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Was ist die familiäre Hypercholesterinämie?

Die familiäre Hypercholesterinämie ist eine vererbbare Erkrankung, bei der bestimmte Blutfettwerte chronisch erhöht sind. In diesem Artikel klären wir Sie darüber auf, wie die Krankheit genau bedingt ist und welche Symptome charakteristisch sind. Darüber hinaus erfahren Sie, wie die Vererbung der Erkrankung funktioniert und wie die Symptome am besten behandelt werden.

Welche Folgen hat die familiäre Hypercholesterinämie?

Die wichtigste und grundlegende Folge der familiären Hypercholesterinämie ist, dass die Werte des LDL-Cholesterins im Blut chronisch erhöht sind.(1) Cholesterin wird auch vom Körper selbst hergestellt und erfüllt essenzielle Aufgaben. Zum Beispiel ist es ein Bestandteil der Zellmembranen, dient als Vorstufe für Hormone wie Cortisol oder Geschlechtshormone und spielt eine zentrale Rolle als Ausgangsstoff für die Bildung von Vitamin D. (2) 
Zu hohe Blutwerte können dazu führen, dass sich das Cholesterin an den Gefäßwänden ablagert. Das Risiko für eine Atherosklerose ist dann massiv erhöht. Die Atherosklerose selbst wiederum ist ein Risikofaktor für eine Vielzahl von kardiovaskulären Erkrankungen. (3) 

 

Welche Symptome werden durch die familiäre Hypercholesterinämie verursacht?

Die familiäre Hypercholesterinämie macht sich nur durch wenige Symptome bemerkbar oder verläuft zu Beginn ganz ohne Auffälligkeiten. Durch die erhöhten LDL-Cholesterinwerte im Blut kommt kann zu Fettablagerungen kommen. Eine der auffälligsten Manifestationen sind Xanthome. Diese gelblichen Fettablagerungen in der Haut treten häufig an den Sehnen, insbesondere der Achillessehne und der Streckseite der Finger, auf. (4) Auch Xanthelasmen, gelbliche Ablagerungen um die Augenlider, sind charakteristisch. (5) Diese Veränderungen können bereits in jungen Jahren sichtbar werden. 

Die durch die familiäre Hypercholesterinämie verursachte Atherosklerose kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen stark erhöhen. In manchen Fällen treten bei Betroffenen bereits in jungen Jahren Brustschmerzen (Angina pectoris) oder Herzinfarkte auf. 
Schwere Fälle können sich durch eine generalisierte Verkalkung der Gefäße und Komplikationen wie Schlaganfälle äußern. (6) 
Symptome der familiären Hypercholesterinämie zusammengefasst: 

  • Erhöhte LDL-Cholesterin-Werte im Blutbild
  • Xanthelasmen
  • Xanthome

 

Wie funktioniert die Vererbung des Hypercholesterins auf Kinder?

Erhöhte Werte des Cholesterins können vererbbar sein. Ursache dafür sind genetische Mutationen, die von den Eltern an die Kinder weitergegeben werden. Die Mutationen führen zu einer Fehlfunktion von Proteinen, die für die Aufnahme von Cholesterin aus dem Blut in die Zellen verantwortlich sind. (7) Diese angeborene Hypercholesterinämie kann bereits in jungen Jahren zu gesundheitlichen Problemen führen. (4)

Die familiäre Hypercholesterinämie wird autosomal-dominant vererbt. (7) Das bedeutet, dass eine einzige veränderte Kopie des betroffenen Gens ausreicht, um die Erkrankung auszulösen. Somit kann die Veranlagung bereits von einem Elternteil an das Kind weitergegeben werden.
Betroffene Menschen haben in der Regel eine Mutation in einem der Gene, die für den Cholesterinstoffwechsel verantwortlich sind, wie dem LDL-Rezeptor-Gen.(7) Dieser Rezeptor ist dafür zuständig, LDL-Cholesterin aus dem Blut aufzunehmen und in die Zellen zu transportieren. Eine Mutation führt dazu, dass diese Funktion eingeschränkt oder vollständig blockiert ist. Das Cholesterin wird dann nicht normal in die Zelle aufgenommen, sondern verbleibt vermehrt im Blut.

Die Vererbungswahrscheinlichkeit beträgt bei einem erkrankten Elternteil 50 Prozent, unabhängig vom Geschlecht des Kindes. Dies bedeutet, dass jedes Kind eines Betroffenen mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:2 ebenfalls die Mutation und damit die Erkrankung erbt.(7) Kinder mit zwei betroffenen Elternteilen haben zudem das Risiko, die sogenannte homozygote Form der Erkrankung zu entwickeln, die deutlich schwerer verläuft. 

