Eigentlich ist die Familienplanung abgeschlossen, die Kinder sind schon aus dem Gröbsten raus. Warum dann doch noch ein Nesthäkchen Einzug hält, kann verschiedene Ursachen haben. Fakt ist, dass sich das Leben mit dem Nachzügler in vielen Punkten von den ersten Kindern unterscheidet. Das hat verschiedene Gründe.
Nachzügler – Leben mit „späten Kindern“ und ihren älteren Geschwistern
Mitunter ist es ein „Versehen“, manchmal tickt auch die biologische Uhr der Frau noch einmal neu oder eine neue Beziehung lässt den schon erfüllten Kinderwunsch wieder aufflammen. Die Entscheidung, „noch einmal ganz von vorn anzufangen“ hat so oder so Konsequenzen auf die Eltern, aber auch auf die bereits im Haus lebenden Kinder. Für das Nesthäkchen selbst bietet sich ebenfalls eine ganz besondere Konstellation. Denn es hat nicht nur Eltern, die es lieben und umsorgen, sondern auch große Geschwister, die häufig schon im Babysitteralter sind und Verantwortung für das Jüngste übernehmen können und wollen.
Leben mit dem Nachzügler
Eltern, die schon einmal ein oder mehrere Kinder großgezogen haben, sehen ein weiteres Kind häufig mit ganz besonderen Augen. Sie können auf jede Menge Erfahrung zurückgreifen, haben sich selbst weiterentwickelt und sehen die Dinge oft deutlich entspannter als in früheren Jahren. Allerdings ist auch der eigene Anspruch größer, alte Fehler nicht mehr zu wiederholen und alles richtig zu machen. Wer sich davon jedoch nicht unter Druck setzen lässt, kann eine entspannte Zeit mit dem Kind genießen. Das schließt auch die älteren Geschwister mit ein. In der Regel hätschelt und liebt die ganze Familie das neue Baby besonders innig und schenkt ihm Zuwendung von vielen Seiten – jeder auf seine Art.
Ein Leben mit Privilegien
Sehr häufig haben die Nesthäkchen deutliche Privilegien wie zum Beispiel locker gesteckte Grenzen und viel Freiraum und Verständnis. Dadurch, dass die älteren Kinder bereits feste Aufgaben haben und unterstützend wirken - und auch durch die meist gesicherte finanzielle Situation der Eltern -haben es Nesthäkchen leicht, fühlen sich geliebt, umsorgt und beschützt. Das gibt diesen Kindern das für das spätere Leben nötige Selbstvertrauen und das Bewusstsein, dass sie alles verdienen, was sie sich wünschen. Allerdings kann diese liebevolle Bemutterung in ihrer Wirkung auch ins Gegenteil umschlagen. Wird der Nachzügler zu intensiv umsorgt, werden ihm alle schwierigen Aufgaben abgenommen, kann auch ein Gefühl der Unzulänglichkeit beim Kind entstehen. Dies kombiniert mit der Erfahrung, dass es dennoch alles bekommt, was es will, kann verhindern, dass es eigene Wege sucht, um sich zu entwickeln und zu beweisen. Dies gilt umso mehr, wenn auch die älteren Geschwister mitziehen und das Jüngste hemmungslos verwöhnen.
Großer Altersabstand – harmonische Geschwisterbeziehung
Da sich Kinder mit großem Altersabstand gegenseitige keine Konkurrenz bei den Eltern machen, ist die Beziehung oft sehr harmonisch. Die Kleinen haben Welpenschutz und werden von ihren großen Geschwistern geliebt und mit Nachsicht behandelt. Häufig übernehmen die Älteren auch Verantwortung und spielen Babysitter. Natürlich erziehen sie dabei auch mit und haben Vorbildcharakter. Denn Kleinkinder ahmen ihre Bezugspersonen nach und schauen sich einiges von ihnen ab. Allerdings gibt es auch die andere Variante, gerade dann wenn der Altersunterschied nur fünf bis sieben Jahre beträgt. Dann können die beiden „Einzelkinder“ auch aneinandergeraten. Die Eltern landen dann doch in einem Zwiespalt, denn sie müssen nun sehr unterschiedliche Bedürfnisse erfüllen.
Nur nicht den Kontakt verlieren!
Babys machen emotional und ziehen die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Das kann gerade dann, wenn die älteren Geschwister in der Pubertät sind, problematisch werden. Denn sie gehen dann eigene Wege, treffen weitreichende Entscheidungen, gehen Risiken ein und bekommen dabei weniger Aufmerksamkeit von den Eltern. Häufig brauchen Kinder gerade dann viel Verständnis und Aufmerksamkeit, die in Anbetracht des Familienzuwachses hinten herunterfallen kann. Eltern müssen sich bemühen, auch für die Sorgen und Nöte der Großen noch ein Ohr zu haben. Das geht recht leicht – denn die älteren Geschwister sind bereits verständig und können problemlos warten, bis sich ein ruhiges Gespräch mit den Eltern koordinieren lässt.
Das Nesthäkchen als Bremse
Nicht immer ist die Freude am Nesthäkchen jedoch ungetrübt. Irgendwann sind die älteren Kinder dann doch aus dem Haus, zurück bleibt ein Einzelkind, dass von klein auf viel Aufmerksamkeit gewohnt ist. Die Eltern stehen altbekannten Themen gegenüber: Schulprobleme, Ferienzeiten, Kinderkrankheiten – das alles kann stressen, denn schließlich sind die Eltern mittlerweile keine 20 oder 30 mehr, sondern gehen in die Richtung, in der man sich langsam ein ruhigeres Leben wünscht. Sich mit Mitte 50 mit den Problemen eines pubertierenden Mädchens zu befassen kann nervig sein! Auch Pläne für später, zum Beispiel noch einmal ganz neu anzufangen mit einem anderen Lebensstil oder an einem anderen Ort müssen warten bis das Nesthäkchen flügge geworden ist.