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Sternenkinder – wenn Eltern Abschied nehmen müssen, bevor das Leben beginnt

Kinder, die zur Welt kommen und sterben, bevor sie lebensfähig sind, werden als Sternenkinder bezeichnet. Dieser liebevolle Begriff richtet den Fokus auf das Kind und nicht auf den Tod. Eltern wird dadurch der Verlust des Kindes durch eine Fehl- oder Totgeburt wenigstens ein bisschen erleichtert.

Eine Fehlgeburt ist sicher der schlimmste Alptraum, den sich werdende Eltern vorstellen können. Oft gibt es nicht einmal einen ersichtlichen Grund dafür. In der Frühschwangerschaft sieht die Medizin Fehlgeburten als wenig ungewöhnlich an – vieles kann bei der Einnistung des befruchteten Eis schiefgehen. Die meisten dieser sehr frühen Fehlgeburten werden von Frauen gar nicht wahrgenommen. Danach beträgt das Risiko einer Fehlgeburt etwa 20 %. Die Statistik hilft betroffenen Eltern allerdings wenig: Der Verlust eines Kindes ist schmerzlich und es ist oft nicht leicht, diesen zu verarbeiten.

 

Der liebevolle Umgang mit dem Tod eines Kindes

Der Begriff Sternenkind hat sich in Deutschland vor etwa 10 Jahren etabliert - und zwar durch die Petition eines betroffenen Ehepaares. Bis 2013 waren totgeborene Kinder mit einem Geburtsgewicht von unter 500 Gramm Fehlgeburten und konnten zum Beispiel nicht beim Standesamt als Kind beurkundet werden. Die Kinder existierten einfach nicht und konnten auch nicht regulär bestattet werden. Die Kinder stehen nun zwar  im Stammbuch, werden aber auch heute noch nicht ins Personenstandsregister aufgenommen. Allerdings kann auf Antrag eine beurkundete Bescheinigung über die Geburt ausgestellt werden. Für Eltern ist das ein kleiner, aber oft entscheidender Schritt zur Verarbeitung. Das Kind wird nicht vergessen. 

 

Wie können Eltern mit der Trauer umgehen?

Eines sollten Eltern auf keinen Fall tun: das traurige Ereignis ignorieren. Nicht gelebte Trauer beeinträchtig das ganze Leben - auch das der übrigen Familienmitglieder und der lebenden Kinder. Um sich mit der Trauer auseinandersetzen zu können, hilft es ungemein viel, das Baby zu sehen. Dies ist anders als früher heute möglich. Es bleiben konkrete Erinnerungen an die gemeinsame Zeit, war sie auch noch so kurz. Viele Eltern nehmen die Möglichkeit wahr, Fotos von sich und dem Sternenkind machen zu lassen, sie behalten als Erinnerung eine Haarlocke oder einen Handabdruck.

Sehr wichtig ist auch der Umgang der Eltern miteinander. Neben der Trauer spielen oft Schuldgefühle eine Rolle, vor allem bei den Müttern. Männer möchten häufig dafür sorgen, dass „alles wieder gut wird“ und das Leben weitergeht. Sie möchten stark sein und verdrängen ihre Trauer, um für ihre Partnerin da sein zu können. Diese gute Absicht hat häufig leider das Gegenteil zur Folge: Die Mutter fühlt sich alleine gelassen, es kommt zu einer Distanz, die eine große Belastungsprobe für die Partnerschaft und die ganze Familie darstellt.

Hilfreich ist auch der Kontakt mit anderen Betroffenen. Mittlerweile gibt es in Deutschland verschiedene Selbsthilfegruppen, in denen sich Eltern von Sternenkinder austauschen und gegenseitig bei der Trauerarbeit unterstützen.

 

Kindern das Sternenkind erklären

Auch die bereits in der Familie lebenden Kinder werden durch das Sternenkind mit dem Tod konfrontiert. Auch sie trauern. Für die Kinder ist es besonders wichtig, dass das Sternenkind nicht verschwiegen wird, sondern seinen Platz in der Familie hat. Hilfreich für die Trauerbewältigung sind für alle Familienmitglieder schöne Rituale. So kann für das Kind eine Kerze aufgestellt werden oder Erinnerungen wie Ultraschallbilder, Haarlocke oder die ersten Söckchen gesammelt und zusammen mit einem Foto in einem schönen Gefäß im Wohnzimmer aufbewahrt werden. 

 

Würdevoll Abschied nehmen

Stirbt ein nahestehender Mensch, löst das große Trauer aus. Dies ganz genauso mehr bei einem Sternenkind, bei dem die Eltern keine Möglichkeit hatten, ihr Kind kennenzulernen und aufwachsen zu sehen. Das gemeinsame Leben endet, noch bevor es begonnen hat. Um Trauer verarbeiten zu können, muss der Tod anerkannt werden. Dazu gehört die Anerkennung des traurigen Ereignisses und ein würdevoller Abschied nach der Geburt und eine feierliche Bestattung. Letztere wird in den Bundesländern unterschiedlich gehandhabt. Die Bestattung des stillgeborenen Kindes, die im Einzel- oder im Familiengrab möglich ist, gibt den Eltern die Gelegenheit, ihre Trauer durch den Besuch des Grabes und der Grabpflege nach und nach zu bewältigen.

In den Krankenhäusern ist es heute möglich, dass Eltern ihre Sternenkinder nach der Geburt noch im Arm halten. Unterstützt wird die Verarbeitung der schrecklichen Tatsache häufig durch eine liebevolle Behandlung des Krankenhauspersonals durch die Klinik. Viele Babys werden in ein Weidenkörbchen gelegt. Die Eltern haben so viel Zeit, wie sie brauchen, um den ersten Schmerz zu verarbeiten und sich von ihrem Sternenkind zu verabschieden. 

 

Wenn Eltern im Freundeskreis betroffen sind

In unserer Gesellschaft ist der Tod allgemein und Fehlgeburten insbesondere noch immer ein Tabu-Thema. Kein Wunder also, wenn wir uns hilflos und gehemmt fühlen, wenn es im Freundes- oder Bekanntenkreis dazu kommt. Oft wird die traurige Tatsache ignoriert und totgeschwiegen, die Eltern bleiben mit ihrer Trauer allein. Wenn Sie in ihrem Umfeld mit dem Thema konfrontiert werden, sollten Sie Anteilnahme und Mitgefühl zeigen. Seien Sie einfach da und hören Sie zu, aber vermeiden Sie es, den trauernden Eltern gute Ratschläge zu geben. Die sind in dieser schweren Zeit fehl am Platze.

Mehr dazu, wie Sie Eltern nach der Geburt eines Sternenkindes unterstützen können, lesen Sie hier.