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Ich kann mit den Interessen meiner Tochter nichts anfangen. Wie gehe ich damit um?

Eltern lieben ihre Kinder, das ist so selbstverständlich wie der Sonnenuntergang am Ende des Tages. Nicht weniger selbstverständlich ist die Tatsache, dass es hin und wieder einmal Streit gibt. Auch das ist normal und geht wieder vorbei. Väter allerdings stehen vor einem Problem, wenn sie feststellen, dass sie mit den Interessen ihrer Töchter nichts anfangen können. Konflikte sind vorprogrammiert, insbesondere im Innenleben des Vaters selbst.

Falls Sie sich bei dem Gedanken ertappen, dass es irgendwie schöner wäre, wenn Sie einen Sohn statt einer Tochter hätten, wird das für Sie wahrscheinlich ziemlich unangenehm. Schließlich lebt in uns allen der Spruch „Egal, was es wird, Hauptsache das Baby ist gesund!“ Wir müssen nicht wissen, ob unsere schwangere Frau einen Jungen oder Mädchen zur Welt bringt, wir werden das kleine Wesen in jedem Falle lieben. Doch bei aller Liebe – was können Väter tun, wenn sie mit den Interessen ihrer Töchter überhaupt nichts anfangen können? In erster Linie einmal das: Ruhe bewahren.

 

 

Spielen mit Puppen?

Ein Baby an sich ist schon eine Herausforderung. Es dauert eine Weile, bis man mit ihm sprechen kann, die Kommunikation ist entsprechend schwierig. Viele Väter freuen sich, wenn sie sich mit dem Kind endlich unterhalten können. Und wenn die motorischen Fähigkeiten beim Nachwuchs so entwickelt sind, dass man gemeinsam spielen kann. Sicher nicht alle, aber doch viele kleine Mädchen spielen jedoch gern mit Puppen und ähnlichen „typischen Mädchensachen“. Und genau das ist für Väter zuweilen ein Problem. Mit dem Sohn etwas zu bauen, Fußball zu spielen oder auf Bäumen herumzuklettern liegt Vätern oft mehr als mit Mädchen zu spielen. Ist die Tochter älter, wird es nicht unbedingt einfacher.

 

Alles pink!

Mädchenserien im Fernsehen, ein kleines Schminkköfferchen, merkwürdige Popmusik und das Anhimmeln von Schauspielern, die der Vater nicht einmal dem Namen nach kennt – diese Dinge können zur väterlichen Verwirrung führen. Allein das Zimmer zu betreten, kann schon zur Herausforderung werden. Alles ist womöglich pink, die Tochter telefoniert pausenlos mit Freundinnen und spricht über Themen, die den Vater entweder nicht interessieren oder ihn definitiv nichts angehen. Zumindest aus der Sicht der Tochter. Da fällt es schon schwer, sich für die Interessen der Tochter zu erwärmen. Im Grunde fehlt nur noch ein Freund der Tochter, der sich unglaublich cool gibt, kaum ein Wort redet und insgesamt irgendwie unsympathisch wirkt. Irgendwann setzt sich der Satz im Kopf des Vaters durch, auch wenn er sich dagegen mit aller Vehemenz wehrt und es nicht will. Der Satz „Ach, ich wünschte, wir hätten einen Sohn!“

 

Woher kommt das Desinteresse?

Man muss unterscheiden zwischen Desinteresse und Desinteresse. Und sich die Frage stellen, wo es herkommt. Denn faktisch ist der Wunsch nach einem Jungen statt einer Tochter oft nur oberflächlich die Lösung. Auch bei Jungen kann es zu fehlendem Interesse des Vaters kommen. Das liegt daran, dass die Gründe zuweilen woanders liegen. Wenn der Vater sich nach der Geburt des Kindes ausgegrenzt fühlt (ob nun begründet oder unbegründet), kann das dazu führen, dass er gewissermaßen als Abwehrhaltung Desinteresse gegenüber seinem Kind entwickelt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Jungen oder ein Mädchen handelt. Der Grund für das fehlende Interesse an der Tochter und dem, was sie mag, kann also durchaus woanders liegen als am fehlenden Verständnis für Hobbys oder Freundinnen. Doch selbst wenn nach der Geburt derlei Gefühle der Vernachlässigung oder Ausgrenzung beim Vater nicht entstehen, heißt das nicht, dass er sich ganz selbstverständlich für alles interessiert, was das Töchterchen so mag und macht.

 

Interesse will gelernt sein

Mädchen sind anders als Jungen. Man kann es drehen und wenden, wie man will, es ändert nichts an der Wahrheit dieser Aussage. Und trotzdem ist beispielsweise das Spielen mit Puppen nichts, was Väter sterbenslangweilig finden müssen. Es kommt weniger auf das Was an, sondern vielmehr darauf, wie Sie als Vater Aktivitäten mit Ihrer Tochter empfinden. Dabei geht es vornehmlich um das Zusammensein von Vater und Tochter. Besonders wenn das Mädchen noch klein ist, bieten sich hier viele Möglichkeiten, wenn Sie bereit sind, sich auf die Erlebenswelt Ihrer Tochter ein wenig einzulassen. Oft ergeben sich über vermeintlich langweilige Unternehmungen ganz andere Dinge, Sie entdecken, dass aus Langeweile eine spannende Angelegenheit werden kann. Und es ist nicht auszuschließen, dass Ihre Tochter Ihnen sogar Interesse an Dingen zeigt, mit denen Sie gar nicht gerechnet hätten.

 

Fixieren Sie Ihr Denken nicht

Desinteresse kann auch eine gewisse Eigendynamik entwickeln. Es ist ein bisschen wie mit der sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Wenn Sie erst einmal davon ausgehen, dass Sie die Interessen Ihrer Tochter langweilig finden, wird das aller Wahrscheinlichkeit auch über kurz oder lang der Fall sein. Die gute Nachricht: sich selbst erfüllende Prophezeiungen funktionieren auch in die andere Richtung. Gehen Sie also offen an die Sache heran und lassen Sie Ihrer Tochter und sich eine Chance, Gemeinsames zu entdecken. Es tut gar nicht weh. Und pink kann wirklich toll aussehen! Sie selbst müssen es ja nicht tragen ;-)