Die Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analyse mbH, FORSA hat im Jahr 2005 in einer Studie ermittelt, dass jedes fünfte Kind in Deutschland an Prüfungsangst leidet. Auch wir Erwachsene kennen das Problem. Prüfungsangst lähmt und verhindert Leistungen. Wir geben ein paar Tipps, wie Sie Ihrem Kind helfen können, dieses Problem in den Griff zu bekommen.
Prüfungsangst bei Kindern – wenn plötzlich nichts mehr geht
Sie sind so angespannt, dass selbst das Lernen schwer fällt; die Nacht vor der Prüfung ist nahezu schlaflos; Schweißausbrüche, Bauchschmerzen und hysterische Anfälle am Tag der Klassenarbeit sind keine Seltenheit. Kinder, die unter Prüfungsangst leiden, haben Angstzustände – sie fürchten den Blackout genauso sehr wie das Gefühl – mal wieder – versagt zu haben. Ein echter Teufelskreis, aus dem das Kind alleine kaum herauskommt.
Wie Prüfungsangst entsteht
Kinder und Erwachsene, die unter Prüfungsangst leiden, haben häufig ein unangemessen negatives Selbstbild. Sie sehen sich nicht mehr realistisch und mit jedem weiteren Scheitern werden sie in dieser Sichtweise bestätigt, die Angst wird immer größer. Gerade Kinder im Alter zwischen 9 und 17 Jahren können starke Prüfungsangst entwickeln. Als Ursachen kommen neben einem grundsätzlich schlechten Selbstwertgefühl auch übermäßiger Leistungsdruck durch die Eltern, aber auch falsche Lernstrategien in Frage. Auch unfreundliche und einschüchternde Lehrer, die das Kind in seinen Ängsten noch bestärken, können den Zustand forcieren. Ein Lehrstil, der mit Angst und Druck arbeitet, kann die Klassenarbeit durchaus zu einem echten Damoklesschwert machen, dessen Last das Kind einfach nicht standhalten kann. Das Kind steckt in einem Teufelskreis: Die Angst, den Anforderungen nicht gerecht zu werden und zu versagen, lähmt und erzeugt noch mehr Angst vor der drohenden Prüfung.
Verstärkend kommt noch hinzu, dass Angst ein archaisches Gefühl ist. Stresshormone werden ausgeschüttet, die normale Reaktion des Körpers wäre Flucht und Bewegung. Dazu wird alles Blut, auch aus dem Gehirn, in die Muskulatur gezogen, um möglichst viel Energie für den Körper zur Verfügung zu stellen. Das Kind sitzt aber bereits in der Schule, die Klassenarbeit vor sich und ist gezwungen, still sitzen zu bleiben. Der Effekt ist, dass das blutleere Gehirn unfähig ist, Leistung zu erbringen. Der Blackout ist da, das Scheitern fast unausweichlich.
Raus aus der Prüfungsangst – Spurensuche
Wenn das Kind erst einmal in der Angstspirale steckt, hilft reden nichts mehr. Deshalb sollten Eltern bereits im Vorfeld reagieren und zu allererst Ursachenforschung betreiben: Woher kommt die Prüfungsangst des Kindes? Im Gespräch in einer ruhigen und entspannten Minute sollten Sie versuchen, folgendes herauszufinden:
- Wann beginnt die Prüfungsangst? Erst, wenn die Arbeit geschrieben ist oder schon beim vorherigen Lernen?
- Besteht die Prüfungsangst grundsätzlich oder nur in einigen Fächern? Hat sie sich mit der Zeit von einem auf mehrere Fächer ausgedehnt?
- Hat die Angst etwas mit bestimmten Personen (Mitschüler und deren Reaktionen, Eltern, Lehrern) zu tun?
- In welchen Situationen tritt die Angst auf? Nur bei mündlichen oder auch bei schriftlichen Leistungsabfragen?
- Welche körperlichen Symptome treten auf?
Sprechen Sie darüber, wie Ihr Kind sich während der Prüfung fühlt, ob es bestimmte Bedürfnisse äußern kann oder eigene Ideen hat, was ihm helfen könnte. Wie kommt es mit Zeitdruck zurecht? Auch die allgemeine Situation bezüglich des Freizeit- und Erholungsbedarfs des Kindes kann zu Prüfungsangst führen: Hat es genug Zeit und Raum, sich zu entspannen und zu bewegen?
Raus aus der Prüfungsangst – So können Sie Ihrem Kind helfen
Manchmal ergibt sich ein Lösungsansatz bereits im Gespräch, wenn die Ursachen offensichtlich und zu beheben sind. Ist die Prüfungsangst zum Beispiel mit einer bestimmten Lehrkraft verknüpft, kann ein Gespräch mit dem Lehrer und eventuell sogar ein Klassen- oder Schulwechsel angedacht werden. Fühlt sich Ihr Kind generell überfordert, kann mehr Freizeit und Entspannung helfen.
In vielen Fällen ist es allerdings nicht so einfach. Hat sich ein negatives Selbstbild erst einmal verfestigt, ist viel Arbeit und Zuwendung auf Seiten der Eltern erforderlich. Erziehungsmittel und der Umgang miteinander müssen so verändert werden, dass das Kind ein positives Gefühl zu sich selbst bekommt. Die erste Maßnahme setzt direkt am Problem an. Nehmen Sie den Druck raus und schrauben Sie Ihre Anforderungen an die schulischen Leistungen Ihres Kindes herunter. Noten sind natürlich nicht unwichtig, aber man sollte sich auch nicht zu sehr darauf fixieren, sondern lieber versuchen, dem Kind das Lernen und die Schule so leicht wie möglich zu machen. Denken Sie auch über einen Wechsel der Schulform nach. Vielleicht ist Ihr Kind auf dem Gymnasium doch überfordert und käme in einer anderen Schule viel besser und entspannter zurecht.
Des Weiteren sollten Sie die allgemeinen Regeln umsetzen, die einem Kind das nötige Selbstvertrauen geben:
- Sorgen Sie für Erfolgserlebnisse, zum Beispiel durch Mithilfe im Haushalt oder der Übertragung von (entwicklungsgerechten) Verantwortlichkeiten.
- Sparen Sie mit Kritik, dafür aber nicht mit ehrlichem Lob.
- Nehmen Sie Ihr Kind und seine Gefühle ernst.
- Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie es lieben, auch wenn es einmal scheitert.
Wenn die Angst bereits deutlich vor der Klassenarbeit oder schon bei der Vorbereitung auftritt, können Sie Ihr Kind kurz nach draußen schicken, damit es dem angestauten Stress durch körperliche Bewegung Luft verschafft. Manchen Kindern helfen Entspannungsmethoden wie eine Fantasiereise, eine liebevolle Massage oder einfach eine Runde kuscheln. Was Sie nicht tun sollten ist, Ihrem Kind vernünftige Argumente über die Sinnlosigkeit von Prüfungsangst um die Ohren hauen. Das führt nur dazu, dass sich Ihr Kind unverstanden fühlt und kann die Ängste eher noch verstärken.
Zum Weiterlesen:
http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Schule///s_782.html
http://www.familie.de/kind/schule/artikel/pruefungsangst-bei-kindern/pruefungsangst-bei-kindern/