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Liebesbrief an mein Kind – wie schön dass es Dich gibt, Liv

Ein Vater schreibt seinem Kind einen Liebesbrief, in dem er über seine Erinnerungen erzählt und seiner Tochter Liv erklärt, was sie für ihn so einzigartig macht. Ein besonderer Ausdruck der Liebe eines Vaters zu seinem Kind.

München, September 2018

 

Liebe Liv,

es ist später Abend und ich sitze hier im Arbeitszimmer. Du schläfst bereits zusammen mit Deiner kleinen Schwester Lara tief und fest bei Mama im Bett. Das macht ihr beiden zur Zeit jede Nacht.

Ich habe beschlossen, Dir einen sehr persönlichen Brief zu schreiben. Einen Liebesbrief, denn ich liebe Dich und Lara über alles. Ich möchte über unsere Beziehung schreiben – über unsere gemeinsame Zeit bisher und über meine Gefühle Dir gegenüber - und darüber, was ich an Dir so toll finde. 

Es ist nun gut 5 Jahre her, dass Du in unser Leben getreten bist. Damals lebten Deine Mama und ich schon eine Weile in München. Wir hatten lange versucht, ein Kind zu bekommen, aber es wollte mit der Schwangerschaft einfach nicht klappen.  Wir waren beide mit Ende 30 (Mama) und ich bald Ende 40) aber auch nicht mehr die Jüngsten. 

Dann, endlich, wurde Deine Mutter zu unserer großen Freude schwanger, aber sie hat das Kind in der zehnten Schwangerschaftswoche verloren. Ein schwerer Schlag damals, aber auch ein Glücksfall, denn drei Monate später wurde Deine Mama wieder schwanger – diesmal mit Dir. Ohne die Fehlgeburt hätte es Dich nicht gegeben – und das wäre für uns alle ein großer Verlust.

 

Eine problemlose Geburt - aber Du warst sehr klein

Die Schwangerschaft verlief ohne große Probleme. Deine Mama und ich freuten uns sehr auf Dich – und Deine Großeltern ebenso. Zweieinhalb Wochen vor dem errechneten Geburtstermin kam Ende Mai noch einmal eine Kaltfront nach München. Spontan beschlossen Deine Mutter und ich, in die Sauna zu gehen, wie wir das oft getan haben. Nach dem ersten Saunagang lagen wir im Ruheraum und ich war gerade weggedöst, als Deine Mutter mich anstieß und sagte, dass ihre Fruchtblase geplatzt war. Richtig – unter ihrer Liege war alles feucht. Wir würden Eltern werden – jetzt! Wir fuhren nach Hause, holten den Klinikkoffer und fuhren dann ins Krankenhaus. Bald setzten dann bei Deiner Mutter auch die Wehen ein. Die Geburt lief ziemlich gut und wir waren seelig vor Freude und erleichtert, Dich um 1:17 Uhr am 25.05.2013 in den Armen halten zu dürfen. Allerdings kamst Du mit einer Überraschung. Du wogst ein gutes Stück weniger, als man das nach den Ultraschallbildern vermutet hätte: nur etwas mehr als 2.300 Gramm. Du hattest keine Speckschicht wie andere Babys und warst winzig. Auch von Mamas Brust wolltest Du nicht gleich trinken. Die Geburt hatte Dich wohl zu sehr angestrengt. Die Schwestern und die Hebamme im Krankenhaus ermahnten uns, Dir jede Stunde Milch anzubieten, damit Du genug Nahrung zu Dir nimmst und auch an Gewicht zulegst. So fütterten wir Dich am ersten Tag zum Teil tröpfchenweise mit einer Pipette, wie man das bei einem kleinen Vogel tut. Zum Glück fingst Du dann doch an, von Mamas Brust zu trinken. Ansonsten hätte man Dich künstlich ernähren müssen. 

