© Patryk Kosmider - Fotolia.com

Mythos oder Wahrheit: Lässt sich das Geschlecht des Kindes beeinflussen?

Hauptsache, das Kind ist gesund - das ist für werdende Eltern das Wichtigste. Ob es ein Mädchen wird oder ein Junge, spielt für die wenigsten Eltern eine Rolle, denn schließlich ist die Liebe von Eltern zu ihrem Kind bedingungslos. Und dennoch: Es gibt verschiedene Vorgehensweisen, mit denen man das Geschlecht des Kindes beeinflussen können soll - beispielsweise den Zeitpunkt der Schwangerschaft. Doch was ist wirklich dran an den teils skurrilen Vorgaben?

Faktor Mond

Sie haben noch nie etwas vom chinesischen Empfängniskalender gehört? Das liegt wahrscheinlich daran, dass er vor allem in China weit verbreitet, aber hierzulande nahezu unbekannt ist. Mit ihm soll man das Geschlecht des Kindes beeinflussen können. Der Grund für seine Popularität ist die Ein-Kind-Politik des Landes. Viele Chinesen möchten lieber einen Jungen als ein Mädchen, da erstere traditionell für die Altersvorsorge der Eltern zuständig sind. Der chinesische Empfängniskalender beruht auf einer Kombination aus Mond- und Sonnenkalender und ist in rosafarbene und blaue Felder unterteilt. Diese entstehen durch den Schnittpunkt von Mondalter und Monat der Empfängnis.

Möchte man das Geschlecht des Babys beeinflussen, muss man also vorab sein Mondalter bestimmen und dann den jeweiligen Monat der Empfängnis in Abhängigkeit des Wunschgeschlechts bestimmen. Dass der chinesische Empfängniskalender wirkt, ist wissenschaftlich jedoch nicht erwiesen. Wenn Sie aber neugierig geworden sind und versuchen möchten, die Schwangerschaft zu beeinflussen, dann können Sie hier lesen, wie der chinesische Empfängniskalender funktioniert.

Stress und Ernährung

Da Ernährung und Stress den menschlichen Organismus stark beeinflussen, vermuten Wissenschaftler auch Auswirkungen auf die Schwangerschaft beziehungsweise auf das Geschlecht. Eine weit verbreitete These lautet: In gesellschaftlichen und klimatischen Krisensituationen werden mehr Mädchen als Jungen geboren. Darauf lassen zumindest Daten zu den Geburten während der großen Hungersnot in China von 1959 bis 1961 schließen. Gründe könnten zum einen der Ernährungszustand der Frau sein, zum anderen ihr Stresslevel.

Im Jahr 2008 stellten britische Forscher im Rahmen einer Studie einen tatsächlichen Zusammenhang zwischen der Ernährung der Mutter und dem Geschlecht des Babys fest. Die Frauen in der Gruppe mit der höchsten Kalorienzufuhr gebaren in 56 Prozent der Fälle einen Jungen, während dies bei Frauen mit einer geringen Kalorienzufuhr nur zu 45 Prozent der Fall war. Wer also viele Vitamine sowie Mineralstoffe wie Kalzium und Kalium zu sich nimmt und Müsli zum Frühstück isst, erhöht laut Forschung die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind ein Junge wird. 

Neben der Ernährung könnte auch Stress einen Einfluss auf das Geschlecht haben. Grundsätzlich ist es nämlich so, dass es für Mütter anstrengender ist, einen Jungen zu gebären als ein Mädchen. In stressigen Lebenssituationen verfügen Mütter über weniger Energiereserven, sodass Fehlgeburten eher bei Schwangerschaften mit einem Jungen auftauchen. Das sind jedoch nur Vermutungen; der Zusammenhang zwischen Geschlecht und Stress muss noch untersucht werden.

Faktor Eisprung

Ob eine Frau mit einem Jungen oder einem Mädchen schwanger wird, hängt biologisch davon ab, ob die Eizelle von einem Spermium mit einem X- oder Y-Chromosom befruchtet wird. Dementsprechend hängt es also indirekt vom Vater ab, welches Geschlecht das Baby haben wird. Die Eizelle der Frau enthält schließlich nur ein Geschlechtschromosom, nämlich das X-Chromosom. Den Geschlechtschromosomen werden von einigen Forschern unterschiedliche Eigenschaften zugesprochen: Während X-Spermien als robuster und langlebiger gelten, sind Y-Spermien schneller.

Einer der bekanntesten Vertreter dieser Theorie war der US-amerikanische Gynäkologe Landrum Shettles. Er empfahl Paaren, die einen Jungen zeugen wollten, unmittelbar nach dem Eisprung Sex miteinander zu haben. Wollten sie ein Mädchen bekommen, riet er zu Geschlechtsverkehr ein paar Tage vor dem Eisprung, da seiner Theorie zufolge so die Y-Spermien nicht überlebten. Um den Zeitpunkt des Eisprungs zu kontrollieren, sollten Paare die Körpertemperatur der Frau messen und sich beim Sex daran orientieren.

Während der chinesische Empfängniskalender auf einer Tradition beruht, basieren die anderen Faktoren zumindest auf wissenschaftlichen Theorien. Dennoch lässt sich mit diesen Maßnahmen nur die Wahrscheinlichkeit des Wunschgeschlechts erhöhen - nicht mehr und nicht weniger. Bevor Paare ihr Leben komplett danach ausrichten, sollten sie vielmehr dafür Sorge tragen, dass das Kind gesund wird, ob nun Junge oder Mädchen.

 

Ähnliche Artikel