Allergien neben in unserem Leben einen immer größeren Stellenwert ein: Asthma, Heuschnupfen, Kontaktallergien gehören schon seit einigen Jahren zu den Volkskrankheiten. Die Gründe dafür sind vielfältig und oft wenig beeinflussbar. Zum Teil können Eltern allerdings dafür sorgen, dass ihr Kind ohne Allergien aufwächst.
Allergien – Vorbeugen von Anfang an
Die WHO (World Health Organisation) geht davon aus, dass es heute in Westeuropa doppelt so viele Asthmaerkrankte gibt wie noch vor 10 Jahren und auch andere Allergien treten immer häufiger auf. Allergische Reaktionen können die Lebensqualität deutlich einschränken. Vor allem Eltern, deren Kinder an Allergien leiden, stehen immer wieder vor Problemen. Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, empfehlen Wissenschaftler, den sogenannten Bauernhof-Effekt zu nutzen.
Der Bauernhof-Effekt
Diesen Begriff gibt es bereits seit dem Ende der 1980er Jahre. Damals stellten Forscher fest, dass Kinder, die sich in den ersten Jahren viel in der Natur aufhielten, weniger an Allergien litten. Die Gründe dafür liegen darin, dass diese Kinder öfter und früher in Kontakt mit bestimmten Bakterien kamen. Ein ähnlicher Effekt tritt auf, wenn Kinder mit älteren Geschwistern aufwachsen oder frühzeitig die Kindergrippe besuchen.
Anfangs vermuteten die Wissenschaftler, dass Kinder, die auf dem Land aufwachsen, grundsätzlich weniger allergiegefährdet sind. Mittlerweile ist bekannt, dass längst nicht alle Kinder, die in ländlichen Gebieten leben, weniger an Allergien leiden: Der Schutz betrifft hauptsächlich die Kinder, die auf Bauernhöfen mit Milchvieh aufwachsen. Bei ihnen ist die Allergieneigung deutlich geringer. Zu diesen Ergebnissen kam die Wissenschaftlerin Professor Dr. Erika von Mutius, die seit 1993 die Asthma- und Allergieambulanz in einem Münchner Kinderkrankenhaus leitet. In verschiedenen Studien und Langzeitenuntersuchungen untersuchte sie, wie Kinder auf dem Land aufwachsen und kam in Bezug auf die Allergieanfälligkeit zu dem Schluss, dass der Kontakt zu Kühen und anderen Nutztieren einen Schutz vor der Bildung von Antikörpern darstellt. Ein weiteres Ergebnis der Studien war der positive Effekt unverarbeiteter Milch direkt von der Kuh und der Kontakt zu bestimmten Futtermitteln. Der Grund für den Schutzeffekt ist allerdings noch nicht erschöpfend erforscht.
Was Eltern tun können
Nicht alle Kinder haben die Möglichkeit, vom Bauernhof-Effekt zu profitieren. Um Kinder vor Allergien zu schützen, können Eltern jedoch auch noch andere Maßnahmen ergreifen. Stillen in den ersten sechs Lebensmonaten verringert nachweislich die Neigung zu Allergien. Dies ist besonders wichtig, wenn einer oder beide Elternteile allergisch vorbelastet sind. Alternativ ist eine Säuglingsnahrung mit wenig allergieauslösenden Eiweißen von Vorteil. Weiterhin wird von Ernährungswissenschaftler empfohlen, im ersten Lebensjahr auf Milcheiweiß und Hühnereiweiß zu verzichten. Um Asthmaerkrankungen zu vermeiden, sollten gefährdete Kinder möglichst wenig in Kontakt mit Autoabgasen, Staub- und Rußpartikeln kommen, denn auch diese fördern die Allergieneigung, gleiches gilt für Gräser und Pollen, Tierhaare und bestimmte Nahrungsmittel wie Zitrusfrüchte, Nüsse und Schokolade. Wird das Kind im ersten Jahr mit möglichst wenig allergieauslösenden Stoffen konfrontiert, steigen die Chancen, dass es nicht an einer Allergie erkrankt.
Packen Sie Ihr Kind nicht in Watte!
Trotz der empfohlenen Vorsichtsmaßnahmen dürfen Kinder keinesfalls überbehütet und von allen Keimbelastungen ferngehalten werden. Diäten sind für Kinder im schlimmsten Falle durch Mangelerscheinungen entwicklungsverzögernd, eine übertriebene Vorstellung von Keimfreiheit und Hygiene kann Kinder durch den Einsatz von Desinfektionsmitteln erst recht krank machen. Außerdem wurde nachgewiesen, dass das kindliche Immunsystem zu seiner Reifung die Konfrontation mit Viren und Bakterien aller Art benötigt. Teilweise wird sogar die relative Keimfreiheit unserer häuslichen Umgebung dafür verantwortlich gemacht, dass die Allergien zunehmen: Da unser Immunsystem unterfordert ist, stürzt es sich auf alles, was ihm in die Quere kommt – und wenn es nur harmloser Hausstaub oder Tierhaare sind. Eine saubere, aber keinesfalls keimfrei gehaltene Umgebung verhindert diesen Effekt.
Und wenn es doch zur Allergie kommt?
Dann bleibt Ihnen und Ihrem Kind nichts weiter übrig als diese Tatsache zu akzeptieren und mit ihr zu leben. Wenn die Erbanlagen zu dominant sind, dann bewahren alle Vorsichtsmaßnahmen der Welt Ihr nicht davor, eine Allergie zu entwickeln. Wichtig ist in so einem Fall, die Krankheit möglichst früh zu behandeln und einen sogenannten Etagenwechsel zu vermeiden. Wird die allergische Entzündung frühzeitig unterdrückt, dann wird hoffentlich aus der Neurodermitis kein Heuschnupfen und aus dem Heuschnupfen kein Asthma. Mit der richtigen Behandlung kann eine Allergie flach gehalten werden, gesetzt den Fall, sie wird von Anfang an konsequent behandelt.
Die Forschung entwickelt sich immer weiter und die Behandlungserfolge in der Immuntherapie werden immer vielversprechender. Bei diesen Therapien wird das kindliche Immunsystem in regelmäßigen Abständen dem Allergen ausgesetzt, auf das es reagiert. Mit der Zeit tritt ein Gewöhnungseffekt ein und die Symptome werden immer schwächer. Die Verabreichung des Allergens erfolgt in der Regel über eine Spritze.
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