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Jede Entwicklungsphase im Kleinkindalter birgt für Eltern Freud und Leid zugleich

Wie entzückend ist doch ein Zweijähriges, wenn es mit großen Augen die Welt entdeckt – und wie unerträglich ist es, wenn es im Supermarkt schreiend und kreischend auf dem Boden liegt. So geht es Eltern in jeder kindlichen Entwicklungsphase – sie ist Himmel und Hölle zugleich.

Wären Babys und Kinder nicht so unwiderstehlich, dann wären sie für uns unerträglich. Es hat schon seinen Grund, warum das kindliche Erscheinungsbild einem Schema folgt, das bei gesund entwickelten Erwachsenen den Wunsch nach Zuwendung und Fürsorge weckt. Auch wenn es böse klingt: Kinder können uns in den Wahnsinn treiben und nur die Tatsache, dass sie so süß aussehen – und uns so zuckersüß um den Finger wickeln können - scheint mitunter ihr Überlebeben zu sichern.


Das Neugeborene – Ein Schreihals übernimmt die Macht

In den ersten zwei bis drei Lebensmonaten können viele Väter mit ihrem Kind kaum etwas anfangen. Klar ist es faszinierend, die Perfektion zu sehen, mit der Hände und Füße geformt sind und das Bewusstsein, Teil an der Entstehung dieses Wesens zu sein, ist schon beeindruckend. Ansonsten bestehen die ersten Monate mit Baby oft aus blankem Stress: Schlaflose Nächte, eine völlige Umkrempelung des Lebensrhythmus und eine Partnerin, die nichts außer dem Baby im Kopf hat und sich weder für Sex noch für gepflegtes Aussehen, geschweige denn für Ihre Befindlichkeiten interessiert. Besonders „gesegnet“ sind Paare mit einem Schreibaby – dann wünschen Sie sich nur noch, dass diese Phase endlich vorbeigeht.


Drei bis fünf Monate – Das Baby nimmt Kontakt auf

Etwa ab dem dritten Lebensmonat gehen tiefgreifende Veränderungen in dem kleinen Bündel vor, denen sich kaum ein Vater entziehen kann. Auge in Auge mit seinem Kind vergisst ein Vater schnell die ersten anstrengenden Monate, in denen das Leben sich zwischen Erschöpfung und Babygeschrei bewegte. Zumindest solange, bis das Baby wiederum in lautstarkes Gebrüll ausbricht – warum weiß manchmal niemand. Die Tatsache, dass Ihr Baby sich für Sie interessiert, tröstet hoffentlich darüber hinweg, dass Ihre Partnerin sich wahrscheinlich immer noch nicht so richtig Mühe mit ihrem Aussehen gibt und darüber, dass Sie kaum aus dem Haus kommen und dass der kleine Fratz nachts immer noch nicht durchschläft.


Sechs bis Neun Monate – Das Baby entdeckt die Welt

Es ist einfach fantastisch mit anzusehen, wie sich ein Kind immer mehr entwickelt. In dem Maße, indem es seine Muskeln trainiert und beweglicher wird, entdeckt es mehr und mehr die Welt. Immer öfter hören Sie statt Geschrei zufriedene Brabbellaute, Ihr Baby beginnt, sich selbst zu beschäftigen. Außerdem fängt es an, mit Ihnen zu spielen – wenn sich dieses Spiel anfangs auch oft nur mit dem Hin- und Hertauschen von Gegenständen befasst. Es fängt an, die ersten Silben hervorzubringen und manchmal verstehen Sie sogar schon, was es Ihnen sagen will. Außerdem schläft es endlich durch! Die Leiden dieser Zeit? Da gibt es so einige: Irgendwann in dieser Zeit beginnt die Zahnungsphase – und schon ist es wieder vorbei mit dem glücklichen Gegluckse. Ihr Baby beginnt zu fremdeln und selbst bei Ihnen fängt es mitunter zu brüllen an, wenn Sie es abends nach der Arbeit auf den Arm nehmen wollen.