 

Liv Krankenhaus
Liv, ein Tag alt

Noch eine Geschichte vom ersten Tag: am Abend Deines Geburtstages fand das Champions-League-Endspiel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund statt. Eine große Sache damals. Die Zimmer auf der Säuglingsstation hatten keinen Fernseher, aber wir durften das Spiel im Wartezimmer vor dem Kreißsaal sehen. Dort kamen im Laufe des Spiels immer mehr Paare, bei deren Frauen im Lauf des Spiels vor Aufregung die Wehen einsetzten. Während des Spiels trafen wir dort auch die Eltern von Tommy, mit denen wir inzwischen befreundet sind. Toms Papa kommt ja aus England und war ebenso wie ich nicht für eine der Fußballmannschaften, sondern genoss einfach das spannende Spiel. Toms Mutter konnte das Ende des Spiels kaum erwarten – ihre Wehen wurden immer heftiger. Tom wurde letztlich genau einen Tag nach Dir geboren.

Im Krankenhaus lernten Du und ich uns besser kennen. Die Hebammen brachten mir bei, Dich richtig zu wickeln und anzuziehen. Damit Deine Mama nachts auch etwas Ruhe fand wandelte ich mit Dir im Arm durch die Gänge und sprach zu Dir oder summte ein Lied. Ich war so glücklich, Dich im Arm zu halten. Es machte mir gar nichts aus, Dich über Stunden herumzutragen. Du warst so leicht und es war einfach so innig-schön, Dich zu halten.

Drei oder vier Tage nach Deiner Geburt durften wir das Krankenhaus verlassen und nach Hause fahren. Wir waren wirklich aufgeregt, dass wir nun allein für Dich sorgen würden. Im Kindersitz des Autos sahst Du fast verloren aus, so klein, wie Du warst. Nachdem wir zu Hause angekommen waren und uns ein klein wenig eingerichtet hatten fuhren wir auch am selben Tag noch zum Babymarkt, denn die Kleidung, die wir für Dich hatten, war ein gutes Stück zu groß. Im Babymarkt ist die Verkäuferin ins Lager gegangen, wo sie ein paar Strampler in Größe 44 fand. Zwei davon haben wir immer noch. Sie sind kaum größer als meine Hand. 

Wieder zu Hause empfing uns unsere Nachbarin Charlotte, mit der wir bisher nicht allzu viel zu tun hatten. Sie war jedoch schon vor der Geburt sehr gespannt auf Dich. Charlotte war damals Ende Vierzig und hatte keine eigenen Kinder. Daher überraschte sie uns damit, wie routiniert sie mit Dir umging, als sie Dich einmal halten durfte (dass sie früher als Au Pair einmal Kinder versorgt hatte erfuhren wir erst später). Viel enger wurde die Beziehung zu Charlotte und ihrem Mann Daniel bald darauf – und daran war auch eine Eigenart vor Dir Schuld, liebe Liv.

 

