Die Pubertät ist eine harte Zeit – für die Kinder, weil in ihrem Inneren, aber auch äußerlich große Veränderungen stattfinden und für die Eltern, die sich mit einem völlig neuen Wesen auseinandersetzen müssen. Das zehrt an den Nerven und ist richtig anstrengend. Aus diesem Grund hier ein paar Tipps zum Leben und Überleben mit Teenagern.
Mein Kind kommt in die Pubertät - Überlebenstipps für Eltern
Teenager brauchen in dieser Zeit alles Mögliche: Liebe, Lob, Toleranz und Verständnis, aber auch Autorität, Konsequenz und feste Regeln. Hunderte von Büchern geben Tipps und machen Vorschläge. Was aber brauchen die Eltern in dieser Zeit? Wie können Sie sich abgrenzen und Kraft schöpfen, um die Pubertät des Kindes gut gelaunt zu überstehen?
Mein Leben, dein Leben
Die Pubertät ist eine Zeit der Abgrenzung und Neudefinition für Kinder. Mit den Umbrüchen, die sich im Teenager anbahnen, verändert sich auch das Familiengefüge. Eltern, die sich rechtzeitig darauf einstellen und nicht auf den etablierten Strukturen beharren, machen es sich und auch ihrem Kind erheblich leichter. Die Änderungen funktionieren in beide Richtungen: Das „Kind“ darf natürlich länger wegbleiben, je älter und verantwortungsvoller es wird, aber auch die Aufgaben und die Mithilfe im Haushalt sollten jetzt vermehrt eingefordert werden. Eine Erziehung nach dem Prinzip: „Du wirst so erwachsen behandelt, wie du dich verhältst“ ist eine gute Richtschnur. Fordern Sie Verantwortungsbewusstsein ein und honorieren Sie dieses durch vermehrte Freiheiten.
Ihr Kind grenzt sich ab und Sie damit aus – das ist häufig nicht leicht auszuhalten, hat man doch Jahre lang für das Kind mitgedacht und nahezu jeden seiner Schritte begleitet. Jetzt ist es Zeit zu akzeptieren, dass das Kind ganz eigene Wege geht, die nicht unbedingt den Vorstellungen der Eltern entsprechen: Eigene Freunde, ein individueller Kleidungs- und Lebensstil. Das alles geht die Eltern nicht mehr wirklich etwas an, jedenfalls dann nicht, wenn weder die Familie, noch das Wohl des Kindes darunter leiden. Sie sind nicht mehr der „Bestimmer“, sondern können allenfalls noch beraten und im Hintergrund darauf achten, dass nichts Gravierendes im Leben Ihres Kindes schiefläuft. Also lehnen Sie sich zurück und genießen Sie es, dass Ihr Kind seine Flügel ausbreitet, anstatt sich Sorgen zu machen.
Boah ey, bist du peinlich!
Während Jugendliche in der Pubertät häufig übersensibel sind, glänzen die Eltern gerne durch eine extreme Unsensibilität. Das Kind lebt in einem Grenzland, in dem alles unsicher und neu ist. Eines ist aber klar: Dieses Grenzland ist sein Reich und nicht das der Eltern. Also ist es definitiv peinlich, wenn Eltern anfangen, wie ein Teenie zu sprechen, um irgendwie eine Verbindung zu schaffen. Sie wollen auch nicht, dass sich die Eltern so kleiden wie sie. Dieses Verhalten wird häufig als anbiedernd empfunden – und ist nicht gerade förderlich für den Respekt, den die Eltern doch eigentlich immer noch so gerne einfordern wollen.
Nö, das mach ich nicht
Verweigerung ist eines der Hauptmerkmale von Teenagern in der Pubertät. „Nö, das mach ich jetzt nicht“ oder einfach nur ein gelangweiltes Kopfschütteln, Schulterzucken oder Augenrollen sind typisch. Das macht hilflos und wütend. Aber: Sie sollten sich wirklich fragen, ob Sie Ihre Energie auf solche „Nichtigkeiten“ verschwenden sollten. Die Art Ihres Kindes können Sie im Augenblick ohnehin nicht ändern. Ignorieren Sie diese, zugegebenermaßen extrem nervigen, Unmutsbekundungen weitgehend, lassen Sie Verweigerungen aber Konsequenzen folgen und bestehen Sie auf Ihren Wünschen, wenn es wirklich notwendig ist: Schulbesuch, die regelmäßige Dusche und der Gang zum Zahnarzt müssen sein.
Das Kinderzimmer mutiert zum Schweinestall
Teenager brauchen Privatsphäre. Leider bedeutet das häufig, dass sich das Kinderzimmer langsam aber sicher in einen Schweinestall verwandelt. Das kann wirklich unappetitlich werden. Hier braucht es Minimalregeln: Im Zimmer dürfen keine Teller, Tassen oder Essensreste deponiert werden; die Wäsche wird nur gewaschen, wenn sie im Wäschekorb landet. Sie können gemeinsame Aufräumaktionen anbieten. Lehnt Ihr Kind das ab, dann bleibt die Tür eben zu, damit Sie sich das Elend nicht ansehen müssen. Trösten Sie sich damit, dass die Ordnung, die Sie ihm im Rest der Wohnung vorleben, irgendwann Teil seines Lebens werden wird.
Zeit für die Familienkonferenz
Auch wenn es schwer ist, mit dem Kind zu reden: Tun Sie es gerade jetzt. Beziehen Sie es in Entscheidungen ein, die in der Familie getroffen werden müssen und klären Sie Probleme in der Familienkonferenz im gemeinsamen Gespräch. Dort können Regeln aufgestellt werden, die für alle Beteiligten in Ordnung sind. Schön ist es, die Familienkonferenz zur Institution zu machen: Auch wenn es mal keinen Ärger gibt, können Sie zusammensitzen und über das sprechen, was Sie bewegt.
In allen Konflikten gilt für Sie: Bleiben Sie gelassen! Das ist leichter gesagt als getan, allerdings trotzdem das einzige Mittel, um gutgelaunt durch die Pubertät des Kindes zu navigieren. Fühlen Sie sich einfach nicht persönlich angegriffen und legen Sie das Augenmerk immer darauf, möglichst wenige Konflikte zu provozieren. Zum Erziehen ist es jetzt ohnehin zu spät – ist Ihr Kind in der Pubertät, ist es Zeit, das Leben neu zu gestalten und auch selbst wieder erste eigene Wege zu gehen.