Wenn sich beim ersten Ultraschall herausstellt, dass Zwillinge unterwegs sind, ist das erstmal ein Schock für die ganze Familie. Damit hatte keiner gerechnet und schnell wird klar, dass sowohl die Schwangerschaft als auch das spätere Leben mit den Kindern im Doppelpack bestimmte Besonderheiten aufweist.
Zwillinge – Ein ganz besonderes Geschenk
Die Schwangerschaft ist anstrengender und Komplikationen häufiger, oft kommt es zu Frühgeburten. Nach der Geburt kommen auf die Eltern doppelte Arbeit und doppelte Kosten zu – das kann ganz schön Angst machen. Allerdings zeigt die Erfahrung, dass schon einige Zeit nach der Geburt, wenn sich das neue Alltagsleben eingestellt hat, zwei Kinder auch das doppelte Glück bedeuten.
Zwillingsschwangerschaften
Mehr als zwei Drittel aller Zwillinge sind zweieiig, das heißt bei der Empfängnis wurden zwei reife Eier der Frau befruchtet. Das restliche Drittel besteht aus eineiigen Zwillingen, in diesem Fall gelangten zwei Spermien in eine einzige Eizelle. Für die Schwangerschaft und ihren Verlauf ist dieser Umstand erst einmal unerheblich. Übelkeit, Heißhungerattacken, Stimmungsschwankungen – all das kann eine Frau, die mit Zwillingen schwanger ist, ebenso treffen wie jede andere Schwangere oder auch nicht. Einige Besonderheiten treten allerdings im späteren Verlauf der Schwangerschaft auf:
- Ein Kind in der 28. Schwangerschaftswoche wiegt etwa 1.000 Gramm. Bei Zwillingsschwangerschaften ist die werdende Mutter fast der doppelten Belastung ausgesetzt und diese steigt mit der weiteren Gewichtszunahme der Mutter. Vor allem dann, wenn die Rückenmuskulatur nicht gut trainiert ist, kann es zu Rückenschmerzen kommen.
- Durch die Lage und die Bewegungen der Kinder ist das Risiko, dass eine der Fruchtblasen frühzeitig platzt, eineinhalb mal so groß wie bei einer Schwangerschaft mit einem Kind
- Schwangerschaftsgymnastik sollte sehr mit Bedacht durchgeführt werden, um vorzeitige Wehen zu vermeiden.
- Bei übermäßigen Anstrengungen im letzten Schwangerschaftsdrittel ist die Wahrscheinlichkeit einer Frühgeburt erhöht.
Durch die besondere Situation ist die ärztliche Überwachung bei Zwillingsschwangerschaften verstärkt nötig, um bei Unregelmäßigkeiten und Problemen schnell reagieren zu können.
Die Geburt
Prinzipiell verläuft eine Zwillingsgeburt wie jede andere Geburt auch. Liegen beide Kinder „richtig“, so kommt eins nach dem anderen zur Welt und wird vom Vater, der Hebamme oder einer Säuglingsschwester erstversorgt. Liegt eines der Kinder so, dass es nicht auf natürlichem Wege geboren werden kann oder kommt es zu einer Verkeilung der Kinder, dann werden die Zwillinge mit Kaiserschnitt auf die Welt gebracht. Auch hier gibt es in der Regel keine ernsteren Komplikationen, da dieser Eingriff gut erprobt ist. Häufiger kommen Wehenschwächen vor, die mit entsprechenden Medikamenten reguliert werden. Bei Frühgeburten oder gesundheitlichen Problemen der Kinder während des Geburtsvorgangs stehen die entsprechenden medizinischen Geräte bereit, so dass eine eventuell nötige lebensrettende Notversorgung ebenso gewährleistet ist. Handelt es sich um eineiige Zwillinge besteht das Risiko von Nabelschnurkomplikationen oder einer Plazentaablösung nach der Geburt des ersten Kindes.
Unterschiede zur Einlingsgeburt können in folgenden Bereichen auftreten:
- Verlängerte Eröffnungsperiode (Öffnung des Muttermundes)
- Ärzte empfehlen häufig eine Entbindung im Liegen, um im Notfall besser und schneller eingreifen zu können.
- Stärkere Blutungen in der Nachgeburtsphase, da die Gebärmutterkontraktionen aufgrund der Überdehnung durch zwei Kinder nicht stark genug sind.
Leben mit Zwillingen
Stillen, Essen, Wickeln, Schlafen – Was am Anfang als fast unüberwindliche Schwierigkeit scheint, spielt sich in wenigen Wochen mit Zwillingen ebenso ein wie mit einem einzigen Baby. Es bedarf sorgfältigerer Organisation, um den Alltag mit zwei Säuglingen zu handeln und beide Elternteile müssen sich jetzt gegenseitig unterstützen, um die Bedürfnisse der Neugeborenen zu befriedigen.
Vereinfacht wird das Leben mit Zwillingen auf jeden Fall durch einen festen Tagesplan: Fütterungs- und Schlafzeiten sollten so regelmäßig wie möglich etabliert werden, damit auch die Eltern zur Ruhe kommen. Beim Stillen brauchen Frauen die Unterstützung des Mannes oder einer anderen Person, die nicht nur die Babys reicht, sondern sich auch um den Haushalt kümmert.
Ansonsten hilft eben nur eins nach dem anderen – Zwillingseltern müssen sich auf Geschrei einstellen, denn ein Baby muss (außer beim Stillen in den ersten Wochen) immer warten. Wenn es ums Füttern, Wickeln oder Hochnehmen geht. Die Phasen, in denen beide Kinder ruhig sind, sind anfangs selten, ruhige Nächte anfangs ein schöner Traum. In dieser Zeit müssen beide Elternteile füreinander sorgen und auch dafür, dass jeder die Gelegenheit bekommt, Schlaf nachzuholen. Denn zwei Kinder kosten doppelte Kraft.
Wenn die Kinder älter werden, kommt die Zeit zum Aufatmen: Denn dann, wenn die Kinder anfangen, miteinander zu spielen, beginnen fast rosige Zeiten: Die Zwillinge beschäftigen sich viel miteinander, haben durch das gleiche Alter gleiche Interessen und durch die gemeinsame Zeit in Mamas Bauch meist eine ganz besondere Verbindung.
Zum Weiterlesen:
de.wikipedia.org/wiki/Zwillinge