© photophonie - Fotolia.com

Geschwisterstreit – wenn die Kinder nicht miteinander auskommen

Nicht zwangsläufig entwickelt sich zwischen Geschwistern ein freundschaftlich-liebevolles Verhältnis. Es gibt Fälle, in denen sich Geschwister überhaupt nicht verstehen. Leider kann man sich seine Verwandten eben nicht aussuchen. Hier helfen klare Regeln für ein erträgliches Miteinander.

Ob die gegenseitige Abneigung nun Dauerzustand oder nur eine Phase ist – unerträglich ist sie allemal, vor allem auch für die Eltern. Hat man die Hauptursache für die Streitereien gefunden, ist das der erste Schritt, um die Eskalationen zu minimieren. Den Rest bewirken Konsequenz und ein trotz allem verständnisvoller Umgang miteinander. Den Streitpunkten, die noch bleiben, begegnet man als Vater zur die Schonung der eigenen Nerven am besten mit einem Höchstmaß an Gelassenheit.


Nicht wie im Märchen

In den klassischen Märchen halten Geschwister wie Pech und Schwefel zusammen und lassen sich durch nichts auseinanderbringen – die Realität in der Familie sieht leider häufig komplett anders aus. Mal sind die Kinder schlichtweg zu verschieden, mal kämpfen sie rund um die Uhr um Zuneigung und Aufmerksamkeit der Eltern. Es ist nicht immer leicht zu entscheiden: Soll man die Kinder die Streitigkeiten auskämpfen lassen oder erstickt man aufkommenden Stress bereits im Keim. Erziehungswissenschaftler meinen: Streit unter Geschwistern ist ganz normal. Laut einer amerikanischen Studie streiten Geschwister im Alter zwischen drei und fünf Jahren drei- bis fünf Mal am Tag. Bei kleineren Kindern können die Streitphasen im Zehn-Minuten-Takt aufflammen und ebenso schnell auch wieder vorbei sein.


Sparring-Partner in Sachen Streit

Im Streit mit dem Geschwisterkind lernen Kinder das Streiten so eindringlich wie in keiner anderen Situation. Deshalb ist es auch so wichtig, dass Konflikte ausgetragen werden und das Erfolgserlebnis des Kompromisses stattfindet. Der Lerneffekt ist da – unabhängig davon, dass sich die Streithähne vielleicht fünfzehn Minuten nach dem Friedensschluss schon wieder in der Wolle haben. Eltern sollten hier unterstützend und helfend zur Seite stehen. Aber nur, wenn es nicht anders geht. Versuchen Sie sich so lange wie möglich herauszuhalten und greifen Sie erst dann ein, wenn es zu lautstarken Schlägereien kommt. Wenn der Streit allerdings zum Dauerzustand wird und an den Nerven von Eltern und Kindern zerrt, müssen andere Maßnahmen ergriffen werden. Denn wenn die Konflikte immer wieder in einer Sackgasse landen, steigt die Frustration und die Situation verschlimmert sich.


Wenn Streit zum Dauerzustand wird

Ständigen Unfrieden hält kein Mensch aus. Deshalb müssen für den Fall, dass die Geschwister sich im permanenten Kriegszustand befinden, klare und verbindliche Regelungen her, die zumindest zeitweise für Frieden schaffen. Sie selbst sollten sich - wenn immer möglich davor hüten - Schiedsrichter zu spielen.

  • Wenn es zum Streit kommt, müssen die Kinder sich in unterschiedlichen (möglichst gleichwertigen) Spielbereichen aufhalten und erst mal wieder beruhigen.
  • Spielbereiche des anderen Kindes dürfen nicht einfach betreten, verändert oder zerstört werden. Wenn ein Kind seine Playmobilburg aufgebaut hat, muss das andere fragen, ob es mitspielen darf.
  • Zerstört ein Kind etwas aus dem Besitz des anderen, muss der Schaden ersetzt werden – wie der Ersatz genau aussieht ist altersabhängig.

Stellen Sie diese Regeln mit den Kindern zusammen auf, lassen Sie sie Vorschläge für die Handlungsweisen und Konsequenzen in verschiedenen möglichen Situationen machen. Bei älteren Kindern sollten die Regeln aufgeschrieben und vielleicht sogar unterschrieben werden. Kleinere Kinder kann man im Streitfall daran erinnern.


Hauptsache gerecht?

Mit der Gerechtigkeit ist das so eine Sache. Können Sie immer beurteilen, wer den Streit vom Zaun gebrochen oder wer verantwortlich dafür ist, dass im Spiel die Playmobilburg zerstört wurde? Als Eltern neigt man dazu, die „Schuld“ immer dem gleichen Kind zuzuordnen, vielleicht weil das andere lauter heult oder sich lautstärker beschwert. Wenn Sie nicht Augenzeuge sind, dann gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder Sie finden eine neutrale Lösung – die Kinder in verschiedene Zimmer zu schicken, wäre eine solche, oder Sie versuchen durch ein Gespräch das Geschehen aufzuklären. Was sich meistens schwierig gestaltet, vor allem dann, wenn die Gemüter noch erhitzt sind.


So oder so – Geschwister im Dauerstreit sind extrem anstrengend und kosten jede Menge Nerven. Versuchen Sie, gelassen zu bleiben und sich möglichst herauszuhalten. Vor allem müssen Sie darauf achten, dass Sie sich nicht auf die Seite eines Kindes schlagen.