Viele Eltern - insbesondere Mütter - richten ihr ganzes Leben auf ihre Kinder aus. Beginnen diese sich abzunabeln und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, bleibt oft wenig übrig. Der Lebensrhythmus und auch die Partnerschaft muss auf ein neues Fundament gestellt werden – manchmal gar nicht so leicht.
Was bleibt, wenn die Kinder groß werden? Das Leben von Eltern im Wandel
Einige Paare schaffen sich in diesem Fall tatsächlich einen Hund an, um den Wunsch, jemanden zu beschützen und zu umsorgen, auch weiter ausleben zu können. Das ist natürlich eine legitime Methode, aber längst nicht die einzige. Vaterfreuden gibt Tipps, wie Sie und Ihre Partnerin das Leben ohne Kind neu lernen können.
Der Abschied beginnt
Das ganze Leben eines Kindes ist von der Abnabelung von den Eltern geprägt. Sie beginnt mit den ersten Schritten und hat im Auszug von zu Hause ihren Höhepunkt. Das Laufen lernen, der erste Tag im Kindergarten oder auch der erste Schultag machen noch stolz, die ersten Diskobesuche oder Diskussionen über Frisur, Outfit und „Wie lange darf ich abends wegbleiben?“ sind die Anfänge des Abschieds. Eltern, die jetzt schon akzeptieren können, dass ihr Kind beginnt, ein eigenes Leben zu führen, machen sich – und auch ihrem Nachwuchs – das Leben leichter. Grenzen und Regeln sind jetzt besonders wichtig, genauso wichtig sind aber ein immer größerer Freiraum und zunehmende Eigenverantwortlichkeit. Das bedeutet aber auch, dass das Kind jetzt für Fehler gerade stehen muss, die es in eigener Verantwortung begangen hat.
Wenn die Koffer gepackt werden
War es schon schwer, den Abnabelungsprozess auszuhalten, so scheint der Auszug des Kindes aus der gemeinsamen Wohnung oft wie ein kleiner Tod. Unter den Soziologen wird die Situation, in der sich das Paar nach dem Auszug befindet, als „Empty Nest“ bezeichnet. Ist ein Partner nicht berufstätig, bekommt er diesen Zustand mit voller Wucht zu spüren, aber auch berufstätige Partner werden in jeder Minute, die sie zu Hause verbringen daran erinnert, dass das Kind nicht mehr da ist. Und was nun? Als kleiner Trost in dieser Situation: Laut einer soziologischen Untersuchung gewöhnen sich die meisten Eltern an diesen Zustand und empfinden ihn nach der Zeit der Umgewöhnung sogar als schön und entlastend.
Der Weg zurück: Von der Familie mit Kind zum Paar
Beim Zusammenleben mit Kind bleibt einiges auf der Strecke. Die Kommunikation als Paar ist oft über viele Jahre eher kümmerlich, denn es gibt immer irgendetwas über oder mit den Kindern zu besprechen. Der Familienalltag und seine Organisation stehen im Mittelpunkt des Lebens. Das ist nun komplett anders und viele Paare müssen erst einmal sehen, ob von der einstmals vorhandenen Liebe noch genug übrig geblieben ist. Häufig ist das tatsächlich nicht der Fall und deshalb schlägt die Altersgruppe der Eltern mit erwachsenen Kindern in der Scheidungsstatistik noch einmal gut zu Buche. Entschließt sich das „verwaiste“ Elternpaar allerdings zusammen, zu bleiben, eröffnen sich viele Chancen. Es ist jetzt Zeit für ausgiebige Reisen, das nun viel zu große Haus kann verkauft werden und statt Gartenarbeit stehen nun öfter mal Kultur oder Wochenendausflüge auf dem Programm. Es ist Zeit für neue Hobbys und die Entwicklung eigener Interessen – und die sollte jeder für sich herausfinden. Denn nicht nur die Paarbeziehung muss neu definiert werden - auch die eigene Persönlichkeit steht nun in einem neuen Kontext: Man ist nicht mehr hauptberuflicher Vater, sondern wieder eine freie und eigenständige Persönlichkeit.
Und was ist mit der Liebe?
Dadurch, dass fast 20 Jahre oder länger die Kinder im Fokus standen, ist die Liebesbeziehung oft fast eingeschlafen. Man lebt eher freundschaftlich zusammen, häufig spielt selbst der Sex keine große Rolle mehr. Es war einfach immer etwas anderes wichtiger. Um die Liebe wieder lebendig werden zu lassen, müssen Sie beide etwas dafür tun. Meist kommt das nicht einfach so von selbst zurück.
- Entdecken Sie die Romantik wieder für sich: mit Mondscheinspaziergängen oder einem romantischen Abendessen.
- Entdecken Sie auch Ihre Körper neu, ohne etwas zu überstürzen. Dazu eignen sich ausgezeichnet Massagen, mit denen Sie sich gegenseitig verwöhnen können.
- Und vor allem: Reden Sie wieder miteinander. Oft besteht großer Nachholbedarf: Was fühlst du? Was willst du? Wovor hast du Angst? Was macht dich glücklich? Diese Fragen wurden in den letzten Jahren vielleicht viel zu selten gestellt, jetzt ist die Gelegenheit, das nachzuholen.
Ein Auszug ist kein Abschied für immer
Wenn Ihr Kind so weit ist, dass es das Haus verlässt, dann machen Sie sich klar, dass es sich hier „nur“ um eine räumliche Trennung handelt. Die Familie bleibt nach wie vor bestehen mit allen Ihren Vorteilen wie etwa Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung. Eigentlich fallen nur die Nachteile weg: Ein erwachsenes Kind, das die Musik zu laut aufdreht, Dinge macht, die Sie mit Sorge oder Ärger erfüllen und Ihnen immer Ihre Lieblingswurst vor der Nase wegschnappt. Genießen Sie die neue Freiheit und nutzen Sie die Zeit, Ihre Partnerschaft zu aktivieren.