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Wenn Kinder sich benachteiligt fühlen

Kinder haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und fühlen klar jede Benachteiligung. Selbst dann, wenn uns das als Erwachsenen überzogen vorkommt, müssen diese Gefühle respektiert und beachtet werden.

Wer mehrere Kinder hat, kennt den Fall: Eines davon fühlt sich mit Sicherheit immer mal wieder benachteiligt und es kommt zum Streit. Aber auch Kinder aus sozial schwachen Familien oder ausländische Kinder haben mit diesen Gefühlen zu kämpfen. Dann aber nicht innerhalb der Familie, sondern in der Gesellschaft und im Freundeskreis. Schließlich kann auch die Konsequenz der Eltern ein Gefühl der Benachteiligung auslösen „XY darf das aber auch!“ ist ein Satz, den wohl alle Eltern schon einmal gehört haben.

 

Nicht jedes Kind ist gleich

Eltern haben in der Regel den Anspruch, jedes Kind gleich zu lieben und gleich zu behandeln. In der Praxis lässt sich dies allerdings schwer umsetzen, denn jedes Kind ist anders und löst dementsprechend in den Eltern unterschiedliche Gefühle aus. Hinzu kommt oft noch die Geschwisterposition: Laut einer englischen Studie werden die mittleren Kinder häufiger benachteiligt, bzw. fühlen sich so. Denn eines ist ganz klar: Nicht jede gefühlte Benachteiligung ist auch eine. Oft entsteht diese Empfindung daraus, dass das Kind ohnehin eifersüchtig ist. Erhalten jüngere oder auch ältere Geschwister mehr Aufmerksamkeit, ist die Eifersucht vorprogrammiert. Das Ergebnis sind oft ungezogenes Verhalten, Streitsucht oder Zerstörungswut.

Für Eltern ist es oft schwer, damit umzugehen, wenn sich ein Kind in der Familie  zeitweise oder dauerhaft benachteiligt fühlt, denn sie wollen für jedes Kind das Beste. Wie eigentlich in jedem Fall, in dem intensive Gefühle im Spiel sind, ist Verständnis hier die oberste Regel. Ist ihr Kind schon etwas älter, können Sie versuchen zu verstehen oder zu ergründen, warum es sich benachteiligt fühlt. Dabei ist es wichtig, mit dem Kind in altersgerechter Form zu sprechen und es nicht in die Enge zu treiben. Sätze wie „Du hast doch gar keinen Grund, dich benachteiligt zu fühlen“ helfen dem Kind in dieser Situation wenig. Es muss formulieren, wodurch es verletzt wird und Sie müssen aus seinen Worten manchmal heraus lesen, was wirklich los ist: „Ihr habt Laura viel lieber als mich!“ weist vielleicht schon auf ein längerfristiges Gefühl der emotionalen Benachteiligung hin; „Immer muss ich den Essenstisch abdecken!“ zeigt Ihnen, dass Ihr Kind denkt, dass es sich stark in die Pflichten eingebunden fühlt, während das jüngere Geschwister vielleicht überhaupt nicht mithelfen muss.

Wenn Ihr Kind Signale dieser Art sendet, dann müssen Sie darauf reagieren und für Gerechtigkeit sorgen. Das bedeutet keinesfalls, dass Sie nun alle Kinder genau gleich behandeln sollen. Entscheidend ist, dass sich jedes Kind geliebt, gesehen und in seinen Wünschen und Bedürfnissen respektiert fühlt.

Christian darf aber viel länger aufbleiben!

Kommt Ihr Kind mit diesem Satz, dann geht es um Konsequenz und Erziehungsregeln Ihrerseits. Jede Familie hat andere Vorstellungen davon, wie lange das Kind aufbleiben darf, wie viel Fernsehen erlaubt ist und wie viel Geld für Kleidung ausgegeben wird. Eltern sollten hier darauf achten, ob die eigenen Vorstellungen vielleicht zu einer Ausgrenzung des Kindes führen: Wenn alle anderen Kinder eine bestimmte Vorabendserie sehen dürfen, das eigene aber nicht, dann kann es nicht mitreden und fühlt sich logischerweise gegenüber den Freunden benachteiligt. In diesem Fall sollten Sie in sich gehen und prüfen, warum bestimmte Regeln für Sie so wichtig sind. Denn gerade für angehende Teenager ist es sehr entscheidend, dass sie dazugehören können. Wenn es nicht gerade um wichtige Prinzipien wie ungesundes oder unsoziales Verhalten geht, hilft es Ihrem Kind, wenn Sie die Regeln lockern.

Soziale Benachteiligung

In diesem Fall muss Ihr Kind einfach den steinigen Weg gehen – Wenn Ihre finanzielle Situation es nicht erlaubt, dass Ihr Kind ein Handy oder einen Gameboy besitzt, häufig neue Kleidung bekommt oder mit Freunden ins Kino zu gehen, dann können Sie es erst mal nur trösten und versuchen, ihm Ihre Lage zu erklären, natürlich wiederum altersgerecht. Das Gefühl, materiell zu kurz zu kommen, empfinden Kinder meist in einem Alter, in dem sie in der Lage sind zu verstehen, dass und warum nicht ausreichend Geld zur Verfügung steht, um alle Wünsche des Kindes zu erfüllen. Gleichzeitig können Sie Ihr Kind dazu anregen, selbst etwas zu tun: Vielleicht ist es bereits in dem Alter, in dem es mit einer Nebentätigkeit Geld verdienen kann. Allerdings ist hier darauf zu achten, dass sich der Nebenjob nicht auf die schulischen Leistungen auswirkt.

Wenn Kinder sich benachteiligt fühlen, brauchen Sie keine Vorwürfe, sondern Verständnis und Liebe. Versuchen Sie zusammen mit Ihrem Kind den Grund für dieses Gefühl zu finden und Lösungswege zu finden, so dass es sich sicher geborgen und respektiert fühlt.

 

Zum Weiterlesen:

http://diepresse.com/home/bildung/erziehung/468530/index.do

http://www.focus.de/schule/familie/kinderstudie-keine-hoffnung-auf-die-zukunft_aid_514888.html