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Leben mit Adoptivkind

Auf Paare, die sich entscheiden, ein Kind zu adoptieren, wartet ein Familienleben mit all seinen Höhen und Tiefen. Darüber hinaus gibt es einige Besonderheiten im Umgang mit dem Kind und vor allem mit der Tatsache, dass es sich nicht um ein leibliches handelt.

Werde ich ein Adoptivkind so lieben können als wäre es mein eigenes? Gerade diese Frage bewegt viele Eltern. Wer ein Kind adoptiert, trifft eine Entscheidung fürs Leben – denn der Entschluss gilt für immer, genauso wie wenn man selbst als Paar ein Kind bekommt. Die besonderen Aufgaben, die Adoptiveltern erwarten, gehören mit dazu.

 

Offenheit von Anfang an

Mittlerweile ist man sich einig: Ein Adoptivkind muss von Anfang an wissen, dass es nicht das leibliche Kind ist. Der Vertrauensbruch der entsteht, wenn es erst als Schulkind oder im Teenageralter erfährt, dass es adoptiert ist, ist sonst oft so groß, dass er nicht mehr zu kitten ist. Das Wissen, dass man nicht das „echte“ Kind ist, bringt für die Adoptivkinder Ängste und Befürchtungen mit sich, um die die Eltern wissen müssen. Adoptivkinder haben häufig starke Trennungsängste und befürchten bei Fehlverhalten irgendwie weggegeben zu werden. Daraus resultiert zum einen eine übermäßige Anpassung im Kleinkind- und Grundschulalter, in der Pubertät schlägt dies dann häufig ins Gegenteil um: Gnadenlos wird ausgetestet, ob die Eltern auch wirklich immer und unter allen Umständen zu ihm stehen. Das kann für die Eltern eine harte Zeit werden. Zum einen sollen sie Rückhalt geben und immer wieder versichern, wir lieben dich und sind für dich da, zum anderen ist aber auch eine klare Abgrenzung nötig.

 

Um zu verhindern, dass ein Kind spät oder von anderen Menschen erfährt, dass es adoptiert ist, muss es mit der Tatsache aufwachsen, dass es von einer anderen Mutter geboren wurde als der, bei der es lebt. Am einfachsten lässt sich das bereits im Kleinst- und Kleinkindalter vermitteln. Entsprechende Bücher und die Thematisierung der Frage „Wo komme ich eigentlich her?“ erleichtern diesen Prozess. Beantworten Sie alle Fragen Ihres Kindes so ehrlich wie möglich. Auf Fragen wie: „Bin ich auch aus Mamas Bauch gekommen?“ kann man zum Beispiel folgendermaßen antworten: „Nein, gewachsen bist du in einer anderen Frau, aber wir haben uns sehr auf dich gefreut und konnten es gar nicht erwarten, bis du bei uns warst!“.

 

Bonding – für Adoptivkinder besonders wichtig

Selbst Kinder, die als Säuglinge zu den neuen Eltern kommen, haben oft einen Mangel an Urvertrauen, der zum Teil daraus resultiert, dass sie doch einige Tage ohne feste Bezugsperson im Krankenhaus verbracht haben. Das so wichtige Bonding, das in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt stattfindet, fehlt. Die Adoptiveltern sollten mit ihrem Kind in Körperkontakt gehen – am besten auf der nackten Haut – so oft es geht. Beim Füttern, zum Einschlafen, im Tragetuch, gehen Sie mit Ihrem Baby auf Tuchfühlung. So lernt es Ihren Geruch und Sie selbst kennen und macht die Erfahrung: Es ist jemand für mich da, wann immer ich ihn brauche. Eine enge Bindung schafft eine gute Basis für die Zeit, in der das Kind aufgrund seiner Herkunft und seiner Geschichte in Zweifel geraten kann, ob es wirklich geliebt wird.

 

Die Frage nach den leiblichen Eltern

Häufig kommt beim Kind irgendwann die Frage auf: Wer sind meine leiblichen Eltern? Je nachdem, welche Art der Adoption gewählt wurde, können die Eltern diese Frage sofort oder erst nach Akteneinsicht beantworten. Bei der offenen Adoption kann es sogar sein, dass das Kind von klein auf mit den leiblichen Eltern in Kontakt ist. Wenn das Adoptivkind den Wunsch hat, seine biologischen Eltern kennenzulernen, sollten die Adoptiveltern es darin unterstützen. Drängen sollten sie es jedoch nicht. Denn manche Kinder interessiert es schlichtweg nicht, wo sie ursprünglich herkommen. Vielleicht kommt der Wunsch einfach auch erst später, wenn eine eigene Familie und Kinder vorhanden sind. Lassen Sie Ihr Kind in dieser Hinsicht das Tempo bestimmen.

 

Adoption und die Partnerschaft

Eine Adoption ist ein ebenso großer Einschnitt in die Partnerschaft wie die Entscheidung zu einem eigenen Kind. Es gibt wichtige Fragen zu klären, die sich das Paar vor der Adoption beantworten muss:

 

  • Warum wollen wir ein Kind adoptieren?
  • Sind wir beide in gleichem Maße bereit, für das Kind zu sorgen und unser Leben gänzlich umzustellen?
  • Sind wir auch bereit, ein Kind zu adoptieren, das nicht den gesellschaftlichen Vorstellungen entspricht, also nicht besonders hübsch oder körperlich oder geistig behindert ist?
  • Würden wir auch ein Kind anderer Nationalität adoptieren?
  • Können wir damit umgehen, wenn das Adoptivkind uns anfangs ablehnt (bei älteren Kindern)?

Lassen Sie sich Zeit und denken Sie eingehend mit Ihrer Partnerin über diese Fragen nach, denn eins ist sicher: Wenn man ein Kind adoptiert, dann werden die Zweifel häufig größer sein als bei einem eigenen Kind. Überlegen Sie sich vor der Adoption auch sehr gut, ob Sie in der Lage sind, ein Kind mit traumatischem Hintergrund anzunehmen. Oft entscheiden sich Paare aus Mitleid dafür, sind aber später nicht in der Lage, dieses Kind ausreichend zu lieben und mit der individuellen Persönlichkeit umzugehen.

 

Wo gibt es Hilfe?

Gleichgesinnte finden Adoptiveltern in Selbsthilfegruppen, die es mittlerweile in vielen Städten gibt. Dort ist ein Austausch möglich über die eigenen Probleme und den Umgang damit. Zu wissen, dass es anderen Eltern mit Adoptivkind ähnlich geht wie einem selbst, erleichtert die Situation und ein neuer Blickwinkel führt oft zu Lösungen, auf die man selbst nicht gekommen wäre.

 

Zum Weiterlesen:

http://www.adoption.de/

http://www.familien-wegweiser.de/wegweiser/stichwortverzeichnis,did=101234.html

http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/familie/adoptivkinder/index.jsp

 

Büchertipp:

http://www.palverlag.de/adoption.html