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Erschöpft und ausgebrannt – Burnout bei Männern

Familiäre Probleme, mangelnde Anerkennung und Stress am Arbeitsplatz – immer häufiger spricht man in diesem Zusammenhang vom Burnout-Syndrom.  Über die Ursachen, Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten soll dieser Beitrag informieren.

Der „Pschyrembel“, das umfassende klinische Wörterbuch, definiert  Burnout wie folgt:
„Ein Burnout-Syndrom (engl. (to) burn out: „ausbrennen“) ist ein Zustand ausgesprochener emotionaler Erschöpfung mit reduzierter Leistungsfähigkeit, das als Endzustand einer Entwicklungslinie bezeichnet werden kann, die mit idealistischer Begeisterung beginnt und über frustrierende Erlebnisse zu Desillusionierung und Apathie, psychosomatischen Erkrankungen und Depression oder Aggressivität und einer erhöhten Suchtgefährdung führt.“

 

Übersetzt in eine allgemeinverständliche Sprache beschreibt Burnout einen Zustand der inneren Leere bis hin zu totaler seelischer Verausgabung. Die Patienten haben dabei das Gefühl, dass ihre Akkus vollkommen leer sind und sich auch nicht wieder aufladen lassen.
Vielfach fällt in den Sprechstunden der Ärzte der einfache Satz: „Ich kann nicht mehr.“ Und genau dieser Schlüsselsatz könnte das Burnout-Syndrom nicht treffender formulieren.

Derzeit gibt es keine verlässlichen Zahlen, wie viele Menschen in Deutschland vom Burnout-Syndrom betroffen sind. Die Experten sind sich jedoch weitestgehend darüber einig, dass diese Erkrankung Männer meist eher ereilt als Frauen. Frauen sind in vielerlei Hinsicht stressresistenter und gestehen sich eigene Schwächen früher ein als das vermeintlich stärkere Geschlecht. Vor allem die Altersgruppe der 30-50jährigen Männer nimmt hier einen Spitzenplatz ein.

Das Burnout-Syndrom wurde 1974 von dem amerikanischen Psychoanalytiker Herbert Freudenberger entdeckt. Damals waren vom Burnout vor allem die helfenden Berufe, wie z.B. Ärzte, Pfleger oder Sozialarbeiter betroffen, da bei diesen die Erschöpfungserscheinungen traditionell hoch waren. Heute sind davon durchweg alle Berufsschichten berührt.

Ursachen für Burnout

Vor allem in den hochentwickelten Industrieländern könnte sich Burnout schon bald zu einer Volkskrankheit entwickeln. Durch das stetig steigende Tempo in der Arbeitswelt einerseits und der nur (begrenzten) Verarbeitungsfähigkeit der Menschen andererseits kommt es immer wieder zu Problemen. Viele Arbeitnehmer sind dem heutigen Tempo im Berufsleben nicht mehr gewachsen und wollen sich dies auch nicht eingestehen. Aber selbst, wenn man(n) wollte, das Können ist eine ganz andere Sache. Der Druck auf dem Arbeitsmarkt ist immens hoch und die Hemmschwelle, vermeintliche Schwachpunkte zu ersetzen, ist geringer denn je. Die ständig steigenden Arbeitslosenzahlen in Deutschland sprechen insofern eine klare Sprache.

Darüber hinaus können aber auch zwischenmenschliche Probleme, wie etwa die mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte, ein allgemein ungünstiges Betriebsklima oder sogar Mobbing durch die Arbeitskollegen zu einem Burnout führen.

Weitere, verstärkende Belastungsfaktoren können unregelmäßige Mahlzeiten sein, Medikamentenmissbrauch  oder aber auch übermäßiger Alkoholkonsum, um den Stress des Tages abzubauen. Die damit verbundene Störung des Schlafrhythmus begünstigt ebenfalls das schnelle Ausbrennen des Körpers und der Seele.

Gerade Familienväter, die im Job immer 120 Prozent Leistung abrufen müssen, sind von der Gefahr eines Burnouts besonders bedroht. Oft nur mit viel Mühe gelingt der Spagat zwischen Berufsleben und den Anforderungen und Wünschen an das Familienleben bzw. der partnerschaftlichen Beziehung. Wer dann die folgend aufgelisteten Warnsymptome übersieht oder verdrängt, könnte sich schon bald im Wartezimmer des Arztes seines Vertrauens wiederfinden.

Die 4 Phasen des Burnouts

Burnout entsteht nicht über Nacht, sondern entwickelt sich über viele Monate hinweg. Bei einigen Menschen kann sich diese präklinische Phase sogar über viele Jahre hinziehen.

Zunächst fühlen sich dabei die Betroffenen eines Burnouts noch sehr gut. Sie sind engagiert, aktiv und leisten oft freiwillige Überstunden oder nehmen sich zunehmend Arbeit mit nach Hause. Das stetig wachsende Gefühl der eigenen Unentbehrlichkeit ist dabei allerdings nur von subjektiver Natur. Dass bereits ab diesem Zeitpunkt auch das Privatleben vernachlässigt wird, erkennen die meisten (der späteren Patienten) noch nicht. Auch das Wort Regeneration bleibt in diesem Zusammenhang nur ein Fremdwort.

