Eine Scheidung ist nie schön. Vieles, das in der Vergangenheit bereits an der Beziehung nagte, kommt oft noch einmal viel drastischer auf den Tisch. Der Schmerz zweier verletzter Partner kann dazu führen, dass es während der Scheidung noch einmal „richtig zur Sache geht“. Wenn die Ehe Kinder hervorgebracht hat, wird es noch schwieriger, denn sie leiden mit. Umso wichtiger ist die Zeit nach der Trennung. Zeit, die vielfach nur am Wochenende miteinander verbracht wird.
Scheidungsvater - wie gestalte ich das Wochenende mit meinem Kind?
Die 14-Tage-Regelung kennt wohl fast jeder Scheidungsvater. Bleibt das Kind nach der Trennung bei der Mutter, beschränken sich die Kontakte in aller Regel auf die Wochenenden. Da aber natürlich auch die Mutter entspannte Wochenausklänge mit dem Kind genießen will, heißt das, dass nur jedes zweite Wochenende infrage kommt. In der Zwischenzeit ist man nicht aus der Welt, man kann regelmäßig mit dem Kind telefonieren. Wenn die Ex-Partner zu einer wirklich guten Ebene gefunden haben, sind auch Besuche außerhalb der verabredeten Zeiten möglich. Trotzdem sind die gemeinsamen Wochenenden natürlich das Highlight. Dementsprechend sollten sie genutzt werden.
Der Alltag war gestern
Was zunächst wie ein kostbarer Vorteil klingt, hat nicht nur positive Seiten. Wenn der Nachwuchs am Wochenende kommt, ist das natürlich etwas Besonderes. Überspitzt könnte man sagen, dass die Mutter den grauen Alltag erlebt, während der Besuch beim Vater ein ganz besonderes Ereignis ist. Und das ist nachvollziehbar. Wenn Ihr Kind Sie nur alle zwei Wochen sieht, will es sich nicht mit Dingen wie Hausaufgaben, Zimmeraufräumen oder Frisörbesuchen herumschlagen müssen. Es erwartet vielmehr Ausflüge, Spaß, Spiele, vielleicht einen Kino- oder Schwimmbadbesuch. Natürlich wäre es fatal, wenn Sie am Wochenende den Alltag simulieren würden, nur um ein Gefühl von Normalität zu erzeugen. Es täte Ihrem Kind nicht gut, das schließlich auch Erholung vom Stress der Woche braucht. Dafür sind Sie da. Trotzdem spielen auch Alltagsthemen eine Rolle, und das kann bedeuten, dass auch einmal zusammen gelernt wird oder Sie bei der Vorbereitung auf eine Klassenarbeit helfen. Der Mix macht's dabei.
Geplant oder spontan?
Ob Sie das Wochenende mit Ihrem Kind exakt durchplanen oder einfach sehen, was auf Sie zukommt, hängt auch damit zusammen, wie es vor der Scheidung war. Es gibt Familien, die planen ihre Wochenenden geradezu minutiös. Ob das gut ist, mag jeder anders beurteilen, Fakt ist aber, dass es ein Kind prägt. Wenn Sie also schon als Familie sehr präzise besprochen haben, wie das Wochenende verlaufen soll, braucht Ihr Kind auch an den Vater-Wochenenden wahrscheinlich eine gewisse Orientierung. Das bedeutet allerdings nicht, dass das auch so bleiben muss. Ging Ihnen womöglich dieses durchorganisierte Wochenende immer schon auf die Nerven? Und wollen Sie daher jetzt, nach der Scheidung, mit diesen Dingen Schluss machen und im wahrsten Sinne des Wortes neu anfangen? Dann sollten Sie das auch tun, nur Ihr Kind dürfen Sie dabei nicht vergessen. Kinder sind lernfähig, gar keine Frage. Dennoch: Ging es bisher bei Ihnen übermäßig strukturiert zu, würden plötzliches „Chaos“ Ihr Kind überfordern. Machen Sie also kleine Schritte, Ihr Kind wird nach und nach die Vorteile von Spontaneität ganz sicher auch entdecken – Step by Step.
Friede, Freude, Eierkuchen
Bis zu einem gewissen Punkt lässt es sich nicht vermeiden, auch die Ex-Partnerin mit in die Wochenendplanung einzubeziehen. Es gibt Paare, bei denen das völlig problemlos ist. Besonders wenn die Trennung schon eine Weile zurückliegt, sind Gespräche oft unkompliziert. Wenn es allerdings noch nicht reicht für „Friede, Freude, Eierkuchen“ und Spannungen zur Ex-Partnerin bestehen, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Nun könnte man denken „Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß“. Selbst wenn die Ex-Frau also gepredigt hat, dass bei dem geplanten Ausflug Schal und Mütze getragen werden sollen, können Sie sich natürlich darüber hinwegsetzen. Ihren Sohn oder Ihre Tochter wird es wahrscheinlich freuen. Und es stolz zuhause der Mutter erzählen. Dass damit Streit mit der Ex vorprogrammiert ist, braucht kaum erwähnt zu werden. Und Leidtragende sind nun einmal vorrangig die Kinder. Die Wochenenden werden also schon Thema, bevor sie überhaupt angefangen haben, zur Entspannung trägt das natürlich nicht bei. Die Mitteilungsfreude von Kindern nimmt zwar ab, wenn sie älter werden. Aber Geheimniskrämerei wie „Das sagst Du jetzt aber nicht der Mama, ja?“ führt zu nichts – außer zu Gewissensbissen beim Nachwuchs, der oft entscheiden muss: Darf ich das der Mama erzählen oder nicht?
Entspannter Alltag
Es ist grenzwertig, ein schönes Wochenende zu gestalten und trotzdem am Alltag teilzunehmen. Unmöglich ist es aber nicht.
- Legen Sie den Schwerpunkt des Wochenendes auf die Freizeitgestaltung. Sie gehört einfach in den Vordergrund, alles andere ist zweitrangig.
- Schließen Sie den Alltag dennoch nicht vollständig aus. Ihr Kind muss lernen, dass Sie nicht nur der Fun-Daddy sind, sondern auch Verantwortung für alltägliche Dinge übernehmen. Und die fallen zuweilen auch ins Wochenende.
- Finden Sie ein Gleichgewicht zwischen geplanter und ungeplanter Freizeit. Wie oben erwähnt, brauchen einige Kinder zwar viel Struktur. Doch das ist nicht in Stein gemeißelt, spontane Unternehmungen können großartige Erlebnisse sein.
- Versuchen Sie möglichst, Ihre Ex-Partnerin so einzubeziehen, dass auch sie ein gutes Gefühl hat. Für die Zeit zwischen den Wochenenden mit Ihrem Kind ist das sicher gut.