Zehn bis sechzehn Monate – Auf dem Weg zum aufrechten Gang

Etwa ab dem elften Lebensmonat beginnen Babys, sich überall hochzuziehen – an Tischen, Stühlen, leeren Pappkartons. Es ist ein unglaubliches Erlebnis, wenn ein Kind dann die ersten eigenen Schritte tut. Plötzlich kann es auch in die Hände klatschen – eine hohe Anforderung an die Feinmotorik und damit eine große Leistung. Das erste Wort – manchmal ist es sogar Papa – folgt nun auch und Sie sind mächtig stolz auf die Fortschritte Ihres Kindes. Allerdings folgt auch hier der Nerv buchstäblich auf dem Fuße: Nichts ist mehr vor Ihrem Kind sicher. In seinem Bewegungsdrang müssen Sie ihm ständig hinterherrennen, ihm etwas sanft aus der Hand nehmen (zum Beispiel die Zigarettenkippe, die es im Spielzeugsand gefunden hat) und es in die gewünschte Richtung bugsieren. Dadurch fühlt sich Ihr Kind empfindlich eingeschränkt und brüllt – mittlerweile schon ziemlich lautstark.


16 bis 24 Monate – Auf in die Trotzphase

Ihr Kind lernt in den nächsten Monaten immer mehr dazu. Sein Wortschatz scheint zu explodieren und bei vielen Kindern steht der Mund kaum mehr still. Die ersten ernsthaften Unterhaltungen zwischen Vater und Kind werden möglich, manchmal sogar schon mit Mehrwortsätzen. Das Kind lernt jetzt auch, dass es einen eigenen Willen hat, den es unbedingt durchgesetzt haben will. Etwa mit eineinhalb, manchmal auch erst mit zwei Jahren beginnt die Trotzphase. Wutanfälle – egal wo – bestimmen fortan den Tagesablauf und stellen die Geduld der Eltern auf eine harte Probe.


Das dritte Lebensjahr – Aus dem Kleinkind wird ein Kindergartenkind

Viele Kinder kommen im dritten Lebensjahr in den Kindergarten. Die erste Ablösung von den Eltern beginnt, das Kind wird selbstständiger. Vor allem Mütter sehen diese Entwicklung mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Schön daran ist, dass Ihr Kind neue „Inputs“ mitbringt, sich auch durch den Kontakt mit der Außenwelt mehr und mehr zu einer eigenen Persönlichkeit entwickelt. Damit einher geht auch ein eigener Wille, der immer ausgeprägter wird und mit den steigenden Fähigkeiten des Kindes zu immer heftigeren Wutausbrüchen führen kann. Dafür kommen viele Kinder zumindest tagsüber schon ohne Windeln aus – eine Entlastung für Tagesablauf und Geldbeutel. Die meisten Kinder sind in diesem Alter oft krank – zwölf Infekte pro Jahr gelten als normal, Auslöser ist der enge Kontakt mit anderen Kindern. Aber trösten Sie sich: Nach dem ersten Kindergartenjahr ist das Immunsystem meist stark genug und der Infektionsdruck lässt deutlich nach.


Viertes bis sechstes Lebensjahr – vom Kleinkind zum Kind

Im vierten Lebensjahr sehen Sie Ihr Kind irgendwann an und stellen fest, dass alle Anzeichen des niedlich-tapsigen Kleinkindes verschwunden sind. Ihr Nachwuchs wird mehr und mehr zu einer ernstzunehmenden Persönlichkeit. Meist sind dies relativ ruhige Jahre. Das Trotzalter ist vorüber, Ihr Kind kennt die Regeln und aufgrund seiner kognitiven Entwicklung versteht es mehr und mehr den Sinn von Ver- und Geboten. Es kann sich mitteilen und die Kommunikation wird einfacher. Größere Probleme treten oft dann erst wieder auf, wenn die Einschulung näher rückt.

Das Leben mit Kind ist aufregend, in jeder Phase, denn irgendetwas ist immer. Genießen Sie deshalb ganz besonders die harmonischen und ruhigen familiären Zeiten und wenn es wieder mal besonders turbulent zugeht, trösten Sie sich damit, dass jede Phase, und mag sie noch so grässlich sein, auch wieder vorbei geht.