Die erste Zeit mit Dir zu Hause war auf jeden Fall eine Umstellung

Interaktion
Schon früh hast Du mit Deiner Umgebung interagiert

Du hattest Dich als kleines Baby sehr daran gewöhnt, immer bei uns im Arm zu liegen und auch zu schlafen. Das Problem: es war fast unmöglich, Dich abzulegen, ohne dass Du Dich durch Quengeln beschwert hast. Also schliefen Deine Mutter und ich in Schichten – sie ging am späten Abend ins Bett und schlief, während ich Dich in der Nacht auf meinem Bauch hatte und Dich von Zeit zu Zeit mit abgepumpter Milch fütterte. Oft sah ich in den Nächten fern – aber mit Kopfhörer, damit du nichts davon mitbekamst. Als Du gegen 4 Uhr früh in den Tiefschlaf gefallen bist legte ich Dich neben Deine Mama ins Beistellbett und schlief selbst ein. Deine Mutter übernahm Dich dann wieder am Morgen. Das konnten wir alles machen, weil Deine Mutter Elternzeit hatte und ich selbständig war und von zu Hause aus arbeitete. Das gemeinsame Abendessen gestaltete sich jedoch schwierig, denn Du wolltest ja immer bei einem von uns auf dem Arm sein. Also aß der eine von uns einen Teller, übernahm Dich dann vom anderen, gab Dich weiter und aß die nächste Portion. Als wir das unserer Nachbarin Charlotte einmal erzählten lud sie uns spontan zum Grillen bei sich ein. Sie würde Dich halten, damit wir in Ruhe würden essen können. Das tat sie dann auch – hielt Dich, alberte mit Dir herum – und es wurde für alle ein richtig schöner Abend. Der erste von sehr vielen. In dem Sommer waren wir sicher jede Woche zweimal bei Charlotte und Daniel zum Grillen. Charlotte war uns auch sonst eine große Hilfe und war immer mal da, um ein paar Minuten nach Dir zu sehen, wenn wir gerade Unterstützung brauchten. 

Wenig später fanden wir auch einen Trick, mit dem wir es doch schafften, Dich abzulegen, ohne dass Du gleich aufgewacht bist: wir bauten Dir ein „Nest“ auf einem Stillkissen mit einem Handtuch darüber. So, dass Du dort ein wenig einsinken konntest, Dich geborgen fühltest und gelernt hast, dort eine Weile tief zu schlafen.
In dieser Zeit schliefen Deine Mutter und ich zwar nur in Schichten, aber wir genossen die Zeit mit Dir in vollen Zügen. Wir Eltern waren wir ein gutes Team und waren daher entspannt und extrem gut gelaunt. Wir mussten uns ja auch nur um Dich kümmern – alles andere, die Welt da draußen war uns für eine Weile nicht wichtig. Wir drei waren uns genug. Als Deine kleine Schwester drei Jahre später geboren wurde war das nicht mehr so einfach, denn da wollte ja auch noch ein anderes Kind unsere Aufmerksamkeit – Du! Aber das ist ja ganz normal.

Damals warst Du der alleinige Mittelpunkt unserer Welt und wir nahmen zahllose Fotos auf, um jeden noch so kleinen Entwicklungsschritt von Dir zu dokumentieren. Die Bilder versandten wir dann in einem Newsletter jede Woche an Verwandte und Freunde (letzteren wurde das sicher irgendwann zu viel, aber sie haben sich höflicherweise nie beschwert).

Wie gesagt – Du hast eine ganze Weile lang unruhig geschlafen. Darüber hinaus hattest du noch eine weitere Eigenart: Du hast nicht selten „gespuckt“ – und zwar Milch. Vielleicht, weil Du kein „Bäuerchen“ wolltest? Auf jeden Fall kam aus Deinem Mund immer mal wieder ein Schwall Milch heraus – und wir durften Dich dann normalerweise umziehen. Was den Schlaf angeht – der war uns noch eine ganze Weile unruhig. Auch, als Du dauerhaft neben Mama ins Beistellbett umgezogen bist, wolltest Du nachts noch trinken. Erst von ihren Brüsten und dann sehr lange das eine oder andere Fläschchen Folgemilch. Dahinter steckte wohl auch der Wunsch, an etwas zu nuckeln und zu saugen … 

 

Du hast Dich gut entwickelt und uns schon bald Deine persönlichen Fähigkeiten gezeigt

Mit der Zeit hast Du Dich gut entwickelt. Du warst zwar immer unter den kleinsten Babys (das erfährt man durch den Vergleich mit Wachstumskurven), aber nach Rücksprache mit unserer Kinderärztin machten wir uns keine Sorgen. Du hattest ja als leichte Frühgeburt noch einiges aufzuholen und musstest ja auch erst an Gewicht zulegen. So hast Du Dir auch bei der motorischen Entwicklung etwas Zeit gelassen – wenn es um das Drehen, Krabbeln oder Laufen ging warst Du immer recht spät dran. Deine ersten Schritte tatest Du mit knapp 15 Monaten. Wir freuten uns immer von Ganzem Herzen über jeden Deiner Fortschritte und waren stolz auf Dich – auch wenn vieles etwas länger dauerte als bei anderen Kindern.

