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Das Kind im Netz – richtiges Verhalten im Internet

Wohl kaum ein Thema beherrscht das elterliche Interesse so sehr wie der richtige Umgang von Kindern mit dem Internet. Klar ist, dass es Regeln geben muss. Klar ist auch, dass sowohl die Zeiten als auch die besuchten Seiten genau durchdacht werden müssen. Doch hier gibt es ein Problem. Denn während Kinder und Jugendliche ganz selbstverständlich mit dem Netz aufwachsen, sind viele Eltern hoffnungslos überfordert. Wer also muss hier eigentlich von wem lernen?

Viele Kinder bewegen sich ohne elterliche Begleitung im Internet. Das hat eine Studie der Fachstelle Zischtig.ch ergeben. Die Tatsache, dass diese Studie in der Schweiz stattfand, ist nicht entscheidend, denn genauso grenzenlos wie das Internet ist das Problem des Umgangs damit. Die Ergebnisse der Studie ergaben, dass vornehmlich in Familien mit bildungsfernem Hintergrund die Betreuung während der Online-Aktivitäten von Kindern schwach ausgeprägt ist. Nur elf Prozent der befragten Familien gaben an, ihre Kinder zu kontrollieren. Dagegen sagten 34 Prozent, dass ihre Kinder unbeobachtet ins Internet könnten. Doch das Problem betrifft nicht nur Familien der Unterschicht.

 

Schlangengrube Facebook?

Facebook ist allseits beliebt, das gilt für Jugendliche und für Eltern. Für viele ist es schon eine Selbstverständlichkeit, einen Account im sozialen Netzwerk von Mark Zuckerberg zu haben. Unfug dürften zumindest Kinder unter 13 Jahren eigentlich nicht auf Facebook treiben, Opfer von unseriösen Kontakten schon gar nicht werden. Denn laut den Bestimmungen von Facebook können Kinder unter 13 Jahren überhaupt kein Profil erstellen und in Betrieb nehmen. Doch die Realität sieht gänzlich anders aus. Viele Kinder haben ein Facebook-Profil und posten, kommentieren und chatten fleißig auf der Plattform mit dem Like-Daumen. Dabei sind die Gefahren längst nicht mehr neu oder unbekannt. Für die Kids gehört es dazu, die Freunde des realen Lebens auch auf Facebook in ihrem Freundeskreis zu wähnen. Doch allzu oft gehen sie auch mit neuen Anfragen zu sorglos um. Man muss das Ganze nicht dramatisieren und unterstellen, dass hinter jeder Freundschaftsanfrage ein potentieller Mörder oder Vergewaltiger steckt. Vorsicht ist dennoch geboten. Und die Diskussion innerhalb der Familie, ob der Nachwuchs ein Facebook-Profil braucht oder nicht. Diese Diskussion sollte realitätsnah geführt werden und nicht zur Verteufelung sozialer Netzwerke führen. Dennoch ist es von größter Bedeutung, Kinder und Jugendliche für die potentiellen Gefahren zu sensibilisieren.

Erst die Eltern, dann das Kind

Die besten Regeln nützen nichts, wenn sie nicht von Eltern gemacht werden, die sich mit der Materie beschäftigt haben. Natürlich ist es sinnvoll, gewisses Verhalten mit dem Nachwuchs gemeinsam zu besprechen, sodass beim Kind nicht das Gefühl entsteht, keinerlei Mitwirkung zu haben. Dafür ist es aber wichtig, dass sich die Eltern eine gewisse Kompetenz erarbeiten. Wenn das Kind das Gefühl hat, dass es sich mit der gesamten Thematik besser auskennt als die Eltern das tun, geht ein wichtiger Teil natürlicher Autorität verloren.

Tipps für den richtigen Umgang mit dem Internet

Bevor die gemeinsamen Regeln festgelegt werden, geht es darum, Grundsätzliches über das Internet mit dem Kind zu besprechen. Der Schwerpunkt sollte hier zunächst auf der Sicherheit der Daten liegen. Dem Kind muss klar sein, dass das Internet „nichts vergisst“, dass also alles, was formuliert wird, dauerhaft wieder abrufbar ist. Zudem muss deutlich werden, dass persönliche Daten oder Kennwörter niemals kommuniziert werden dürfen, auch wenn der Partner im Netz noch so vertrauenswürdig wirkt. Kinder sind oft vertrauensselig, das nutzen andere womöglich aus. Nun kann es an konkrete Absprachen gehen. Diese können sein:

  • Lassen Sie Ihr Kind - zumindest in der ersten Zeit – nicht alleine ins Internet und achten Sie darauf, welche Seiten besucht werden. Ein Computer, der online gehen kann, gehört zunächst auch nicht ins Kinderzimmer, sonst bekommen sie entweder ein Problem mit der Internetnutzung oder der Privatsphäre Ihres Kindes.
  • Legen Sie feste Zeiten fest, an die sich das Kind halten muss. Jeder kennt das: Im Netz vergeht die Zeit in rasendem Tempo. Diese Zeit fehlt für andere Aktivitäten oder Verpflichtungen.
  • Bringen Sie Ihrem Kind höfliche Umgangsformen bei. Im Zeitalter sozialer Plattformen hat sich eine Umgangssprache entwickelt, die zuweilen grauenvoll ist. Höflichkeit gehört nicht nur ins „richtige“ Leben, sondern auch ins virtuelle.
  • Besprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es sich sofort an Sie wenden soll, wenn es etwas nicht versteht oder zu Handlungen aufgefordert wird, die nicht logisch oder nachvollziehbar erscheinen.
  • Fördern Sie die positiven und nützlichen Seiten des Internets. Kinder und Jugendliche wachsen mit dem Netz auf und können es auch für schulische Zwecke nutzen. Oder aber planen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind einen Wochenendausflug mit Hilfe des Internet. So lernt das Kind, dass Internet nicht ausschließlich Spielen oder Chatten bedeutet.

Rein ins Netz, raus aus dem Netz

Das Internet bietet viele Chancen. Für alle Beteiligten. Aber es birgt eben auch die Gefahr, dass es das Leben dominiert. Dieser Gefahr sollten Sie unbedingt vorbeugen, denn das Internet ist nun einmal ein Suchtfaktor, der nicht zu unterschätzen ist. Dennoch muss man die Sache nicht dramatisieren, denn Kinder, die genügend andere Interessen haben, werden kaum zu „Nerds“ werden, die später in dunklen Räumen sitzen, Cola und Chips ins sich hineinstopfen und Tag und Nacht über der Tastatur hängen. Also immer mal wieder rein ins Netz und wieder raus, um andere Dinge zu machen. Die gute Mischung macht's.