Ab der ersten Sekunde, in der sie ihr Kind in den Armen halten, wird die Sorge zum Begleiter vieler Eltern. Sie fragen sich immer wieder, ob es dem Baby gut geht und ob nicht doch irgendwo eine unentdeckte Gefahr lauert: Das kann für Stress sorgen. Beruhigend ist, dass lebensbedrohliche Notfälle selten sind. Um für den Ernstfall gerüstet zu sein, sollten sich Eltern aber mit Erster Hilfe am Baby befassen. Ein Überblick:
So geht Erste Hilfe am Baby
Was tun, um Erstickung zu verhindern?
Kinder sind in ihrem ersten Lebensjahr wahrhaftige Meister im Entwickeln und Entdecken. Wachsen sie zunächst rasant und bilden einige Fähigkeiten aus, nutzen sie diese schon bald, um ihre Welt noch intensiver zu erkunden. Nicht selten nehmen sie dabei auch Dinge in den Mund. Mamas Schlüsselbund, einen Bauklotz, die Pfote des Familienhundes, nichts scheint sicher vor der Neugierde kleiner Kinder.
Doch hinter der Erkundung der Welt mit dem Mund schlummert die Gefahr, dass Fremdkörper in die Luftröhre geraten und akut lebensbedrohlich werden können. Eltern sollten daher stets darauf achten, keine kleinen Gegenstände herumliegen zu lassen, Spielzeug auf möglicherweise lose Kleinteile prüfen und ihr Kind dauerhaft im Blick behalten. Im Beikostalter ist es wichtig, keine Nahrungsmittel zu geben, von denen eine Erstickungsgefahr ausgeht. Hierzu gehören beispielsweise Nüsse, aber auch ganze Erbsen oder Trauben können problematisch sein.
Und passiert es doch einmal, ist das schnell zu erkennen: Das Baby scheint nach Luft zu ringen, es rudert mit den Armen und kann nicht kräftig husten. In diesem Fall muss zügig gehandelt werden, denn es bleiben nur wenige Minuten. Die richtige Methode im Rahmen der Ersten Hilfe am Baby ist der sogenannte Sandwich Griff.
Hierfür wird das Baby mit dem Bauch nach unten auf den Schoß gelegt, wobei der Körper leicht abschüssig mit dem Kopf nach unten zeigt. Die Person, die erste Hilfe leistet, schlägt nun mit dem Handballen auf den Rücken des Kindes zwischen die Schulterblätter. Schon hierbei kann sich der Fremdkörper lösen und das Atmen ist möglich.
Geschieht dies jedoch nicht, wird das Baby auf den Rücken gedreht und der Brustkorb mit Hilfe der Finger gedrückt, sodass stoßartige Luftströme aus der Lunge den Fremdkörper lösen. Zwischendurch muss die Mundhöhle geprüft werden. Findet sich auch nach dem dritten Durchgang kein Fremdkörper, sollten Eltern spätestens den Notruf wählen.
Die wichtigsten Punkte beim Sandwich Griff und weitere Maßnahmen zur Ersten Hilfe hat babelli.de in Merkblättern zusammengefasst. Diese können sich Eltern ausdrucken und an einer gut zugänglichen Stelle im Haushalt aufbewahren. Als Gedankenstütze in einem hektischen Moment helfen die Blätter dann dabei, das Richtige zu tun. Hier geht’s zum Download.
Wie werden Babys reanimiert?
Es ist ein Horrorszenario: Das Baby wird – beispielsweise aufgrund von Luftnot – bewusstlos und atmet nicht mehr. Verständlicherweise möchten sich Eltern nicht mit solchen Vorstellungen befassen, denn die dabei entstehenden Bilder im Kopf sind zweifellos schlimm. Was jedoch unverzichtbar ist, ist das richtige Know-How, wenn es um die Reanimation bei Babys geht.