 

Schaufenster
Baby in der Auslage

Deine persönlichen Stärken lagen, wie schon früh zu erkennen war, auf einem anderen Gebiet – und sie tun es immer noch. Du bist extrem gut darin, mit Menschen umzugehen. Das war schon früh der Fall. Du hast mit allen Menschen um Dich herum interagiert – ihnen zugelächelt, später gewunken und Quatsch gemacht. Mit Deinen großen blauen Augen und langen Wimpern hattest Du immer sehr schnell die Aufmerksamkeit Deiner Umgebung. Das hast Du auch das eine oder andere Mal ausgenutzt, wenn Du etwas haben wolltest. Ein schelmischer Blick, ein Lächeln, ein gezielter Griff und schon hattest Du, was Du wolltest. Als Du noch nicht laufen konntest hatte Charlotte eine Weile eine Boutique. Sie hat Dich dort einmal ins Fenster gesetzt und schnell war eine Traube von Menschen vor dem Laden, mit denen Du durch Schaufenster geflirtet hast. Kurz: Du bist richtig gut darin, Deiner Umgebung Freude zu bereiten.

Mit siebeneinhalb Monaten kamst Du in die Kinderkrippe. Das war ein gutes Stück früher, als wir das eigentlich geplant hatten eigentlich wollten wir Dich erst mit etwa 15 Monate in die Krippe geben). Dazu kam es so: Du warst gerade einmal 4 Monate alt, als wir eine Krippe besichtigten, die gerade einmal 150 Meter von unserem Haus aufgemacht hatte. Die Leiterin der Einrichtung war von Dir völlig begeistert, fühlte sich an ihre eigenen Kinder erinnert und wollte Dich gleich dabehalten. Als wir nach einem Krippenplatz in einem Jahr anfragten, antwortete sie: „Also jetzt würde sie uns sofort gerne einen Platz geben, aber in einem Jahr werde das schwierig. Da habe sie schon sehr viele Anfragen – auch von Geschwisterkindern. Und die hätten nun mal Vorrang“. Die neue Einrichtung in optimaler Lage gefiel uns sehr gut und daher überlegten Deine Mutter und ich noch auf dem Heimweg, wie wir uns doch einen Platz sichern könnten. Denn einen öffentlichen Krippenplatz zu bekommen, dazu in der Wunscheinrichtung, das war damals so etwas wie ein mittlerer Gewinn im Lotto. Also riefen wir bald darauf in der Krippe an und fragten, was denn der späteste Termin sei, zu dem Du sicher einen Platz bekommen würdest. Es wurde der Januar – und wir einigten uns auf eine lange Eingewöhnung und kurze Bleibezeiten – nach der Eingewöhnung erst eine und dann eine ganze Weile zweieinhalb Stunden am Tag. So hatten wir früh einen sicheren Krippen- und später auch Kindergartenplatz für Dich und später auch Deine Schwester.

Dir hat es in der Krippe sehr gut gefallen. Die anderen Kinder fandest Du extrem spannend – und die haben sich auch sehr um Dich, das „Baby“ gekümmert. Wir Eltern haben zwar schnell die kurze Auszeit am Tag zu schätzen gelernt, in der wir ein paar Dinge erledigen konnten. Deine Mutter und ich lernten aber auch bald, dass ein Krippenkind auch seine Nachteile mit sich bringt: wir wurden mehrmals ziemlich heftig krank. Du warst immer einigermaßen fit und hast alles schnell weggesteckt, aber uns haben die Krippenkeime, die Du nach Hause gebracht hast, regelrecht umgehauen. 

