gezwungenermaßen entwickelt.
Alles halb so schlimm
Das Ganze war zwar nervig, aber halb so schlimm. Kind und Papa duschten am Morgen. Bettzeug und Shirt kamen in die Waschmaschine. Zu meiner großen Freude stellte sich heraus, dass auch die Daunendecke waschmaschinen- und trocknergeeignet war. Was haben die Leute nur früher ohne diese Geräte gemacht? Unser Sofa wuschen wir ab. Es ist zwar pflegeleicht, aber nicht mehr schön. Für meine Frau und mich steht fest, dass wir uns irgendwann ein neues gönnen werden, wenn die Kinder „aus dem Schlimmsten raus“ sind. Nachdem alles erledigt war, sahen meine Frau und ich uns an und stimmten gemeinsam unseren Schlachtruf an: „Alles nur eine Phase!“