Es ist ganz natürlich, dass Eltern ihren Kindern gegenüber Stolz empfinden – Väter wie Mütter. Dafür gibt es auch jede Menge Gründe und Anlässe, bei denen man sich der Einzigartigkeit des eigenen Kindes und seiner Fortschritte immer wieder bewusst wird. Ein Vater scheibt über die Momente, in denen er Vaterstolz verspürt.
Vaterstolz und Mutterstolz – besondere Gefühle im Leben von Eltern
An sich bin ich nicht der Typ, der mit dem Wort „Stolz“ viel anfangen kann. Weder bin ich besonders stolz auf mich, noch darauf, wo ich herkomme. Aber Vaterstolz – das ist etwas anderes. Den empfinde ich eigentlich jeden Tag von Neuem – aus vielen verschiedenen Gründen.
Wann geht das los mit dem Vaterstolz?
Vor der Geburt eines Kindes bebt man als werdender Vater vor Anspannung und Vorfreude – aber Stolz habe zumindest ich noch nicht verspürt. Das mag bei werdenden Müttern anders sein, die mit ihrem Babybauch durch die Stadt gehen. Bei mir begann der Vaterstolz genau in dem Moment, als ich im Kreissaal das erste Mal mein Kind in den Armen halten konnte. Ich war bewegt, die Augen waren wässrig, die Liebe zu meinem, unserem Baby, durchströmte mich und ich fand dieses Kind einfach toll. In diesem Moment war ich unglaublich stolz, dieses Kind, dieses lebendige, atmende Wesen halten, fühlen und riechen zu können und einen kleinen Teil dazu beigetragen zu haben, dass es hier auf der Welt ist.
Und wie entwickelt sich Vaterstolz?
War dieser Stolz anfangs noch ein plötzliches, überwältigendes Gefühl, so setzte er sich bei mir fest. Vaterstolz wächst meiner Meinung nach ebenso wie die Liebe zum eigenen Kind mit der Zeit, die man mit ihm verbringt, es versorgt, es kennenlernt, beobachtet, wie es erste Eigenheiten zeigt und eine Persönlichkeit entwickelt. Dann gibt es Momente, in denen der Vaterstolz an die Oberfläche durchbricht und man sich seiner bewusst wird.
Es sind kleine und große Fortschritte beim eigenen Kind, die dazu Anlass geben. Wenn das eigene Kind anfängt, bewusst zu lächeln, die ersten noch unverständlichen Laute von sich gluckst, sich erstmals dreht oder fortbewegt, das erste verständliche Wort spricht, die ersten Schritte tut oder es später schafft, seinen Namen zu schreiben oder Rad zu fahren. In solchen Momenten platzt man als Elternteil fast vor Stolz auf das eigene Kind, das diesen Schritt geschafft, diese Hürde bezwungen hat. Man empfindet tiefe Freude darüber, dass man daran teilhaben durfte. Und im Hintergrund sind Vater und Mutter auch ein wenig stolz auf sich selbst, dass sie diese Stufe mit ihrem Kind erreicht haben – ob sie dazu etwas beigetragen haben oder nicht.
Mein Baby ist toller als dein Porsche
Eine weitere Situation, in der man regelmäßig Vaterstolz spürt ist, wenn andere Dein Kind sehen, sich über das süße Kind freuen und am besten noch Komplimente machen. Dabei ist es egal, ob es sich bei diesen Dritten um Verwandte, Freunde oder Fremde, die man auf der Straße trifft, handelt. Der Vaterstolz, den ich in diesen Momenten verspüre, hat schon etwas von „Besitzerstolz“, wie ich es mangels eines besseren Ausdrucks nennen würde. So ähnlich werden sich auch Sportwagenfahrer fühlen, deren Auto von anderen bewundert wird – nur, dass ICH etwas zur Entwicklung meines Kindes beigetragen und es nicht wie ein Auto gekauft habe. Insofern ist das Gefühl noch besser, da bin ich mir sicher.
Wenn Eltern ein bisschen auf sich selbst stolz sind
Wenn ich an meine Abschlussfeier von der Schule zurückdenke – keine besonders eindrucksvolle Zeremonie damals – dann erinnere ich mich daran, dass die Eltern von der Feier viel mehr bewegt waren als die Schüler selbst. Inzwischen glaube ich zu verstehen warum. Ich bin mir sicher, dass viele damals daran gedacht haben, dass ihre Kinder nun erwachsen sind und ihr eigenes Leben gehen werden. Viele werden sich auch an Herausforderungen erinnern, die sie als Eltern auf dem Weg dorthin haben meistern müssen – Schwierigkeiten in der Schule, Krankheiten, Geldprobleme, familiäre Streitigkeiten – und es trotz dieser Widrigkeiten geschafft haben, ihr Kind an diesen Punkt zu bringen. Beim Erreichen solcher Meilensteine – Abschlussfeiern oder Hochzeiten – lassen Eltern sicher im Geiste die Entwicklung ihres Kindes Revue passieren und sind stolz auf ihren Nachwuchs – und auch ein wenig auf sich selbst. In den meisten Fällen zu recht, wie ich finde, nun, da ich selbst Kinder habe.
Vaterstolz hält ein Leben lang an
Es gibt Studien, die untersuchen, welche Faktoren zum glücklichen Leben von Menschen beitragen. Was dabei eigentlich immer als wichtigster Faktor genannt wird, sind soziale Bindungen. Gute Freundschaften sind wichtig, aber die meisten Menschen, die sich als glücklich bezeichnen, ziehen viel Lebensfreude aus ihrer Familie. Speziell die Teilhabe am Leben der eigenen Kinder ist in späteren Jahren ein wichtiger Faktor für Zufriedenheit im Alter. So hat man nicht nur die Gelegenheit, auf die eigenen Kinder und das, was sie im Leben erreichen, stolz zu sein, sondern auch auf die Enkel.
Vaterstolz, Mutterstolz, Elternstolz, Großelternstolz – ein Gefühl, das Eltern ein ganzes Leben begleitet und immer wieder für tiefe Befriedigung sorgt.