Ehescheidungen und Trennungen sind heute an der Tagesordnung – Jeder hat in seinem Bekanntenkreis eine Vielzahl von Paaren, die sich trennen bzw. scheiden lassen. Über die Gründe dafür, dass so viele Beziehungen zerbrechen, kann man nur mutmaßen. Eins ist allerdings sicher: Die Leidtragenden sind meist die Kinder.
Trennungskinder – Scheidungskinder
Wie sagen wir es unserem Kind?
Das Schlimmste, was einem Kind passieren kann, ist, verlassen zu werden. Es ist auf seine Eltern angewiesen, um zu überleben – verschwindet nun einer der Elternteile aus dem Leben des Kindes, bricht die Stabilität, die es vorher empfand und die es braucht, um sich wohlzufühlen, erst einmal zusammen. Dinge ändern sich und Kinder mögen eigentlich keine Veränderungen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dem Kind die Trennung der Eltern so zu vermitteln, dass es sich nicht verlassen, oder im Stich gelassen fühlt. Welche Worte man dabei wählt und wie sehr man ins Detail geht, hängt vom Alter des Kindes ab davon, wie eng der Kontakt des Kindes zu dem Elternteil ist, der die Familie verlässt. Meist ist dies der Vater.
Kleinere Kinder, die ihren Vater ohnehin nur abends oder am Wochenende sehen, brauchen erst einmal nur wenige Erklärungen, denn faktisch ändert sich für sie nichts, wenn der Vater nach wie vor seine Elternpflichten wahrnimmt und für das Kind da ist. In diesem Falle reicht eine – möglichst sachliche – Schilderung der neuen Verhältnisse. In der Regel reagieren Kinder bis zum Alter von ungefähr vier Jahren recht gelassen auf die Mitteilung, dass die Eltern sich trennen. Sie können sich darunter nicht wirklich etwas vorstellen und geben sich oft mit der Versicherung zufrieden, dass sie ihren Papa nachwievor häufig sehen. Bei älteren Kindern müssen die Eltern mehr erklären und oft auch die Trauer und die Wut der Kinder aushalten. Wichtig ist hier ebenfalls zu vermitteln, dass der Elternteil, der auszieht, nur den Familienverband verlässt, nicht aber das Kind.
Prinzipiell sollte für das Gespräch mit dem Kind folgendes beachtet werden:
- Die Eltern sollten sich vor dem Gespräch überlegen, was das Kind wissen muss und was sich für das Kind konkret ändern wird in Bezug auf Betreuung, Wohnort, Schule und soziales Umfeld.
- Die Eltern sollten vorher absprechen, worüber sie mit dem Kind reden werden. Beim Gespräch sollte das Verbindende betont werden.
- Achten Sie auf Ihren emotionalen Zustand und sprechen Sie nur mit dem Kind, wenn Sie beide „gut drauf“ sind.
- Negative Gefühle, die das Kind zwischen den Eltern spürt, bezieht es auf sich selbst. Vermeiden Sie Anschuldigungen, Wut und Hass im Gespräch mit dem Kind. Sagen sie Ihrem Kind auch deutlich, dass es nicht seine Schuld ist, dass Papa und Mama sich nicht mehr so gut verstehen.
- Was wirklich zählt ist nicht, wie Sie Ihrem Kind die Trennung mitteilen, sondern wie Sie und Ihre Partnerin sich langfristig verhalten.
Getrennt leben – gemeinsam erziehen
Auch nach einer Scheidung haben beide Elternteile die Verantwortung für die Erziehung des Kindes. Getrennt zu leben und trotzdem die gemeinsamen elterlichen Aufgaben wahrzunehmen ist eine sehr große Herausforderung, bei der die Eltern oft ihre persönlichen Differenzen hintenan stellen müssen. Wenn dies gelingt, dann bedeutet das Sicherheit für das Kind und eine Entwicklung, die durch die Trennung der Eltern nur am Rande beeinflusst wird. Denn das, was die kindlichen Schäden hervorruft, sind in erster Linie Verlust- und Schuldgefühle. Sind jedoch beide Elternteile für das Kind verfügbar, treten diese Gefühle nur wenig oder gar nicht auf.
Das Kind und seine Eltern leben eine andere Form der Familie – die Eltern sind kein Paar mehr, aber trotzdem durch die Liebe zum Kind und die Erziehungsaufgaben verbunden. Optimal ist, wenn die Eltern bei der Kindererziehung an einem Strang ziehen. Kinder können aber auch unterschiedliche Erziehungsstile akzeptieren – jedoch nur dann, wenn die Eltern deutlich zeigen, dass sie den Erziehungsstil des jeweils anderen Elternteils akzeptieren und vom Kind erwarten, dass es dasselbe tut. Erzieherische Meinungsverschiedenheiten sollten natürlich nie vor dem Kind ausgetragen werden – genau wie bei verheirateten Eltern, die zusammen leben.
Was braucht ein Kind zum Glücklich sein?
Nach der Trennung geht es den Eltern meistens schlecht. Dies wirkt sich logischerweise auch auf die Kinder aus, vor allem deshalb, weil deren Bedürfnis nach Geborgenheit, Liebe, Zuwendung und Fürsorge nicht mehr genug befriedigt werden kann. Die Folge davon können Aggressionen, innerer Rückzug oder auch psychosomatische Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen sein.
Glücklich sind Kinder dann, wenn sie sich von ihren Eltern geliebt und sicher umsorgt fühlen – das ist möglich, auch wenn die Eltern nicht zusammen leben. Auch wenn sich die Wohnform und die Regeln geändert haben, können Eltern für ihr Kind da sein. Die kindlichen Bedürfnisse müssen erfüllt werden, damit die Kinder aus einer Trennung keinen Schaden davontragen.
Darüber hinaus müssen Eltern mit aller Disziplin dafür sorgen, dass die Kinder nicht in ihre Differenzen hineingezogen werden. Das schlimmste, was getrennte Eltern ihrem Kind antun können, ist, es als Spielball und Druckmittel zu benutzen. Kinder, die so missbraucht werden, leiden entsetzlich und nehmen ernsthaften Schaden in ihrer psychischen Entwicklung.