Das Glück beschäftigt die Menschen immer wieder. Wie ist man glücklich? Was braucht man dazu? Wie wird es eigentlich definiert, das Glück? Eine Professorin hat sich nun mit der Frage beschäftigt, wann wir glücklich sind. Und wann nicht.
Studie: Was braucht es zum Glück?
Von der Midlifecrisis hat jeder schon einmal gehört. Nicht wenige haben sie schon erlebt oder stecken mittendrin. Nicht anders verhält es sich bei den Wechseljahren, die mal mehr, mal weniger glücklich empfunden werden. Das Glück ist deutlich abstrakter – und schwerer zu fassen, weil das Leben nicht einfach als glücklich oder unglücklich empfunden wird. Viele Grauzonen sorgen dafür, dass die Definition von Glück komplex ist und immer wieder neu bewertet werden muss. Hilke Brockmann, Professorin für Soziologie, hat sich einmal die Kurve des Glücks angesehen. Sie kommt zum Schluss, dass sich diese bei vielen Menschen nicht sehr voneinander unterscheidet und ähnlichen Mustern folgt.
Das Glück der Jugend
Hilke Brockmann hat herausgefunden, dass junge Menschen um die 20 am glücklichsten sind. Das verwundert nicht, denn ein Mensch in diesem Alter steckt voller Kraft und Energie. Er hat sich in aller Regel die letzten beiden Jahrzehnte entwickelt und dabei eine eigenständige und autarke Persönlichkeit aufgebaut. Langsam beginnt die Suche nach der richtigen Partnerin (oder dem richtigen Partner), die „Hörner sind abgestoßen“. Viele junge Menschen in diesem Alter fühlen sich glücklich, sie haben Ziele und Perspektiven, sehen ihre Karriere in einem positiven Licht und sind bereit, ihren Weg voller Zuversicht zu gehen. Bei so vielen positiven Emotionen liegt es nahe, dass man sich glücklich fühlt. Aber auch, dass es nicht immer so bleibt.
Abwärts bis Mitte 40
Mit dem Glück ist es wie mit dem Verliebtsein. Es kann nicht ewig dauern. Brockmann hat festgestellt, dass von Anfang 20 bis Mitte 40 eine kontinuierliche Abwärtsbewegung in Sachen Glück stattfindet. Auch das klingt schlüssig. Aus dem jugendlichen Enthusiasmus wird nüchterner Realismus. Man muss Rückschläge einstecken und feststellen, dass alles irgendwie doch nicht so einfach ist wie gedacht. Mit der ganz großen Liebe klappt es womöglich nicht wie erwartet, die Karriere verläuft nicht gradlinig, sondern in Kurvenform, nach und nach stellt man fest, dass der Körper auch nichts ist, das ewig bestens in Form bleibt.
Hinzu kommt, dass das Gefühl der Freiheit der Erkenntnis weicht, dass man im Laufe der Zeit immer neue Verpflichtungen eingeht, sich festlegt und viele Entscheidungen nicht mehr korrigieren oder rückgängig machen kann. So geht das bis ungefähr zum 45. Lebensjahr.
Die neue Qualität des Glücks
Wie unterschiedlich Glück empfunden wird, zeigt ein Vergleich von jungen Menschen und solchen, die auf die 50 zugehen. Beide sind auf ihre Art und Weise glücklich, doch aus gänzlich unterschiedlichen Beweggründen. Während der junge Mensch voller Tatendrang und Energie ist, was zu Glücksgefühlen führt, hat der ältere Mensch die damit verbundenen Kämpfe zu weiten Teilen hinter sich gebracht. Die Folge: Hahnenkämpfe (oder Hennenkämpfe) bei der Partnerwahl sind meist kein Thema mehr, Konkurrenz im Job ist oft einer gewissen Gelassenheit gewichen. Auch Erfahrungen mit Niederlagen und Fehlern führen dazu, dass diese Dinge im Laufe der Zeit leichter akzeptiert werden können. Davon ist der junge Mensch noch weit entfernt – und trotzdem glücklich, weil er sich auf diesen Gebieten (noch) beweisen kann und will.
Kinder: Glück und Unglück auf zwei Beinen
Nun stellt sich die Frage, ob Kinder glücklich machen. Laut Hilke Brockmann eindeutig jein. Sie spricht von den Glücksgefühlen, die Eltern empfinden, wenn ihre Kinder klein sind. Und vom Gegenteil, wenn der Nachwuchs älter wird. Zudem sind Eltern von Einzelkindern glücklicher als die, die zwei oder mehr Kinder haben. Fast im selben Atemzug nennt die Soziologin aber auch die Schwächen dieser Einschätzung. „All diese Befunde haben jedoch auch Unschärfen. Wir können ja den Effekt, Kinder zu haben, nicht in einer klinischen Laborsituation nachstellen und fehlerfrei messen“, so Brockmann.
Das Buch des Glücks
Ratgeber haben in der heutigen Zeit Hochkonjunktur. Auch solche, die sich mit dem Thema Glück befassen. Allerdings rät Hilke Brockmann zumindest zur Vorsicht bei der Lektüre dieser Bücher. Die einzig wahre Glücksformel gibt es nicht, so die Soziologin. Zu viele Faktoren spielen beim Gefühl des Glücks eine Rolle. Und im schlimmsten Fall bekommt man sogar zu viel davon ab und ist so überfordert, dass das positive Empfinden dabei auf der Strecke bleibt. Brockmann nennt hierfür ein schönes Beispiel: „Besuchen Sie einmal als Erwachsener einen amerikanischen Freizeitpark!“
Lauter glückliche Menschen
Im Fernsehen sieht man sie. Im Kino. Auf Plakaten oder in Zeitschriften. Die glücklichen Menschen. Doch gibt es – abgesehen von denen auf Hochglanzpapier oder in Blockbustern – bestimmte Menschen, die eher zum Glücklichsein neigen? Brockmann sagt auch hier jein und führt an, dass Menschen mit einer gewissen Robustheit und der Fähigkeit, Ignoranz gegenüber Katastrophen zu entwickeln, leichter glücklich zu machen sind. Extrovertierte Menschen neigen eher zum Glück als introvertierte, wer Arbeit hat, ist wahrscheinlicher glücklich als jemand, der arbeitslos ist.
Und dann gibt es natürlich die, die völlig aus dem Rahmen fallen, also unglücklich sind, obwohl sie eigentlich glücklich sein müssten. Und ihr Gegenstück: Menschen, die glücklich und zufrieden sind, ob man annehmen sollte, sie müssten die unglücklichsten Menschen auf der ganzen Welt sein.