 

Welche Behandlungen gibt es bei der familiären Hypercholesterinämie?

Auch wenn die erhöhten Werte des Cholesterins vererbbar sind, gibt es einige Behandlungsmöglichkeiten, um die Folgen zu lindern. Eine Beseitigung der zugrundeliegenden Mutationen ist derzeit nicht möglich. 

Die Behandlung der familiären Hypercholesterinämie zielt darauf ab, den Cholesterinspiegel zu senken, um das Risiko schwerwiegender Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu minimieren. Eine zentrale Rolle spielt die medikamentöse Therapie. 

Statine werden in der Regel als Erstlinientherapie eingesetzt, da sie die Cholesterinproduktion in der Leber hemmen und die LDL-Rezeptoren anregen, wodurch mehr LDL-Cholesterin aus dem Blut entfernt wird.(5) Wenn Statine allein nicht ausreichen oder nicht vertragen werden, können sie mit anderen Medikamenten kombiniert werden. PCSK9-Inhibitoren, eine relativ neue Klasse von Medikamenten, senken den LDL-Cholesterinspiegel deutlich, indem sie den Abbau der LDL-Rezeptoren in der Leber hemmen und so deren Recyclingrate erhöhen. Dies führt zu einer verstärkten Aufnahme von LDL-Cholesterin aus dem Blut. (5)

In manchen Fällen wird eine LDL-Apherese notwendig. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, bei dem LDL-Cholesterin direkt aus dem Blut entfernt wird. Diese Therapie wird vor allem bei Menschen mit extrem hohen Cholesterinwerten oder unzureichendem Ansprechen auf Medikamente eingesetzt.(5)

Neben der medikamentösen Therapie spielt auch der Lebensstil eine wichtige Rolle. Eine cholesterinarme Ernährung, reich an Ballaststoffen, ungesättigten Fettsäuren und arm an gesättigten Fetten, kann die Cholesterinwerte zusätzlich positiv beeinflussen. (8) Der Verzicht auf das Rauchen ist besonders wichtig, da Rauchen das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen weiter erhöht. (9)

Wichtige Behandlungsmethoden der familiären Hypercholesterinämie zusammengefasst: 

  • Medikamente wie Statine oder PCSK9-Inhibitoren
  • LDL-Apherese
  • Ernährungsanpassung
  • Verzicht auf Rauchen

 

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(1)  Hovingh, G. K., Davidson, M. H., Kastelein, J. J. P., & O’Connor, A. M. (2013). Diagnosis and treatment of familial hypercholesterolaemia. European Heart Journal, 34(13), 962–971. https://doi.org/10.1093/eurheartj/eht015
(2)  Cortes, V. (2014). Physiological and pathological implications of cholesterol. Frontiers in Bioscience, 19(3), 416. https://doi.org/10.2741/4216
(3) Falk, E. (2006). Pathogenesis of atherosclerosis. Journal of the American College of Cardiology, 47(8 Suppl), C7-12. https://doi.org/10.1016/j.jacc.2005.09.068
(4) Nordestgaard, B. G., et al. “Familial Hypercholesterolaemia Is Underdiagnosed and Undertreated in the General Population: Guidance for Clinicians to Prevent Coronary Heart Disease: Consensus Statement of the European Atherosclerosis Society.” European Heart Journal, vol. 34, no. 45, 2013, pp. 3478–3490, https://doi.org/10.1093/eurheartj/eht273.
(5) Harada-Shiba, Mariko, et al. “Guidelines for the Diagnosis and Treatment of Adult Familial Hypercholesterolemia 2022.” Journal of Atherosclerosis and Thrombosis, vol. 30, no. 5, 2023, pp. 558–586, https://doi.org/10.5551/jat.cr005.
(6) Björkegren, Johan L. M., and Aldons J. Lusis. “Atherosclerosis: Recent Developments.” Cell, vol. 185, no. 10, 2022, pp. 1630–1645, https://doi.org/10.1016/j.cell.2022.04.004.
(7) Abifadel, Marianne, and Catherine Boileau. “Genetic and Molecular Architecture of Familial Hypercholesterolemia.” Journal of Internal Medicine, vol. 293, no. 2, 2022, pp. 144–165, https://doi.org/10.1111/joim.13577.
(8)  Karr, Samantha. “Epidemiology and Management of Hyperlipidemia.” The American Journal of Managed Care, vol. 23, no. 9 Suppl, 2017, pp. S139–S148.
(9) Kondo, Takahisa, et al. “Effects of Tobacco Smoking on Cardiovascular Disease.” Circulation Journal: Official Journal of the Japanese Circulation Society, vol. 83, no. 10, 2019, pp. 1980–1985, https://doi.org/10.1253/circj.CJ-19-0323.
 

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