 

Du hast Dich entwickelt – und für Dich kam auch eine große Veränderung

Liv Ritter
Aufgepasst - der Ritter fährt vorbei

Was können wir noch alles über Dein erstes Jahr berichten? Deine Großeltern – die Omas Gudi und Sigrid, die Opas Wolfi und Jürgen und auch Deine Onkels haben Dich geliebt und waren immer begeistert, wenn Du zu Besuch kamst. Häufig wurde darüber spekuliert, wem Du denn nun ganz besonders ähnlich sehen würdest – Deiner Mama, mir oder doch Deinem Onkel Flo? Was wechselte, um ehrlich zu sein. Gespielt hast Du am liebsten mit den Menschen um Dich herum. Du warst nur ungern allein und es hat lange gedauert, bis Du Dich auch nur ein paar Minuten alleine beschäftigen konntest. Mit den Menschen in Deiner Umgebung hast Du gerne „Kuckuck“ mit einem Tuch gespielt, liebtest Fingerspiele, hast Gesichtsausdrücke nachgemacht oder ihnen etwas erzählt. Diese liebsten Spielzeuge waren lange der O-Ball, eine Spirale aus Plastik und dann auch bald erste Bücher. Und ja, der Ritter, der mit Pferdegeklapper durch die Wohnung gefahren ist, hat Dich fasziniert. Wir hatten ihn gekauft, um Dich zu animieren, Dich auf die Hände zu stützen und den Kopf zu heben. Ansonsten wolltest Du immer gern vor die Tür, denn da gab es ja so viel Spannendes zu entdecken. Lange standen wir mit Dir auf der Straße und schauten nach Autos, Lastern, Taxis, Motorrädern und Bussen. Deine wichtigsten Bezugspersonen waren: Mama (kein Wunder, denn sie hat Dich auch sehr lange gestillt), danach ich und dann auch schon unsere Nachbarin Charlotte – und diese Liebe beruhte auf Gegenseitigkeit.

große Schwester
Der erste Tag als große Schwester

Im Alter von drei Jahren wurdest Du zur großen Schwester. Du warst SO stolz, als wir Lara nach Hause brachten und hast immer auf sie aufgepasst. Mit dem Verlust der Aufmerksamkeit von uns Eltern, die Du als Erstgeborene nun teilen musstest – und von der Lara gerade am Anfang sehr viel brauchte – bist du sehr gut umgegangen. Auch hier waren Charlotte (nun „Lotti“) und ihr Mann Daniel eine große Hilfe, denn sie haben so viel mit Dir unternommen und gespielt, dass Du ihre Wohnung inzwischen als eine Art zweites Zuhause ansiehst.

Nun bist Du wie gesagt fünf Jahre alt, Lara zwei, und Du schaust noch immer sehr viel nach ihr – gerade im Kindergarten, wie uns die Erzieherinnen oft bestätigen - und beschützt sie. Für Lara bist Du umgekehrt ihr großes Vorbild. Sie macht Dir jeden Quatsch nach: jede Geste, jedes Spiel, das ihre tolle große Schwester gerade spielt. Wegen Letzerem gibt es zur Zeit noch häufig Streit, wenn wir zu Hause sind. Lara will mit Dir spielen und das kann sie noch nicht besonders gut. Deine liebevoll arrangierten Playmobil-Figuren bringt sie Dir durcheinander oder malt auf Deine Bilder. Dann kommt es schon vor, dass Du böse wirst und es zu Tränen kommt – auf beiden Seiten. Aus diesem Grund versuchen wir Eltern, am Wochenende viel mit Euch außer Haus zu unternehmen. Sei es ein Besuch im Zoo oder Tierpark, im Märchenwald, auf dem Bauernhof, einem Mittelaltermarkt, im Wald oder auf einem besonderen Spielplatz. Dich müssen wir zu solchen Aktivitäten oft erst überzeugen, denn Du bist gerne zu Hause und spielst dann ruhige Spiele. Wie gesagt mit Playmobil, Du bastelst und malst sehr gerne und liebst es auch, mit Knete oder dem Sand in der Muschel auf dem Balkon zu spielen. Bist Du bei einem Ausflug dann einmal vor Ort – fast egal, was wir tun – bist Du voll bei der Sache. Außer natürlich, wenn Du übermüdet bist. Dann ist es schwierig. 

