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Wenn das Zuhause Kinder krank macht

Wir leben in einer schnelllebigen Welt, die hohe Anforderungen an uns stellt. Die Auswirkungen spüren nicht nur die betroffenen Erwachsenen. Auch die Kinder leiden darunter. Das reicht bis zu ernsthaften Erkrankungen. Eltern haben hier eine enorme Verantwortung, was den Druck einerseits noch zusätzlich erhöht. Andererseits ist es möglich, die Klippe des erkrankten Kindes zu umschiffen.

Der Freitagabend ist für den kleinen Michael kein schöner Abend. Zwar steht das Wochenende vor der Tür, aber Michael weiß, dass sein Papa am Samstag arbeiten muss, seinen Mama muss sogar am Sonntag ran. Die kleine Familie versucht trotzdem, sich den Abend schön zu gestalten, aber der Junge spürt, dass keine entspannte Grundstimmung in der Luft liegt. Dieser Freitag ist so ähnlich wie viele andere auch, vergangene und kommende. In letzter Zeit hat Michael häufig Kopfschmerzen, manchmal ist ihm schwindelig, und das Einschlafen fällt ihm auch schwer. Er selbst weiß es nicht, aber sein Unwohlsein hängt mit dem Stress seiner Eltern zusammen.
 

Jedes fünfte Kind hat gesundheitliche Beschwerden

Der Wert ist alarmierend und doch folgerichtig. Eine Studie der AOK mit dem wohlklingenden Titel „Gesunde Kinder – gesunde Zukunft“ hat das Ergebnis zutage gefördert, dass der Name leider nicht Programm für Kinder in Deutschland ist. Befragt wurden im Herbst 2013 insgesamt 1.503 Mütter und Väter. Das mag als wenig repräsentativ erscheinen, doch das Gesamtbild im Land wird tendenziell doch recht gut wiedergegeben. Die gesundheitlichen Leiden der Kinder reichen von Unwohlsein, Schwindel und Benommenheit über Nervosität, Gereiztheit und Kopfschmerzen bis hin zu Bauchschmerzen, Rückenschmerzen und Probleme mit dem Schlaf.

 

Unzufriedenheit färbt ab

Sind die Eltern unzufrieden, färbt das auf Kinder ab. Das ist nun wahrlich keine revolutionär neue Erkenntnis, sondern eher so etwas wie ein Naturgesetz. Trotzdem ist ein Blick auf die Form der Unzufriedenheit interessant. Die spaltet sich nämlich in zwei Oberthemen. Zum einen gibt es sie in Form von einem mangelnden guten Gefühl innerhalb der Beziehung bzw. Familie. Das kommt gar nicht so selten vor. Zum anderen gibt es die Unzufriedenheit, die sich aus beruflicher Überforderung ergibt. Beides wirkt sich negativ auf Kinder aus, sie leiden häufiger an Krankheiten und entwickeln Symptome, die normalerweise eher stressbedingt bei Erwachsenen anzutreffen sind.

In diesem Zusammenhang ist es wenig überraschend, dass Alleinerziehende – und dementsprechend auch deren Kinder – besonders häufig unter gesundheitlichen Problemen leiden. Meist sind sie beruflich stark angespannt, für eine zufriedene Familie fehlt der Partner. Allerdings muss man anmerken, dass auch eine frustrierende Partnerschaft desaströse Auswirkungen auf die Familie haben kann. So oder so: Kinder leiden darunter. Das wirkt sich natürlich auch auf die sozialen Bindungen im Kindergarten und der Schule aus.
 

Zu viel Fernsehen? Aber nicht doch!

Apropos soziale Bindungen – auch das Medienverhalten von Kindern wirkt sich auf soziale Eigenschaften aus. Doch darin sehen die befragten Eltern der Studie der AOK kein Problem. Da scheint sich ein Widerspruch aufzutun. Einerseits ist die berufliche Anspannung in vielen Familien ein erheblicher Faktor des Alltags. Andererseits gaben stattliche 90 Prozent der Befragten an, den Fernsehkonsum des Nachwuchses unter Kontrolle zu haben. Beim Computer sehen sich 89 Prozent im grünen Bereich. Und bei der Spielkonsole immerhin noch 86 Prozent. Lediglich beim Smartphone herrscht allgemein weniger „Strenge“. Die selbstbewusste Einschätzung legt jedoch nahe, dass viele Eltern sich etwas vormachen, wenn es um die Mediennutzung ihrer Kinder geht. Das zeigt auch die Aussage von 64 Prozent der Befragten, sie seien bei ihren Kindern in Sachen Medienkonsum „voll im Bilde“. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass viele gar nicht ob der Möglichkeiten eines Smartphones wissen. Oder aufgrund von Berufstätigkeit die Bildschirmverweildauer ihrer Kinder falsch einschätzen. Wo Kinder isoliert sind und sich womöglich aus der grauen Alltagswelt in die der Medien flüchten, entsteht jedoch sicher kein gesundes Grundgefühl. Und auch keine Gesundheit.

 

Ein Teufelskreis?

Wenn man bedenkt, wie schnell die Welt sich weiterdreht und dass sie immer mehr Tempo aufzunehmen scheint, liegt es nahe, sich seinem Schicksal zu ergeben und damit abzufinden, dass Familie und Freizeit immer weniger Raum einnehmen. Allerdings ist das weder für Eltern noch für Kinder hilfreich oder gar gesundheitsfördernd. Für Eltern ist es sinnvoll, sich selbst zu hinterfragen und mit den Antworten kreativ umzugehen.

  • Machen Sie sich bewusst, dass Ihre Laune sich auch auf das Befinden Ihres Kindes auswirkt. Das bedeutet nicht, dass Sie „immer gut drauf“ sein müssen. Aber muss Ihr Kind wirklich immer merken, wenn Sie sich eingespannt fühlen?
  • Entschleunigen Sie sich! Oft ist ein Teil des Problems die eigene Einstellung. Wenn Sie morgens schon mit dem Gefühl aufstehen, dass Sie sowieso nicht allem gerecht werden können, ist eine miese Stimmung vorprogrammiert. Freuen Sie sich über das Erreichte, statt sich über das Unerreichte zu grämen.
  • Schließen Sie die Schotten auch mal! Seit Jahren schon wird darüber diskutiert und geschrieben, dass es nicht gut ist, immer und überall erreichbar zu sein. Seien Sie doch ruhig einmal nicht immer und überall erreichbar und genießen die wenige freie Zeit mit Ihrer Familie.

Klingt das nach billigen Tipps, die mit der Wirklichkeit nicht recht zusammengehen können?

Auf den ersten Blick mag das so scheinen, aber wenn Sie es doch einmal versuchen, stellen Sie womöglich fest, dass es hier und da wirklich funktioniert. Ihr Liebsten werden es Ihnen danken, Ihr Kind ganz besonders. Und ein bisschen Kopfschmerzen bei Ihnen nach einer lauten Spiel- und Toberunde sind sicherlich viel besser, als das schmerzliche Wissen, dass Ihr Nachwuchs Kopfschmerzen wegen Ihrem Stress bekommt.  

Was haben Sie schon zu verlieren außer viel Druck und jeder Menge schlechter Laune?