In der zweiten Phase  bahnen sich jedoch bereits erste Enttäuschungen ihren Weg und das ernüchternde Gefühl, zu entdecken, dass es noch etwas anderes als Arbeit geben muss, ist plötzlich allgegenwärtig.

In Phase 3 gesellen sich dann Gefühle der Erfolglosigkeit und Inkompetenz dazu, auch mangelt es zunehmend an der Anerkennung durch den oder die Vorgesetzten. Das führt nicht nur zu einem erhöhten Verbrauch von Suchtmitteln aller Art sondern ist auch mit einem Gefühl der inneren Leere  oder sogar Ängsten verbunden. Dennoch gibt es immer noch positive Momente, in denen die Erkrankten davon ausgehen, den Ausweg aus der Krise gefunden zu haben.

Zum Showdown kommt es dann in der letzten, der vierten Phase. Hier herrscht schließlich völlige Resignation. Wer sich in diesem Stadium befindet, schleppt sich mehr oder weniger nur noch zur Arbeit - Einsatz und Energie sind völlig verloren gegangen. In dieser Phase hat der Burnout-Patient quasi innerlich gekündigt. Eine Hilfe von außen wird überdies nicht angenommen, denn der Erkrankte baut einen so großen Schutzwall um sich herum auf, dass er sich am Ende total selbst isoliert.

Familiäre Belastung

Das Burnout-Syndrom hat natürlich auch Auswirkungen auf die Familie des Erkrankten.
Der Stress bei der Arbeit, das „nicht mehr klar kommen“, führt, im Zusammenspiel mit den vorhandenen Schlafstörungen, zu einer zunehmenden Gereiztheit. Gemeinsame Unternehmungen mit der Familie oder mit Freunden geraten zur Tortur, statt Entspannung und Stressabbau kommt es zum genauen Gegenteil. Gerade Familienväter, die von der Krankheit betroffen sind, kümmern sich in dieser Zeit weder um ihre Frau noch um die Kinder - sie können es einfach nicht mehr.

Die Frau des Burnout-Patienten ist fast nur noch auf sich allein gestellt, eine Unterstützung bei ihren Problemen findet nicht mehr statt. Wenn dann, wie häufig in verschiedenen wissenschaftlichen Studien beobachtet wurde, Potenzprobleme beim Erkrankten hinzu kommen, verschlimmert das die Sache für beide Seiten noch einmal erheblich.
Oftmals ist es dann von den anfänglichen Trennungsgedanken bis hin zur endgültigen Trennung nur noch ein kleiner Schritt. Und damit hätte das Burnout-Syndrom wirklich nur verbrannte Erde hinterlassen…
Und deshalb, liebe Väter, lassen Sie es nicht so weit kommen. Achten Sie auf sich und auf Ihre Familie. Egal, ob Sie nun zu den schon Betroffenen gehören oder unmittelbar gefährdet sind – die folgend aufgezählten Punkte dienen sowohl der Burnout-Behandlung als auch der Verhütung dieser Krankheit.

Vorbeugung und Behandlung

1. Das Wichtigste zuerst: SIE müssen bereit sein, etwas ändern zu wollen. Punkt.
2.Verändern Sie Ihre Lebensumstände! Geben Sie auch mal Schwächen zu und gestehen Sie sich Stress ein. Machen Sie nicht alles allein und lernen Sie zu delegieren.
3. Überdenken Sie Ihre berufliche Situation grundsätzlich. Geht es auch mit etwas weniger Einsatz oder müssen Sie sich notfalls umorientieren?
4. Achten Sie auf Ihren Körper! Ausreichend Schlaf ist genauso unabdingbar wie eine gesunde und ausgewogene Ernährung.
5. Die Familie sollte für Sie an erster Stelle stehen! Verlieren Sie diese, verlieren Sie alles.
Deshalb, sprechen Sie über Ihre Ängste und Probleme. Ihre Partnerin steht Ihnen mit Sicherheit zur Seite.
Unternehmen Sie so viel wie möglich mit Ihrer Familie und vor allem: Genießen Sie das! Eine tolle Partnerschaft bzw. ein harmonisches Familienleben ist ein Privileg. Daran sollten Sie immer denken.
6. Treffen Sie sich auch wieder mit Freunden und tauschen sich mit ihnen aus.
7. Sie haben ein Hobby? Prima, es wird Zeit, sich auch dafür wieder Freiraum zu schaffen.
8. Auch wenn es abgedroschen klingt: Behalten Sie ihren Humor und lachen Sie!
Lachen ist ein hervorragendes Mittel gegen Burnout.

Letzte Worte

Das Burnout-Syndrom ist eine ernst zu nehmende Krankheit und keinesfalls nur eine Modeerscheinung. Und wenn Sie, als Mann bzw. Vater davon betroffen sind, sprechen Sie darüber und nehmen Sie Hilfe an. Erster Ansprechpartner ist Ihre Frau bzw. die Familie allgemein. Aber auch Freunde sind für Sie da, möglicherweise sogar Arbeitskollegen. Durchbrechen Sie den Teufelskreislauf dieser Erkrankung und denken Sie immer daran:
Sie sind nicht allein!