Ein Neugeborenes kennt nichts von der Welt, geht aber anfangs automatisch davon aus, dass sie gut ist. Dieses Urvertrauen können die Eltern bestärken oder enttäuschen. Auch im weiteren Verlauf der Kindheit haben Eltern stets die Aufgabe, das Vertrauen ihres Kindes zu pflegen und zu bewahren.
Vertrauen zwischen Eltern und Kind aufbauen und pflegen
Das Urvertrauen entsteht in den ersten Lebensmonaten und –jahren und ist weitgehend maßgeblich dafür, wie wir die Welt sehen: Als freundlichen Ort, an dem uns Gutes widerfährt und für uns gesorgt wird oder als Feindgebiet, in dem man um alles kämpfen muss und in dem überall Gefahren lauern. Eltern sind dafür verantwortlich, wie Kinder die Welt sehen – und das nicht nur am Lebensanfang.
Am Anfang steht das Urvertrauen
Der Begriff stammt aus der Psychologie. Urvertrauen entwickelt sich am Anfang eines Lebens durch eine fürsorgliche und liebevolle Betreuung. Die grundsätzlichen Bedürfnisse des Säuglings nach Nahrung, Wärme, Körperkontakt und Zuwendung werden zuverlässig erfüllt. Die existentielle und emotionale Sicherheit, die dadurch aufgebaut wird, ist Grundlage für ein angstfreies Verhältnis zu anderen Menschen, für ein positives Selbstwertgefühl und für das Vertrauen darin, dass die Welt gut ist und es sich lohnt, in ihr zu leben.
Wird die Bildung des Urvertrauens am Lebensanfang durch Vernachlässigung und lieblose Behandlung gestört, sind die Defizite kaum wieder aufzuholen. Ängste, ein negatives Selbstbild und die Vorstellung, dass das Leben ständig unangenehme Überraschungen bereithält, sind häufig die Folge.
Kindliches Vertrauen muss gepflegt werden
Das einmal aufgebaute Urvertrauen bildet eine nahezu unverwüstliche Basis fürs Leben. Trotzdem muss das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind auch in den späteren Jahren der Kindheit bewahrt und gepflegt werden. Respekt vor der Person und den kindlichen Bedürfnissen und die Anerkennung kindlicher Kompetenzen sind hier besonders wichtig. Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit und seine eigenen Vorstellungen, die es äußern und geschätzt sehen möchte.
Genauso wichtig für die Vertrauensbildung sind aber auch die elterliche Konsequenz und ein Rahmen, in dem sich das Kind sicher bewegt. Denn um zu vertrauen, brauchen Kinder die Sicherheit, dass die Eltern wissen, was sie tun und klar in ihren Entscheidungen sind. Wenn ein Kind das Gefühl hat, dass eines oder beide Elternteile unsicher in ihren Entscheidungen sind, wird das ganz automatisch zu einem Vertrauensverlust führen.
Wann Vertrauen besonders wichtig ist
Vertrauen fühlt zu einem Gefühl der Sicherheit. Wer sich sicher fühlt, ist fast automatisch selbstbewusst und stark. Kinder, die darauf vertrauen, dass ihre Eltern ihnen jederzeit einen Rückhalt bieten, werden sich auch im Kindergarten und in der Schule sicher und autonom bewegen und sind weniger häufig Opfer von Hänseleien oder Mobbing.
Gibt es irgendwelche Probleme, wird das Kind nicht zögern, sich seinen Eltern anzuvertrauen, wenn es darauf vertraut, Hilfe und Unterstützung zu finden. Diese Sicherheit lernt das Kind durch das Erleben. Wenn es zu seinen Eltern kommt und einen Fehler eingesteht und mit Vorwürfen und eventuell sogar Strafen darauf reagiert wird, stört dies das Vertrauen empfindlich und das Kind wird es sich das nächste Mal überlegen, ob es sich nochmals anvertraut. Besonders im Teenageralter ist das Vertrauen zu den Eltern – vor allem wenn es um Probleme geht – von großer Bedeutung. Jugendliche probieren meist vieles aus und geraten dabei nicht selten in Schwierigkeiten, aus denen sie nur mit der Hilfe der Eltern wieder herauskommen.
Zeigen Sie sich des Vertrauens Ihres Kindes würdig und helfen Sie ihm, statt es auszuschimpfen oder zu bestrafen, wenn es einen Fehler gemacht hat. Kinder, deren Eltern an sie glauben, glauben an sich selbst und entwickeln sich zu positiven und selbstbewussten Menschen.