 

Was macht Deinen Charakter aus? Zumindest zur Zeit? 

Auch, wenn Du kein wirklich ruhiges Kind bist, spielst Du gerne ruhig. In einer Gruppe von Kindern bist Du normalerweise nicht die Anführerin. Das liegt auch daran, dass viele Deiner Freundinnen älter und damit auch „weiter“ sind. Große Gruppen von Kindern, die Du nicht kennst, sind Dir anfangs unheimlich, aber Du kannst Dich schnell einfügen und kommst mit wirklich jedem – vom Baby bis zur Großmutter - klar. Hier hilft Dir Deine große Empathie. Wie Du mit anderen Menschen umgehst macht Deine Mutter und mich oft extrem stolz. Du gehst auf jeden ein, bist höflich und nutzt Deinen Charme und Dein entwaffnendes Lächeln. Wenn Du diese Eigenschaften noch ein wenig mehr entwickelst, wirst Du eine tolle Politikerin abgeben. Ich als Dein Papa habe schon Respekt vor der Pubertät. Wie das wohl werden wird…

Eine weitere typische Charaktereigenschaft ist, dass Du selten auf neue Dinge begeistert zuläufst wie andere Kinder – das Fahrrad war ein gutes Beispiel. Ja, Du wolltest unbedingt ein Fahrrad, die anderen Kinder hatten ja auch eines. Daher schenkten wir Dir eines zu Deinem vierten Geburtstag. Aber nach dem ersten Versuch war Dir die ganze Sache suspekt. So sehr wir Dich auch überreden wollten, es wieder zu versuchen, umso mehr hast du Dich gesträubt. Sehr typisch für Dich: Du hast Deinen eigenen Kopf, Dein eigenes Tempo. Du schaust Dir etwas an, verarbeitest es im Kopf und entscheidest, wann für Dich der richtige Zeitpunkt ist. Für uns Erwachsene ist das häufig frustrierend. Aber es hat auch Vorteile: wenn Du etwas versuchst, kann man sicher sein, dass Du es auch schaffen wirst. Große Verletzungen, wie sie andere Kinder hin und wieder bei Spiel-Unfällen haben, gab es bei Dir nie. Ebenso bestand bei Dir nie ernsthaft die Gefahr, dass Du plötzlich auf die Straße laufen würdest. Ein gutes Gefühl für uns – gerade, wenn wir neben Dir noch auf Deine recht wilde Schwester Lara aufpassen müssen.

Es tut Dir gut, wenn Du etwas kannst, und Du scheiterst ungern. Das mag einer der Gründe sein, warum Du Dir mit einigen Dingen Zeit lässt. Obendrein bist Du manchmal auch recht bequem. Wenn Du siehst, wie wir Deine kleine Schwester tragen, möchtest Du auch „die Kleine sein“ und getragen oder im Wagen gefahren werden. Allerdings ist Deine Schwester im Vergleich zu Dir ziemlich bewegungsfreudig.

