Wunde und schorfige Hautstellen, quälender Juckreiz und schlaflose Nächte. Dies erleben Eltern von Kindern, die an Neurodermitis erkrankt sind. Diese Hautkrankheit, medizinisch auch atopisches Ekzem genannt, kann für betroffene Familien zur großen physischen und psychischen Belastungsprobe werden. Lesen Sie hier wichtige Fakten zu Neurodermitis und wie Sie als Familie damit umgehen, wenn bei Ihrem Kind die Diagnose gestellt wurde.
Hilfe – mein Kind hat Neurodermitis!
Was genau ist Neurodermitis?
Unter Neurodermitis versteht man eine entzündliche Hauterkrankung, die jedoch nicht ansteckend ist. Aufgrund sehr trockener Haut entstehen am ganzen Körper schorfige, wunde und rote Hautstellen, die extrem jucken können. Die Haut von Neurodermitikern kann Feuchtigkeit schlecht speichern und weist zusätzlich einen Mangel an Hautfetten auf. Durch ständiges Kratzen wird die Haut noch mehr gereizt und entzündet sich weiter.
Neurodermitis beim Baby und Kleinkind oft genetisch bedingt
Leidet ein Elternteil an Neurodermitis, so liegt die Wahrscheinlichkeit bei 40 Prozent, dass auch beim Kind eine Neurodermitis entsteht. Eine Erkrankung beider Elternteile zieht sogar eine statistische Wahrscheinlichkeit von 60 bis 80 Prozent nach sich. Weitere Faktoren, die die Erkrankung beeinflussen sind psychische Faktoren, Umweltfaktoren oder bestimmte Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Auch wenn die genetische Disposition vorhanden ist, muss die Krankheit beim Kind nicht zwingend ausbrechen. Wer um die Veranlagung weiß, kann bereits im Vorfeld präventive Maßnahmen ergreifen, um bei seinem Kind den Ausbruch der Krankheit zu verhindern. Diese erstrecken sich auf die richtige Hautpflege und eine adäquate allergieangepasste Ernährung.
Das A und O bei neurodermitisgeplagter Kinderhaut: Die passende Pflege
Da die Haut von an Neurodermitis erkrankten Kindern generell sehr trocken ist und empfindlich auf äußere Reize reagiert, sollten folgende Hautpflegetipps beachtet werden:
- Um ein weiteres Austrocknen der Haut zu verhindern, sollten Sie Ihr Kind niemals zu heiß baden
- Rückfettende Ölbäder sind dazu geeignet, um das weitere Austrocknen der Haut zu verhindern
- Die Haut des Kindes sollten Sie täglich, vor allem aber nach dem Duschen und Baden, mit einer rückfettenden Pflegecreme behandeln. Hier eignen sich besonders Produkte, die Harnstoff enthalten. Dieser reguliert den Feuchtigkeitsgehalt der Haut.
- An sich gilt: Duschen ist besser als zu lange Bäder
Neurodermitishaut reagiert oft stark auf äußere Reize
Aus diesem Grunde sollten folgende Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden:
- Kinderkleidung sollte grundsätzlich aus natürlichen Materialien wie Baumwolle oder Leinen bestehen. Vermeiden Sie Materialien aus Wolle oder Kunstfasern, da diese die Haut zusätzlich reizen können
- Kleidung vor dem ersten Tragen immer erst Waschen und wenn möglich auf Weichspüler verzichten
- Starkes Schwitzen reizt die Haut zusätzlich und verstärkt den Juckreiz. Deshalb sollten Sie darauf achten, dass Ihr Kind nicht zu warm angezogen ist
- Achten Sie darauf, die Fingernägel Ihres Kindes relativ kurz zu halten. Es ist unvermeidbar, dass sich das Kind kratzt. Zu lange Nägel bergen die Gefahr, dass Ihr Kind sich die Haut blutig kratzt. Manchmal hilft es, vor allem in der Nacht, dem Kind spezielle Baumwollfäustlinge überzuziehen
Die richtige ärztliche Behandlung von Kindern mit Neurodermitis
Haben Sie den Verdacht, dass Ihr Kind an Neurodermitis leidet, so sollten Sie einen auf diese Hauterkrankung spezialisierten Arzt aufsuchen. Dies sind entweder Kinderärzte oder Dermatologen. Der Arzt wird bei Ihrem Kind durch Gespräche und genauere Untersuchungen eine gesicherte Diagnose stellen und mit Ihnen gemeinsam einen Therapieplan ausarbeiten und besprechen. Eventuell werden auch verschiedene Tests auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Allergien notwendig sein.
Mit den Belastungen der Krankheit richtig umgehen
Gespräche und ein offener Umgang mit der Krankheit Neurodermitis helfen betroffenen Eltern und ihren Kindern. Auch das Elternpaar sollte klare Vereinbarungen treffen im Umgang mit dem kranken Kind:
- Besonders die Nächte sind bei neurodermitiskranken Kindern von quälendem Juckreiz und Schlaflosigkeit geprägt. Treffen Sie als Elternpaar Vereinbarungen, wer sich in der Nacht wann um das Kind kümmert, damit jeder die Möglichkeit hat auch einmal eine Nacht durchzuschlafen
- Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Krankheit und vermitteln Sie ihm ein Verständnis dafür. Kinder haben oft mit Hänseleien von anderen Kindern zu kämpfen. Wichtig ist hier, dass Ihr Kind um seine Krankheit weiß, offen und selbstbewusst damit umgehen kann. Auch wenn der Körper in manchen Phasen sichtbar von der Hauterkrankung gekennzeichnet ist
- Gut gemeinte Ratschläge von anderen Menschen werden betroffene Eltern häufig hören. Zu viele andere Meinungen und zu gut gemeinte Ratschläge verunsichern oft mehr als dass sie helfen. Positionieren Sie sich anderen gegenüber klar. Wichtig ist, dass Sie mit richtiger ärztlicher Hilfe und Informationen über die Krankheit Ihren eigenen Weg finden, so dass es Ihnen und Ihrer Familie gut dabei geht
Neurodermitisschulungen für Eltern und Kind
Information über und der Umgang mit der Krankheit Neurodermitis ist für die ganze Familie sehr wichtig. Die Krankheit kann unter Umständen das ganze Familienleben verändern und stellt sowohl für das betroffene Kind als auch für die Eltern eine große Belastungsprobe dar. Vor allem Kinder und Jugendliche haben es oft schwer, im Alltag mit dieser Krankheit umzugehen. Häufig werden für betroffene Familien qualitätsgesicherte Schulungen in fast allen Städten angeboten, um den Umgang mit der Krankheit zu erleichtern. Informationen hierzu erhalten Sie bei Ihrem Arzt oder der Krankenkasse.
Weitere Informationen finden Sie hier:
http://www.neurodermitisschulung.de/schulungszentren.html
https://www.sparmedo.de/selbsthilfegruppe/bei/neurodermitis/