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Die „Auszeit“ als Erziehungsmittel

Manchmal kommt man einfach nicht mehr weiter, das Kind ist unkooperativ, liegt vielleicht laut kreischend am Boden, man selbst ist kurz vorm Explodieren. Eine mögliche Lösung in dieser Situation ist eine Auszeit, in der sich beide Parteien wieder beruhigen können. Anschließend gibt es wieder genug Raum, um sich zu begegnen.

Körperliche Gewalt als Erziehungsmittel hat – zum Glück – mittlerweile weitgehend ausgedient, auch wenn es immer noch Eltern gibt, die darauf zurückgreifen. Nun sind neue Methoden gefragt, um sich beim Kind Geltung zu verschaffen und die eigenen Erziehungsziele zu erreichen. Ein erprobtes und wirksames Mittel ist die sogenannte Auszeit: Das Kind wird für eine kurze Zeit weggeschickt, es muss auf sein Zimmer gehen und sich dort alleine aufhalten, die Aufmerksamkeit wird ihm komplett entzogen und wenn das Kind nicht zum Gehen zu bewegen ist, geht man eben selbst – nur in einen anderen Raum, versteht sich. Als weitgehend symbolisches, gewaltfreies Erziehungsmittel teilt die Auszeit dem Kind mit, dass sein augenblickliches Verhalten inakzeptabel ist und nicht geduldet wird.


In welchem Alter wirkt die Auszeit?

Die Auszeit ist vor allem für Kindergarten- und Grundschulkinder geeignet. In diesem Alter sind Kinder noch sehr in ihren eigenen Emotionen gefangen. Ein Kind, das gerade im Trotzanfall steckt, ist weder Argumenten, freundlichem Zureden, noch Drohungen zugänglich. Das gleiche gilt auch, wenn Kinder in diesem Alter bockig, überfordert oder erschöpft sind. Gerade Kleinkinder werden oft bockig und unkooperativ, wenn sie überreizt sind. Ein paar Minuten allein im eigenen Zimmer helfen hier manchmal viel.


Regeln für die erzieherische Auszeit

Die Auszeit soll erzieherisches Mittel sein, keinesfalls Strafe. Ihr Sinn besteht darin, eine Pause innerhalb eines Konfliktes zu schaffen, in der sich die Gemüter beruhigen und das Kind, aber auch Sie selbst zum Nachdenken kommen. Empfindet das Kind das Wegschicken als Ablehnung und Strafe, dann hat die Auszeit keinen erzieherischen Effekt, sondern wirkt ähnlich wie Gewalt: Das Vertrauen des Kindes in sich selbst und auch in die Eltern wird empfindlich gestört.

  • Die Dauer der Auszeit muss an das Alter des Kindes angepasst werden: Als Richtwert gilt, dass pro Lebensjahr eine Minute Auszeit angemessen ist.
  • Die Auszeit sollte nur dann angewandt werden, wenn es darum geht, dass Kinder übermäßig emotional reagieren und Argumenten nicht mehr zugänglich sind.
  • Wenn Ihr Kind aus der Auszeit zurückkommt, nehmen Sie es freundlich und liebevoll auf, das Ende der Auszeit bedeutet auch das Ende von Ärger und Streit.
  • Auszeiten dienen dazu die Emotionen zu beruhigen: Wenn Ihr Kind sich abgeregt hat, darf es die Auszeit von sich aus beenden.
  • Vermeiden Sie Auszeit-Methoden wie den stillen Stuhl, bei dem das Kind für eine bestimmte Zeit gezwungen wird, auf einem Stuhl sitzen zu bleiben; weigert sich das Kind, das zu tun, wird nur ein neuer Konflikt erzeugt.


Auszeit als Strafe

Die Gefahr, die Auszeit als Bestrafung zu verwenden ist groß. Gerade Eltern, die ihre eigenen Gefühle nicht im Griff haben, reagieren Sie sich durch die Anordnung der Auszeit an den Kindern ab. Wird die Auszeit in den falschen Situationen angewandt, dann entsteht bei den Kindern kein Lerneffekt. Sie weichen nur durch entsprechendes Verhalten einer drohenden Auszeit aus, verstehen aber trotzdem nicht, warum die Eltern ein Verhalten als unangemessen empfinden.


Ein gutes Beispiel hierfür ist folgende Situation: Ein Kind weigert sich, sich die Zähne zu putzen, eine Auszeit von drei Minuten wird angeordnet. In dieser Situation ist die Auszeit eine Bestrafung, da sie absolut nichts mit dem „Fehlverhalten“ des Kindes zu tun hat. Hier wird Vermeidungsverhalten erzeugt. Wahrscheinlich putzt das Kind in Zukunft seine Zähne, weil es nicht in die Auszeit geschickt werden möchte. Deshalb hat es aber noch lange nicht eingesehen, dass Zähneputzen wichtig ist, um die Zähne gesund zu erhalten.


Auszeit für die Eltern – Wenn Papa die Nerven verliert

Das Auszeit-Prinzip funktioniert aber auch andersherum. Wenn Sie mit Ihrem Kind nach einem stressigen Arbeitstag in einen Konflikt geraten, kann leicht einmal das vernünftige Maß an Ärger überschritten werden. Wenn Sie bemerken, dass Sie zu laut, zu streng, zu ungerecht werden, können Sie sich natürlich ebenso in eine Auszeit verabschieden. Gehen Sie nach draußen oder in einen anderen Raum und warten Sie ab, bis Sie wieder so ruhig sind, dass Sie Ihrem Kind angemessen gegenüber treten können.

 


Zum Weiterlesen:
http://www.medizin-im-text.de/blog/?p=3797


Bücher-Tipp:
http://www.amazon.de/Die-positive-Auszeit-Konflikten-Kinderzimmer/dp/3765514225/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1268397425&sr=1-1

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