 

Es ist nicht immer einfach zwischen uns – auch, weil wir uns so ähnlich sind

Ich bin meist derjenige, der zu Hause für die Einhaltung von Regeln zuständig ist – und daher hörst Du von mir häufiger ein „nein“, als es Dir lieb ist. Dann kannst Du schon mal laut werden.  Wir haben uns in der Vergangenheit auch schon häufiger über Kleidung gestritten, aber das ist besser geworden. Was zwischen uns öfter ein Problem ist, ist die Tatsache, dass wir uns sehr ähnlich sind. Das gefällt mir nicht immer. Auch ich war im meiner Jugend eine Zeit lang eher bequem, war meist der Kleinste, Jüngste und etwas vorsichtig in meinem Wesen. Ich würde mir wünschen, dass Du Dir mehr zutraust, den Mut hast, auch einmal etwas nicht zu schaffen und ein wenig unternehmungsfreundiger wärest. Aber das kann sich ja alles noch ändern. 

ein Herz
Zusammen sind wir ein tolles Team!

Gerade, wenn Du und ich zu zweit sind und Zeit haben – also ich nicht gerade dafür sorgen muss, dass Du gut gekleidet außer Haus kommst oder abends ins Bett – sind wir ein Herz und eine Seele. Dann gehen wir ganz aufeinander ein und die Zeit scheint stillzustehen. Das ist der Fall, wenn ich Dir vorlese, wenn wir zusammen spielen oder ein Vorschulbuch durcharbeiten. Aber auch, wenn Du und ich zusammen einkaufen gehen oder auf einer Veranstaltung sind. Wir beide zusammen sind ein tolles Team. Du legst Deine Hand in meine und wir erobern die Welt – voller Vertrauen ineinander. Bei solchen Gelegenheiten bist Du ganz bei mir, stellst viele Fragen und lässt Dir von mir erklären, was gerade geschieht. Du lernst von mir Dinge, die Dir Deine Mama nie zeigen würde – wie man zum Beispiel Brause richtig isst – und wir haben einfach Spaß miteinander. Wenn wir beide auf einem Spielplatz sind, dann traust Du Dir auch immer viel zu. Vielleicht muss ich Dir beim ersten Versuch noch die Hand halten, aber nur beim ersten. Dann meisterst Du die Herausforderung von selbst, wirst immer kühner und ich immer stolzer auf Dich. Zum Schluss schließen wir uns erschöpft, aber glücklich in die Arme. Und das fühlt sich soooo gut an. Wir sollten in Zukunft viel häufiger Unternehmungen zu zweit machen. 

 

Leider ist das zu selten der Fall, denn es muss auch immer jemand nach Lara schauen, wenn sie auch dabei ist. Aber auch Deine kleine Schwester wird größer werden…

 

Freude
Du machst uns jeden Tag Freude

Was sich nicht ändern wird: DU bist meine große Tochter. Du bist das Abbild meiner selbst – nur als Mädchen und in einer deutlich süßeren Variante. Ich liebe Dich – mehr als ich in Worten sagen kann. Wenn wir ab und zu diskutieren, dann nur, weil Du mir SOOO wichtig bist. Ich bin mir sicher, dass wir einander in Zukunft noch besser verstehen werden. Jeden Tag bin ich stolz auf Dich und frage, wie ich Dich als Tochter verdient habe. Du bist ein tolles Kind, liebe Liv, und bringst Deiner Mama und mir jeden Tag von Neuem Freude.

Ich bin gespannt auf die nächsten Jahre mit Dir und ich bin stolz, an Deiner Entwicklung teilhaben zu dürfen. 
Ich bin so froh, dass es Dich gibt und freue mich auf eine tolle Zeit mit Dir.

In Liebe, Dein Papa 
 

 

Dieser Artikel ist Teil unserer Blogparaden Aktion #LiebesbriefanmeinKind.
Anlässlich des Weltkindertags am 20.09.2018 wurden Liebesbriefe von Mama-/Papabloggern gesammelt und für jeden Teilnehmer wurde von uns an das deutsche Kinderhilfswerk gespendet.
Hier ist eine komplette Liste aller Teilnehmer inklusive Links zu ihren Briefen. Danke nochmals an alle fürs Mitmachen und die vielen tollen Briefe!

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