© aleksandar kamasi - Fotolia.com

Babyprodukte für Väter, oder warum ich einen Leuchtschnuller gekauft habe

Mülltütenspender für volle Windeln, Teller mit Saugnapf, Lätzchen mit Auffangschale - alles schöne, aber nutzlose Erfindungen für junge Väter. Die wirklich wichtigen Dinge muss man lange suchen.

„Ich kann nicht mehr“, stöhnt meine Frau, als sie Freitag um zweiundzwanzig Uhr ins Bett kommt. „Der macht mich fertig. Das nächste Mal bist du dran“. Damit dreht sie sich zur Seite und zieht die Decke über sich. Heute hat Noah, 8 Monate, besondere Probleme einzuschlafen. Vier Mal schon musste meine Frau ihn wieder in den Schlaf wiegen. Kein Wunder, dass sie völlig erledigt ist. Wenige Minuten später höre ich den regelmäßigen Atem meiner Frau - sie schläft. Na, wenigstens eine, denke ich, als kurz darauf erneut ein leises Quengeln aus dem Schlafzimmer unseres Sohnes kommt.

 

Das Drama nimmt seinen Anfang

Also gut, bin ich dran. Ich schleiche so leise ich kann in sein Zimmer und beuge mich über das Gitterbettchen. Wahrscheinlich ist nur der Schnuller herausgefallen, vermute ich und greife neben seinen Kopf. Nichts. Jetzt nimmt Noah wahr, dass jemand da ist und greift nach meiner Hand. Mit der anderen Hand streiche ich über das Bettlaken. Wo ist nur der Schnuller? Noahs Quengeln wird lauter und er beginnt sich zu drehen. Nein, bitte nicht, denke ich. Denn, wenn er anfängt, sich zu drehen, heißt es, dass er gleich wieder wach ist. Wo ist nur der blöde Schnuller? Immer schneller streicht meine Hand über das Bettlaken. Noah dreht sich und fängt nun an zu schluchzen. Nein, nein, bitte nicht, flehe ich im Stillen. Emsig streiche ich Noah über den Kopf, um ihn zu beruhigen.

Vielleicht unter dem Bett?

Vielleicht ist der Schnuller durch die Gitterstäbe auf den Boden gefallen? Ich knie mich hin und wische mit der Hand über den Boden. Wenn ich doch nur das Licht anmachen könnte, aber dann ist Noah sofort wach. Das geht also nicht. Der Schnuller könnte natürlich auch unter das Bett gerutscht sein? Ich streiche Noah kurz über den Rücken in der Hoffnung, dass ihn das entspannt, aber sein Schluchzen wird lauter. Okay, ich muss sofort den Schnuller finden. Also, lege ich mich flach auf den Boden und reiche mit dem Arm unter das Bett. Immer noch nichts. Also weiter gerutscht, den Kopf unter das Bett geschoben und dann langsam weiter. Und dann passiert es: Ich muss niesen. Jetzt ist er mit Sicherheit ganz wach. Doch damit nicht genug. Über mir höre ich Noah, wie er sich im Bett aufrichtet, sich an den Gitterstäben hochzieht und nun aus vollem Halse weint. Nein, nein, Noah, nicht weinen, denke ich und versuche wieder unter dem Bett hervorzukommen, aber ... Mist, ich stecke fest. Dadurch, dass Noah an den Gitterstäben steht, drückt er die Matratze am Rand runter und genau da muss mein Kopf jetzt durch. Ich hänge fest. Ich ziehe meinen Arm unter dem Bett hervor und versuche Noah zu erreichen, greife aber nur in die Gitterstäbe. Bitte, bitte setzt dich wieder hin, flehe ich unter dem Bett, aber außer den Wollmäusen hört mich niemand. Jetzt fängt Noah auch noch an, mit den Füßen zu stampfen. Aua, stöhne ich unter der Matratze und bekomme erneut den Lattenrost auf die Wange gepresst. Wie wild rudert mein Arm nun herum in der Hoffnung, meinen Sohn zu packen, damit ich ihn endlich zurück aufs Bett ziehen kann, um mich zu befreien.

Mission missglückt

Doch zu spät, ich höre, wie die Tür geöffnet wird. Dann wird das Licht angeschaltet und eine verschlafene Stimme sagt: „Was ist denn hier los?“

Ich gebe zu, das Bild, das sich meiner Frau gerade bietet, ist besorgniserregend: Im Bettchen steht ein aufgelöst schluchzender Sohn, dem die Tränen über die Wangen laufen, während der Kopf des eigenen Mannes unter dem Gitterbett festhängt, sein Hintern in die Luft gestreckt ist und der linke Arm unkoordiniert durch die Luft wedelt.
„Was machst du denn da?“, höre ich meine Frau fragen. Für einen Moment bin ich versucht zu antworten: „Ich suche nach Öl“, entscheide mich aber für die Wahrheit. „Ich suche Noahs Schnuller,“ rufe ich von unter dem Bett. Meine Frau nimmt Noah auf den Arm und ich kann endlich meinen Kopf befreien. „Ah, endlich“, sage ich erleichtert und sehe in das kopfschüttelnde Gesicht meiner Frau.

„Hey, was sollte ich denn machen?“, sage ich und stehe auf. Ich wollte doch Noah nicht gänzlich aufwecken. „Das ist dir ja auch hervorragend gelungen“, antwortet sie und streicht Noah über die Wangen, um die Tränen abzuwischen. „Ja, aber wieso kann man diese blöden Schnuller auch im Dunkeln nicht finden?“, gebe ich trotzig zurück. „Warum leuchten die nicht?“ In diesem Moment mache ich einen Schritt nach vorn und ... „Au!“, trete auf etwas Hartes. Ich sehe unter meine schmerzende Fußsohle und finde - Noahs Schnuller.

Leuchtschnuller und selbstwärmende Gläschen

Am nächsten Morgen fahre ich das Notebook hoch und gebe ein: „Leuchtschnuller“ und tatsächlich, es gibt sie. Ich bestelle gleich drei. Beim nächsten Mal erspare ich mir den Ärger, wenn ich den Schnuller gleich finde und ihn meinem Sohn wiedergeben kann. Dann bin ich mir sicher, wird auch meine Frau die Vorteile von leuchtenden Schnullern erkennen. Ach ja, und nach selbstwärmenden Gläschen suche ich auch. Denn wer schon einmal mit einem vor Hunger weinenden Kind versucht hat, ein Gläschen im Topf aufzuwärmen und umzurühren, weiß, wie praktisch das wäre, würden die Gläschen sich selber erhitzen. Aber davon erzähle ich beim nächsten Mal.  

 

Christian Mörken, 39 Jahre, lebt als freier Autor, Redakteur und Texter mit seiner Frau Gabriela und seinen beiden Kindern in Pfronten.