Die Zahlenangaben sind schwankend, aber eines ist klar: Alleinerziehende Väter sind längst keine Exoten mehr und die Tendenz steigt. Immer mehr Väter wollen oder müssen nach der Trennung die volle Verantwortung für ihre Kinder übernehmen. Und auch wenn das Leben dadurch komplizierter wird, ist die enge Bindung zwischen Vater und Kind ein Gewinn für beide.
Alleinerziehende Väter – Leben statt Überleben
In den letzten Jahren hat sich in Deutschland ein neues Modewort gebildet: „die Ein-Eltern-Familie“. Laut Statistik gibt es rund 2,2 Millionen alleinerziehende Mütter und Väter in Deutschland. Der Anteil der Frauen ist dabei der weitaus größere. Dies liegt neben den Lebensumständen oft auch an der Einstellung der Familiengerichte, die den Aufenthaltsort des Kindes bei der Mutter meist noch per se für die erste und beste Wahl halten. Der Männeranteil steigt jedoch stetig. Bei den einen Quellen sind es 8%, die anderen nennen einen Anteil von 13% alleinerziehender Väter in Deutschland. Auch wenn die Angaben schwanken, über eines sind sich alle einig: Die Anzahl der alleinerziehenden Väter steigt seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts ständig an.
Familie ohne Mutter – Die erste Zeit
Bricht eine Familie auseinander und muss plötzlich ohne Mutter auskommen, ändert sich alles. Eine völlig neue Konstellation entsteht, bei der sich nicht nur äußere Abläufe ändern. Auch die Beziehung zwischen Vater und Kind verändert sich, wird intensiver und für Sie als Vater in den allermeisten Fällen auch erheblich anstrengender, ist doch in der Regel die Frau für die emotionalen Bedürfnisse des Kindes zuständig. Dass Männer abwaschen, staubsaugen oder die Wäsche aufhängen, ist schon länger üblich, aber das hohe Maß an Zuwendung und emotionaler Fürsorge, das dem alleinerziehenden Vater nun abgefordert wird, ist für viele Männer anfangs ein schwieriger Prozess. Als Alleinerziehender muss man oft beides sein – Vater und Mutter. Hier das Gleichgewicht und das richtige Maß zu finden ist ein Prozess, der dauert, letztendlich aber zu eigenem, persönlichen Wachstum führt.
Machen Sie sich unbedingt klar, dass Ihr Kind gerade emotional sehr angeschlagen ist. Es muss die Trennung der Familie und die Trennung vom anderen Elternteil verkraften. Das Wichtigste ist, dass Sie Stabilität vermitteln, egal wie schlecht es Ihnen selbst im Moment geht. Dazu gehört auch, dass Sie – ganz gleich was passiert - niemals schlecht über den anderen Elternteil sprechen, um das Kind nicht in Konflikte zu stürzen. Das Zweitwichtigste ist, möglichst schnell einen funktionierenden Rhythmus für den Alltag zu finden.
Die Kinderbetreuung
Männer sind meist Alleinkämpfer, doch als alleinerziehender Vater braucht man ein Netzwerk, um die Dreifachbelastung Beruf, Familie und Haushalt stemmen zu können. Hier ist Organisationstalent nötig. Möglichkeiten, die Betreuung des Kindes abzusichern, ergeben sich in der Verwandtschaft, die Oma, eine Tante oder vielleicht auch die fast erwachsene Nichte können einspringen. Bei der Auswahl ist aber immer zu beachten, dass das Kind nicht in Konflikte durch unbedachte Äußerungen über die Eltern und die Trennung gebracht wird. Dadurch kann viel Schaden angerichtet werden.
Die zweite Möglichkeit, die Betreuung abzusichern, ist ein bezahlter Babysitter. Hier kommt eventuell eine Tagesmutter in Frage, es gibt jedoch auch die sogenannten „Leihomas“ oder „Leihopas“, ältere Menschen, die Zeit und Lust haben, sich um ein Kind zu kümmern. Auch ein Au-pair-Mädchen kann unter Umständen eine gute Wahl sein. Allerdings muss die Chemie stimmen. Sowohl Sie selbst als auch Ihr Kind müssen die Betreuungsperson mögen und auch die erzieherischen Richtlinien müssen klar abgesprochen sein und eingehalten werden. Bei der Suche nach einer Betreuungsperson hilft zum Beispiel ein Babysitter-Service, bei dem man online nach geeigneten Kandidaten suchen kann. Leider wird man hier meist nur für größere Orte fündig. Alternativ kann eine Nachfrage bei einer caritativen Einrichtung vor Ort oder ein Aushang am schwarzen Brett erfolgreich sein.
Prüfen Sie jedoch den Babysitter sorgfältig, ganz besonders, wenn Sie ihn nicht kennen. Es besteht immer ein gewisses Risiko, wenn man sein Kind einer unbekannten Person überlässt!
http://www.vamv.de/allein-erziehen/kinderbetreuung.html
http://www.patenschaften-aktiv.de/1233/index.html
Eine neue Liebe
Wenn der Schock über die Trennung abgeklungen ist und in der Vater-Kind-Familie Rhythmus und Alltag eingekehrt ist, kommt irgendwann der Punkt, an dem man nicht nur Vater, sondern auch wieder Mann sein möchte und sich nach einer neuen Partnerin sehnt. Die Aufmerksamkeit kehrt sich wieder mehr nach außen, hin zu sozialen Kontakten mit anderen Erwachsenen. Wenn dann eine neue Frau ins Leben tritt, gibt es schnell neue Unruhe und Probleme. Hier ist wieder Einfühlungsvermögen gefragt. Wie teilen Sie Ihrem Kind mit, dass Sie sich in eine Frau verliebt haben? Für diese Fragen gibt es kein wirkliches Patentrezept. Überfallen Sie Ihr Kind nicht mit der Neuigkeit und stellen Sie Ihre neue Freundin erst einmal als neutrale Person vor. Ihr Kind wird schnell merken, dass diese Frau eine besondere Bedeutung für Sie hat. Optimal ist, wenn die Übergänge fließend sind und die neue Partnerin so ganz allmählich in Ihr Leben integriert wird. Allerdings kommt irgendwann der Punkt, an dem Sie auch klare Verhältnisse schaffen und Ihrem Kind mitteilen müssen, welche Beziehung Sie mit besagter Frau haben. Wann dieser Zeitpunkt gekommen ist, kann nur das Bauchgefühl entscheiden.
Als alleinerziehender Vater müssen Sie umdenken. Neue und große Herausforderungen – vor allem in emotionaler Hinsicht – stehen bevor. Die neuen Anforderungen bieten aber gleichzeitig die Chance, sich selbst zu entwickeln und eine ganz neue innige Bindung zu den eigenen Kindern zu schaffen.