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Rollenverteilung: Männer und Frauen geben sich konservativ

Emanzipation der Frauen? Männer, die im Haushalt helfen oder ihn gleich ganz übernehmen? Tendenziell zeichnet sich schon seit einiger Zeit ein gänzlich anderes Bild ab. Die Rollenverteilung scheint eher in konservativer Ausprägung bei Männern und Frauen gut anzukommen. Das war nicht immer so.

Am 27. November 2013 hatte das zähe Ringen zwischen SPD und den Unionsparteien endlich ein Ende. Der Koalitionsvertrag stand und musste „nur“ noch von den CDU/CSU-Gremien und der SPD-Basis abgesegnet werden. Es ging um die ganz großen deutschen Themen, und ausgerechnet die Frage der Frauenquote spielte eine maßgebliche Rolle bei den Verhandlungen, die sich über Wochen hingezogen hatten. Bei der Geschlechtergleichheit waren sich SPD und Unionsparteien dann aber recht schnell einig. Dass die viel diskutierte Frauenquote in Aufsichtsräten beschlossen wurde, ist durchaus bezeichnend. Im „normalen“ Arbeits- und Familienleben legen es immer weniger Männer und Frauen mit aller Macht auf Gleichberechtigung an.

 

Männer, arbeitet weniger! Oder auch nicht

Auf die Frage, ob sich Frauen vorstellen können, dass ihre Männer weniger arbeiten und mehr für Familie und Partnerschaft tun, antworteten 54 Prozent der Frauen: Ja, das wäre schön. Bei den Männern wurde die gleiche Frage immerhin von 47 Prozent der Befragten mit Ja beantwortet. Was nach einem relativ deutlichen Wert klingt, muss man allerdings differenziert betrachten. Denn diese Zahlen stammen aus dem Jahr 1993, sind also 20 Jahre alt. Der Haushaltsgerätehersteller Vorwerk wollte nun wissen, wie die Sache heute aussieht und startete seinerseits erneut eine Umfrage. Was man kaum für möglich halten würden, wurde jedoch zur Gewissheit. Im Jahr 2013 sind nur noch 48 Prozent der Frauen der Ansicht, ihr Partner könnte im Job ein wenig kürzer treten. Bei den Männern sind es 40 Prozent. Bei beiden Geschlechtern ist eine gerechtere Rollenverteilung in Bezug auf die Erwerbstätigkeit also heute nicht mehr so wichtig wie vor 20 Jahren. Politiker von CDU und SPD dürften sich ob dieser Erkenntnis verwirrt die Augen reiben.

 

Vom Hausmann, den keiner will

Sie sind in der Minderheit, aber es gibt sie, die Hausmänner. Männer also, die sich gegen ihren Beruf entschieden haben und zu Hause dafür sorgen, dass „der Laden läuft“, während die Frauen den Lebensunterhalt bestreiten. So richtig beliebt ist das Modell aber weder bei Männern noch bei Frauen. Schon die Reduzierung der Arbeitszeit, um der Frau mehr Karriere zu ermöglichen, finden viele deutsche Männer nicht erstrebenswert. Der komplette Rollentausch ist für knapp die Hälfte der Männer keine Option. Die Frauen sehen das überraschenderweise aber auch nicht unbedingt anders. Nicht einmal ein Viertel von ihnen wünscht sich den Hausmannt im trauen Heim (wobei sicherlich auch die finanziellen Rahmenbedingungen mit hineinspielen).

 

Der ratlose Mann

Wenn die Hälfte der deutschen Männer sich ein Dasein aus Hausmann nicht vorstellen kann, muss die andere Hälfte das naturgemäß anders sehen. Der stehen jedoch Dreiviertel Frauen gegenüber, die davon nichts wissen wollen. Was also tun?

Es mutet etwas merkwürdig an. Sollen Männer, die gern den Rollentausch von Beruf und Haushalt vornehmen möchten, auf ihr Wahlrecht bestehen? Also gewissermaßen für ihr Recht auf berufliche bzw. private Wahlfreiheit pochen? Gegenüber ihren Frauen? Stehen wir also vor einer ganz neuen Emanzipationsdebatte, nur eben diesmal von der anderen Seite? Und wollen Männer das überhaupt?

Eine ganze Menge Fragen, die an dieser Stelle ziemlich abstrakt sind. Doch ebenso entscheidend ist die Fragestellung, wie ernst es die Männer mit dem Dasein als Hausmann überhaupt meinen. Und ob sie bereit sind, dafür auch Opfer zu bringen.

 

Umzug in eine neue Stadt: Ja, aber …

Wie wichtig Männern die Karriere ihrer Frauen ist, lässt sich an zahlreichen Faktoren festmachen. Ein gültiges Gesamtbild zu erstellen, ist daher nicht einfach. Trotzdem gibt ein Umstand Auskunft darüber, wie Männer in der Mehrzahl ticken. Wenn für einen beruflichen Neuanfang oder den Sprung auf die nächste Stufe der Karriereleiter ein Umzug von einer Stadt in eine andere nötig ist, sind ungefähr die Hälfte der Frauen damit einverstanden, um ihren Partner zu unterstützen. Umgekehrt sieht die Sache allerdings anders aus. Nur etwa ein Viertel der Männer kann sich vorstellen, wegen eines Jobs der Frau wegzuziehen. Sind die Grenzen männlicher Toleranz also spätestens dann erreicht, wenn sie dafür tatsächlich Opfer bringen müssen? Schon wieder eine Frage, die nicht ohne weiteres beantwortet werden kann.

 

Konservativ kann auch schön sein

Insgesamt bestätigt sich die Annahme, dass Männer und Frauen heute konservativer sind als vor 20 Jahren, zumindest wenn es um den Beruf und den Haushalt geht. Eindrucksvolle 80 Prozent der Mütter sehen in der Hausarbeit vorrangig ihre Aufgabe, nicht die der Männer. Immerhin aber – und das dürfte vor 20 Jahren nicht der Fall gewesen sein – fühlen sich die meisten Frauen in ihrer Aufgabe vom Partner wertgeschätzt. Ein nicht geringer Teil jedoch würde sich häufiger einmal ein „Danke“ vom Partner wünschen.

Letztlich fällt es schwer, die Befragungen abschließend zu bewerten. Es ist möglich, dass sich Männer und Frauen tatsächlich wieder mehr zu konservativen Werten hingezogen fühlen. Ebenso denkbar ist aber auch eine gewisse Resignation der Frauen, die es leid sind, einen Kampf auszufechten, den sie (gefühlt) letztlich nicht gewinnen können.

Ein bisschen Fortschrittlichkeit soll aber nicht unterschlagen werden: Die Elternzeit hat an Beliebtheit hinzugewonnen. Und zwar bei Männern und Frauen gleichermaßen.