© Hannes Eichinger - Fotolia.com

Das Urvertrauen – lebensnotwendig für ein glückliches Leben

Ein stark entwickeltes Urvertrauen ist eines der größten und wichtigsten Geschenke, die Eltern ihrem Kind machen sollten. Das Vertrauen darin, dass das Leben und die Menschen gut sind, wird in den ersten Lebensjahren entwickelt und ist die Basis für ein gesundes Selbstbewusstsein und ein glückliches Leben.

 

Was ist das Urvertrauen?

Der Begriff des Urvertrauens oder auch Grundvertrauens stammt aus der Psychologie, beziehungsweise der Soziologie. Es bezeichnet ein grundsätzliches Vertrauen des Menschen in Andere und bewirkt eine positive Lebenseinstellung. Das Urvertrauen bildet sich in den ersten Lebensmonaten und prägt den Charakter des Kindes und späteren Erwachsenen maßgeblich. Ein starkes Urvertrauen ist die Grundlage dafür, dass ein Mensch vertrauen kann:

  • in Bindungen zu anderen Menschen, in Liebesbeziehungen, in Freundschaften
  • in das Leben an sich, darin, dass das Leben grundsätzlich „gut“ ist.

 

Wie Urvertrauen entsteht

Ein Neugeborenes hat wenige Bedürfnisse: Nahrung, Geborgenheit und Zuwendung sind die Dinge, die es braucht, um zu überleben. Auch seine Ausdrucksmöglichkeiten sind gering. Wenn ein Säugling ein Bedürfnis hat, dann schreit er, das ist alles was er kann und Sie als Eltern haben die Aufgabe herauszufinden, worum es geht. Urvertrauen entsteht dann, wenn Eltern diese Aufgabe zuverlässig wahrnehmen. Sie erkennen ein kindliches Bedürfnis und stillen es. Das Baby lernt: Für mich wird gesorgt, wenn ich etwas brauche. Das ist eigentlich bereits das Geheimnis, wie ein Kind ein starkes Urvertrauen ausbilden kann. Darüber hinaus will sich der Säugling angenommen und geliebt fühlen. Dieses Gefühl entsteht durch häufigen Körper- und Hautkontakt und eine intensive liebevolle Beschäftigung mit dem Kind.

Die Realität sieht allerdings oft anders aus. Aus Angst, ein Kind zu sehr zu verwöhnen oder vielleicht auch aufgrund von Überlastung oder eigenen Problemen, ignorieren Eltern mitunter die Bedürfnisse des Säuglings. Wenn dieses elterliche Verhalten mit anderen Faktoren zusammen kommt, kann die Vertrauensbildung in der frühen Kindheit empfindlich gestört werden.

Schwierige Lebensumstände stören die Bildung des Urvertrauens

Kinder haben grundsätzlich ein starkes Gemüt und Kinder, die als Säugling schreien mussten, haben nicht zwangsläufig eine starke Störung des Urvertrauens entwickelt. Kommen allerdings noch bestimmte schwierige Lebensumstände hinzu, können sich echte psychische Störungen entwickeln. Dies ist zum Beispiel bei Säuglingen der Fall, die von der Mutter getrennt wurden, ohne dass eine neue Bezugsperson zur Verfügung steht. Auch bei langen Krankenhausaufenthalten im Säuglingsalter besteht die Gefahr, dass das Urvertrauen nur unzureichend ausgebildet werden kann. Kinder, die allgemein vernachlässigt, schlecht behandelt oder misshandelt werden oder Kinder, die unerwünscht sind und in der Familie nur wiederwillig aufgenommen werden, entwickeln oft ebenfalls ein tiefes Misstrauen anderen Menschen und dem Leben gegenüber. Das Ergebnis sind Pessimismus, mangelnde Bindungsfähigkeit, Depressionen oder andere psychische Störungen.

Sie glauben, dass Sie alle kindlichen Bedürfnisse erfüllen und Ihr Baby scheint trotzdem nicht genug zu bekommen? Dann fehlt ihm irgendetwas. Finden Sie das Bedürfnis heraus und erfüllen Sie es. Auch als Erwachsener hat man oft Bedürfnisse nach Zuwendung oder Geborgenheit zur „falschen Zeit“ und ist dankbar und glücklich, wenn diese dann trotzdem erfüllt werden. Verwehren Sie Ihrem Kind nicht das, was Ihnen wahrscheinlich bei Ihren Freunden oder Ihrer Partnerin selbstverständlich wäre.