Wenn sich der Körper in der Pubertät verändert und langsam erwachsene Formen annimmt, dann ändert sich alles. Besonders Mädchen sind oft unzufrieden mit ihrem Aussehen, leiden unter Komplexen und neigen zur Selbstverachtung. Aber auch die Jungs haben es nicht leicht und fühlen sich unattraktiv und unproportioniert.
Wenn am eigenen Körper alles falsch ist – Teenager in der Pubertät
Die körperlichen und seelischen Veränderungen, die das Erwachsen werden begleiten, bringen unsere Kinder schon genug durcheinander. Ein übriges tun die heutigen Schönheitsideale, die in Film und Werbung, aber auch schon im Kinderspielzeug vermittelt werden. Schlank, sexy und makellos schön sollen die jungen Frauen sein, während junge Männer muskulös, durchtrainiert und immer mit perfekter Haut unterwegs sind. Für Speckröllchen, Pickel und große Nasen ist in dieser Welt kein Platz.
Fast ein neuer Körper
Die Veränderungen des Körpers in der Pubertät werden von der Suche nach einer neuen Identität begleitet. Gerade für Mädchen, die sich besonders deutlich verändern, ist es oft so, als wären sie nicht sie selbst, wenn sie sich im Spiegel betrachten. Die Rundungen der Brust, der Hüften und des Pos wirken für einige Mädchen wie Entstellungen. Sie verändern sich und können diese Veränderungen überhaupt nicht kontrollieren. Vergleichen sie sich mit anderen Mädchen oder eben mit den bekannten Teenie-Idolen, so schneiden sie immer schlechter ab. Der Bauch ist zu dick, der Po auch, die Brüste sind zu klein und die Nase wiederum zu groß. Kein Wunder, dass bei diesen Vergleichen das Selbstwertgefühl leidet und Frust aufkommt.
Unseren Jungs geht es ähnlich. Sie verändern sich zwar nicht so stark wie Mädchen, haben aber dafür oft mit ungünstigen Proportionen zu kämpfen: Mal wachsen die Arme unverhältnismäßig schnell und sie fühlen sich wie Orang-Utans, dann werden Hände und Füße groß, während der Kopf viel zu klein wirkt. Manche Jungs scheinen auch einfach gar nicht zu wachsen und sind erheblich kleiner als ihre Altersgenossen.
Wer nicht perfekt ist, spielt nicht mit
Unsere Welt wird zum großen Teil vom äußeren Schein bestimmt. Wer hat die tollsten Klamotten, das schickste Auto, den schönsten Körper. Für Jugendliche nehmen diese Äußerlichkeiten einen besonders großen Stellenwert ein und oft wird der Wert eines Menschen tatsächlich nach seinem Aussehen gemessen. Hier haben alle die, die nicht so perfekt sind – und das sind viele – einen schweren Stand. Neben der ohnehin schon vorhandenen Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper kommt nun die Ausgrenzung durch andere. Ein Teufelskreis, der das Selbstbewusstsein eines Teenagers arg ankratzen kann.
Allerdings ist dies nicht zwangsläufig der Fall, da man nicht ausschließlich wegen seines Aussehens zum „Opfer“ wird. Nur, wer ohnehin schon unzufrieden mit dem eigenen Körper ist, lässt sich durch Spötteleien über große Nasen, kleine Brüste oder geringe Körpergröße aus dem Gleichgewicht bringen. Deshalb sind bereits die Eltern gefragt, ihren früh Kindern das nötige Selbstbewusstsein zu vermitteln und die Eigenschaften zu stärken, die nichts mit Äußerlichkeiten zu tun haben.
Wenn der Schönheitswahn krank macht
Bei manchen Teenagern nimmt der Wunsch nach dem perfekten Körper bedenkliche Ausmaße an. Dann sollten Eltern reagieren: Wenn Ihre Tochter schon im Teenageralter von einer Diät in die nächste springt, wenn sich Anzeichen von Magersucht oder Bulimie zeigen, wenn Ihr Sohn extremes Fitnesstraining macht oder plötzlich unnatürliche und nicht nachvollziehbare Muskeln entwickelt. Neben den körperlichen Auswirkungen der Unzufriedenheit können auch Depressionen, Rückzug und schlimmstenfalls sogar Selbstverletzungen auftreten.
Wenn Sie als Eltern diese Symptome bemerken, wird es höchste Zeit sich Hilfe zu suchen. Die Jugendämter und caritative Einrichtungen bieten Beratungsstellen, zum Teil auch anonym und online, in schweren Fällen sollte ein Psychologe hinzugezogen werden.
Wie die Mutter, so die Tochter – wie der Vater, so der Sohn
Ihre Partnerin macht schon seit der Geburt Ihrer Tochter immer wieder Schlankheitskuren, um die lästigen zehn Kilo mehr wieder loszuwerden? Sie können davon ausgehen, dass auch Ihre Tochter Probleme mit ihrem Gewicht oder ihrem Aussehen haben wird. Und wenn Sie sich selbst schon immer fünf Zentimeter zu klein fanden, dann sollten Sie sich nicht wundern, wenn es Ihrem Sohn genauso geht. Ebenso wie die guten Eigenschaften, vermitteln wir unseren Kindern auch unsere weniger guten Persönlichkeitsaspekte. Kinder lernen durch Vorbilder. Selbst wenn Ihre eigenen Probleme mit Ihrem Körper niemals zur Sprache kamen, Ihr Kind wird sie spüren und übernehmen. Und das oft unabhängig davon, ob es einen Grund gibt oder nicht.
Daher ist es besonders wichtig, dass Sie Ihrem Kind vermitteln: So wie du bist, bist du vollständig in Ordnung und von uns geliebt. Dies ist eine der wichtigsten Aussagen, die ein Kind braucht, um mit sich selbst zufrieden zu sein und ein eigenes Selbstwertgefühl zu entwickeln. Das gilt für den Körper ebenso wie für die ganze Persönlichkeit.
Zum Weiterlesen:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?src=heft&id=66696