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Der Halloween-Hype – Süßes Fest oder saurer Kommerz?

Trister Herbst? Langweilige End-Oktober-Stimmung? Das war einmal. Anfang der neunziger Jahre ging ein Ruck durch Deutschland. Halloween, das amerikanische Grusel-Volksfest, hielt Einzug in die deutsche Kürbis-Landschaft und wird nun jedes Jahr am 31. Oktober gefeiert.

Dass die deutschen Kinder und Jugendliche jene „Trick or Treat“-Hysterie einzig dem Golfkrieg zu verdanken haben, ist wahrscheinlich das Gruseligste an der ganzen Geschichte. Nachdem man nämlich aufgrund des ersten Irak-Feldzugs von Bush Senior alle Faschingsumzüge und Partys in Deutschland abgesagt hatte, stellte sich vielen Unternehmen 1991 die einfache, aber pekuniär gewichtige Frage: Wohin mit dem ganzen liegen gebliebenen Faschings-Plunder, den Kostümen, Kamellen, Pappnasen und Luftschlangen?


Der Kürbis kam, sah und siegte

Durch geschickte und erfolgreiche PR-Strategien holte man zum finanziellen Ausgleich – kurioserweise aus einem der beteiligten Kriegsländer – den alten Brauch von Halloween nach Deutschland. Und da er dann schon mal da war, etablierte man ihn über die Jahre hinweg. Und so feiern die Deutschen am 31. Oktober jedes Jahr nun schaurige Halloween-Partys, stellen ausgehöhlte und bekerzte Kürbisse ins Fenster und Kinder ziehen in übergeworfenen Bettlaken mit einem eingedeutschten „Süßes oder Saures“ von Tür zu Tür.


Bis(s) zum 31. Oktober

Traditionsgemäß verkleiden sich die Kinder eben auch an Halloween. Während man im februärlichen Fasching allerdings eher Clowns, Marienkäfer oder Micky Mäuse durch die Straßen laufen sieht, werden zu Halloween ausschließlich die gruseligen Kostüm-Varianten bemüht. Vampire, Gespenster und Hexen haben Ende Oktober bei den Kids Hochkonjunktur.


Karneval aus Connecticut

Die Kostüme und die dazu gehörigen Accessoires (Wurf-Spinnen, Glibber-Skelette, Konfetti-Totenköpfe etc.) finden großen Anklang bei Kindern und Jugendlichen hierzulande. Je gruseliger umso beliebter. Bisweilen könnte man glauben, dass man diesen Brauch amerikanischer und begeisterter begeht als in Connecticut oder Ohio.


Irische Wurzeln

Aber man sollte sich nicht von dem ganzen kommerziellen Klimbim täuschen lassen. Denn eine rein adaptierte Uncle Sam-Festivität ist Halloween nun nicht. Ursprünglich kommt die Tradition, den Vorabend von Allerheiligen zu feiern aus Irland und nannte sich All Hallows’ Even. Erst durch die irischen Einwanderer kam dieser Brauch im 19. Jahrhundert in die USA.


Aus Rübe wurde Kürbis

Das berühmte Aufstellen der Kürbisse ist ein irisches Brauchtums-Relikt. Der Sage nach lebte einst ein ziemliches Scheusal namens Jack Oldfield. Der fing eines Tages den Teufel ein und wollte ihn nur unter der Prämisse wieder gehen lassen, dass dieser ihn zukünftig in Ruhe lassen werde. Als Jack Jahre später starb, durfte er aufgrund seiner Taten weder in den Himmel noch – wegen dem Beschiss am Teufel – in die Hölle. Aber Luzifer hatte ein Herz für Jack und schenkte ihm eine glühende Kohle und eine Rübe, so dass er durch das ewige Dunkel gehen konnte. Aus der Rübe wurde in Amerika dann der Kürbis, welcher dann Jack O’Lantern genannt wurde. Die geschnitzten Fratzen kamen erst später dazu, um böse Geister abzuschrecken.


Hallo-Was?

Die Jungs und Mädels interessieren dieser Tage herzlich wenig für die kulturhistorischen Hintergründe dieses durchaus interessanten und vielschichtigen Brauchtums. Ihnen ist es auch unverständlich, dass ihre Eltern – also die Thirty- oder Forty-Somethings unter uns – als Kinder oder Jugendliche keine grässlichen Geisterkostüme trugen und sich am 31. Oktober nicht mit künstlichem Blut die Gesichtspartien einschmierten.


Segen oder Fluch?

Und egal, ob man Halloween nun als Segen oder Fluch, als amerikanischen Firlefanz oder als irisch (und damit europäischen) Re-Import ansieht, eines ist klar: Halloween ist angekommen in den deutschen Kinderzimmern – genauso wie Fasching oder Freinacht (Walpurgisnacht). Man kann Halloween jetzt boykottieren oder das Beste aus diesem Neo-Feiertag machen. Nämlich Zeit mit seinen Kindern verbringen, im Vorfeld mit ihnen harmlose Horror-Deko basteln, Geschichten erzählen oder klassisch einen Kürbis aushöhlen.


Tipps für Halloween

Ob man sich aus Holzscheiten kleine lustige Hexen für den Eingang bastelt oder Girlanden aus kleinen Geistern und Zaubererhüten schneidet, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Übrigens: Ein schön-schauriges Halloween-Menü mit leckerer Kürbissuppe und gruseliger Tischdekoration bringt Groß und Klein einen Heidenspaß.



Weitere Tipps für Halloween-Aktivitäten:

http://www.kidsaction.de/clips/halloween.htm

http://www.basteln-gestalten.de/basteln-zu-halloween

http://www.kinderspiele-welt.de/herbst/halloween-basteln.html



Bücher- und CD-Tpps für Halloween:

Gruselparty: 50 unheimlich gute Ideen für Halloween, Fasching und Geburtstage von Jane Bull und Thomas Gotterbarm von Dorling Kindersley

Halloween Nacht von Charise Neugebauer und Robert Ingpen von NEUGEBAUER VERLAG

Geisterspuk an Halloween von Michael Borlik und Birgit Brandt von Thienemann Verlag

Schaurig schönes Halloween: Neue schaurig-schöne Lieder von Detlev Jöcker für aufregende Fest von Detlev Jöcker von Menschenkinder