Vor der Reanimation muss die Atmung noch einmal gut geprüft werden. Finden sich keine Anzeichen hierfür, geht es sofort los mit der Wiederbelebung. Der Notruf sollte im Übrigen erst nach der ersten Minute gerufen werden, falls nur eine Person anwesend ist. Sind mehrere Personen vor Ort, sollte sich eine mit der Reanimation befassen und eine andere sofort einen Rettungswagen rufen.
Das grundsätzliche Schema bei der Beatmung von Babys unter einem Jahr besteht aus
- zunächst fünf Atemspenden und dreißig Herzdruckmassage-Bewegungen,
- ab dem zweiten Durchgang dann zwei Atemspenden und dreißig Herzdruckmassage-Bewegungen.
Das Baby sollte bei der Atemspende in Rückenlage liegen, ein Überstrecken des Kopfes ist bei so kleinen Menschen nicht nötig. Es reicht aus, das Kind ein wenig anzuheben. Die Person, die die Atemspende gibt, muss mit ihrem Mund sowohl Nase als auch Mund bedecken und dann so ausatmen, dass sich der Brustkorb des Babys anhebt.
Die Herzdruckmassage erfolgt bei Babys mit den Kuppen zweier Finger. Das Brustbein wird etwa vier Zentimeter tief herabgedrückt und anschließend wieder entlastet. Diese Bewegung führt die verantwortliche Person dreißig Mal durch, wobei das Tempo einer Geschwindigkeit von etwa 100 bis 120 Stößen pro Minute entsprechen sollte.
Wichtig: Die Beschreibung von Erster Hilfe am Baby kann Ängste auslösen und die Gefahr größer erscheinen lassen, als sie ist. Sicher bleibt es unverzichtbar, dass Eltern sich mit den wichtigsten Maßnahmen auskennen und eventuell auch einen Kurs besuchen.
Dies aber bedeutet nicht, dass im Leben eines Babys unbedingt einmal Erste Hilfe geleistet werden muss und dass zwingend eine lebensbedrohliche Situation entsteht. Wie das Statistische Bundesamt zeigt, starben in 2018 2.505 Kinder unter einem Jahr. Die meisten von ihnen binnen einer Woche nach der Geburt, zwischen dem 28. Lebenstag und dem ersten Geburtstag kamen 717 Kinder ums Leben.
Angesichts der großen Anzahl an Kindern in Deutschland ist dieser Wert sehr klein. Kindersterblichkeit spielt in unserer westlichen Welt zum Glück keine dominante Rolle mehr. Es besteht folglich kein Grund zu übermäßiger Panik. Vorsicht, verantwortungsbewusstes Handeln und richtiges Reagieren im Ernstfall können schlimmen Situationen vorbeugen und Leben retten.
Erste Hilfe bei Bewusstlosigkeit: Die stabile Bauchlage
Ein Baby muss nicht reanimiert werden, wenn es bewusstlos ist und dabei atmet. In diesem Fall scheinen die Vitalfunktionen momentan zu funktionieren und das Kind wird in die stabile Bauchlage gebracht. Diese soll vor einer Verschlimmerung der Situation schützen und unterscheidet sich von der stabilen Seitenlage, die viele Eltern noch aus dem Erste Hilfe Kurs für den Führerschein kennen.
Das Baby wird für die stabile Bauchlage auf den Bauch gelegt, der Kopf gestützt und leicht zu Seite gedreht. Es ist wichtig, den Mund des Kindes etwas zu öffnen, damit beispielsweise Erbrochenes nicht die Atmung blockieren kann.
Achtung: Liegt das Baby in stabiler Lage, müssen Eltern unbedingt die Atmung im Blick behalten. Sobald sie aussetzt, ist sofortiges Reanimieren notwendig!
Gut gerüstet für weitere Notfälle
Mit stabiler Bauchlage, Reanimation und dem Sandwich Griff können Eltern ihrem Baby bereits in einigen bedrohlichen Situationen helfen. Diese Tipps aber decken natürlich nicht das gesamte Spektrum möglicher Notfälle ab. Daher lohnt es sich, einen speziellen Erste Hilfe Kurs zu besuchen und mit Kinderarzt oder -ärztin über wichtige Maßnahmen zu sprechen.