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Der kleine Tim – Woche 6

Der kleine Tim ist nun schon immerhin einen guten Monat alt. So richtig hat er sich noch nicht in der Welt eingewöhnt, vieles ist einfach noch sehr neu und nervig. Ein wenig Sorgen macht er sich um seine Eltern. Die machen einen seltsam gestressten Eindruck.

Mama und Papa sehen wieder einmal richtig fertig aus. Ich verstehe gar nicht, warum. Die beiden sollten etwas mehr auf sich achten. Das mache ich doch auch. Wenn ich so aussehen würde wie die beiden würde ich einfach die Augen zumachen und so lange schlafen, bis ich wieder Hunger habe. Dann die Mama mit der Milchbar rufen und für den Moment ist alles im Reinen. So schwierig ist das doch nicht. Die sollten einfach mal aufpassen und von mir lernen. Ein bißchen Schönheitsschlaf tut auch denen gut und entspannt ungemein.

 

Vielleicht bin ich ja auch ein klein wenig Schuld daran, dass sie so gestresst sind. Ich halte sie schon auf Trab. Aber meine Situation ist auch blöd und ich weiß nicht, was ich tun kann. Ich liege hier den lieben langen Tag wie ein Maikäfer auf dem Rücken und kann mich kaum bewegen. Mir ist langweilig - was soll ich auch mit mir anfangen? Ab und zu liege ich in einer braunen Pampe (ich habe keine Ahnung, wo die herkommt), die ziemlich juckt und kann mich nicht mal kratzen. Ich habe ständig Hunger - ist das normal? Und das helle Licht, die Temperaturschwankungen, das ist alles so ungewohnt. Ich fühle mich einfach nicht wohl in meiner Haut. So, nun ist es raus. Aber was soll ich tun? Mit wem soll ich darüber sprechen? Ich habe nicht den Eindruck, dass mich Mama und Papa verstehen. Dabei bemühen sie sich, aber so richtig helfen können sie mir nicht. Okay - das war nicht fair. Sie füttern mich, entfernen die braune Pampe, waschen mich ab und nehmen mich häufig in den Arm - und das fühlt sich richtig gut an. Das hilft alles. Ohne sie wäre mein Leben richtig mies. Ich gebe zu, Mama und Papa sind schwer in Ordnung und am liebsten würde ich Tag und Nacht wie eine Klette an ihnen hängen. Die sollen bloß nicht auf die Idee kommen, zu weit wegzugehen. Dann schrei ich mal laut und dann solltet ihr sie mal springen sehen.

 

So ganz habe ich die Sache mit Mama und Papa nicht verstanden. Mama ist unverzichtbar, sie hat die Brüste. Jaaaa, die Brüste, die sind klasse!!! Aber Papa? Der hat keine. Wozu ist er dann eigentlich gut? So ganz habe ich das nicht rausgefunden. Er riecht anders als Mama, irgendwie strenger. Nicht schlecht, einfach anders. Er hält mich auch nicht genau so wie Mama. Irgendwie macht er einen leicht unsicheren Eindruck dabei. Wenn Mama mich füttert, dann sitzt er häufig linkisch lächelnd daneben. Vorhin hat er mich, nachdem er mich gewickelt hat, auf seine nackte Brust gelegt, mich mit seinen Armen gehalten und leicht bewegt. Das war ungewohnt, hat sich aber richtig gut angefühlt. So hat mich Mama noch nie gehalten. Er hat mit seiner tiefen Stimme zu mir gesprochen und ich habe gespürt, wie seine Brust vibriert hat. Ein richtig witziges Gefühl. Es hat leicht gekitzelt. Die Vibrationen und auch die Haare, die er auch der Brust hat. Die haben sich seltsam angefühlt. Neu, aber nicht schlecht. Ich bin gespannt, wie sich das mit Papa weiter entwickelt. Im Moment ist mir Mama mit ihren Brüsten lieber, aber Papa ist zumindest interessant. Er darf bleiben.

 

Jetzt bin ich aber müde von der ganzen Erzählerei. Lasst mich einfach mal ein bisschen schlafen. Ihr wollt doch nicht, dass ich müde werde und schreie?

 

Ich melde mich bald wieder. Machts gut bis dahin.

 

Euer Tim