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Wie lang dürfen Teenager weggehen?

Das Jugendschutzgesetz kennt ganz klare Regeln darüber, wie lange Jugendliche abends in der Disko oder auf anderen Veranstaltungen unterwegs sein dürfen. Die Teenies selbst sehen das in der Regel anders, die Eltern haben oft wiederum ganz eigene Ansichten zu diesem Thema.

Grundsätzlich liegt das Bestimmungsrecht bei den Eltern, laut Gesetz werden lediglich Regelungen für den Aufenthalt in der Öffentlichkeit getroffen. Als Eltern müssen Sie auch entscheiden, ob und wann Ihr Kind bei Freund oder Freundin übernachten darf. Was Sie erlauben oder nicht, sollten Sie an der Reife und dem Verantwortungsbewusstsein Ihres Kindes ermessen. Hüten Sie sich allerdings vor Ihren eigenen Ängsten.

 

Das erlaubt das Jugendschutzgesetz

Der Gesetzgeber gibt in Abhängigkeit vom Alter ganz klar vor, wie lange und wo Teenager abends unterwegs sein dürfen. So dürfen schon 15-Jährige in die Disko, allerdings nur in Begleitung eines Erziehungsberechtigten. Ab 16 ist der Aufenthalt in Diskotheken und Kinos bis 24 Uhr erlaubt, die gleiche Regelung gilt für Jugendtreffs. Teenies unter 16 müssen Jugendclubs oder Vereine und Kinos um 22 Uhr verlassen, sind sie jünger als 14 sogar schon um 20 Uhr. Eine Ausnahme von diesen Regelungen gilt für Konzerte, die nicht als Tanzveranstaltungen gelten. Auch der Aufenthalt in Gaststätten für den Verzehr von Speisen oder Getränken ist abweichend geregelt. Jugendliche dürfen sich dort ohne Altersbeschränkung bis 23 Uhr aufhalten. Bei Kinobesuchen ist übrigens nicht nur das Jugendschutzgesetz, sondern auch die jeweilige FSK-Auszeichnung des Films relevant.

Und was erlauben die Eltern?

Wie lange man sein Kind abends allein weggehen lässt, ist oft schwer zu entscheiden. Die eigenen Ängste und Befürchtungen stehen hier dem Freiheitsdrang des Kindes entgegen. Die gesetzlichen Regelungen reichen nicht aus, um die Absprachen in der Familie zu klären. Hier ist in erster Linie entscheidend, wie sehr Sie Ihrem Kind vertrauen und wie ängstlich Sie selbst sind. Generell sollten Sie nicht im Alleingang entscheiden, sondern mit dem Teenager zusammen eine Regelung treffen, mit der alle Beteiligten gut leben können. Erklären Sie Einschränkungen und Begrenzungen, die Sie ihm auferlegen. Warum wollen Sie nicht, dass Ihre 16-jährige Tochter bei Ihrem Freund übernachtet oder mit ihm nachts zum Baggersee baden fährt? Diese Frage müssen Sie sich selbst stellen und auch beantworten können, denn Ihre Tochter wird mit Sicherheit Gründe wissen wollen. Machen Sie Ihrem Kind auf jeden Fall klar, dass es sich nicht um Schikane handelt, wenn Sie das abendliche Ausgehen reglementieren, sondern dass Sie es vor Gewalt, Drogen oder betrunkenen Autofahrern schützen wollen. Sprechen Sie über mögliche Gefahren und Verhaltensweisen, die Ihr Kind vor Übergriffen bewahren.

Wie viel Freiheit Sie Ihrem Kind lassen, hängt auch davon ab, wie verlässlich es ist. Das sollten Sie ihm klar machen – mit Worten und mit Taten. Hält es sich zuverlässig an die Regeln, dann werden diese gelockert und man kann auch mal Fünfe gerade sein lassen, wenn es doch etwas später nach Hause kommt. Wenn es sich jedoch an die getroffenen Vereinbarungen nicht halten kann, hat das Konsequenzen. Die Zügel werden angezogen, die Ausgehzeiten reduziert oder verkürzt, bis das Vertrauen wieder hergestellt ist. Eine sehr wirksame Konsequenz ist in der Regel auch die Vereinbarung, dass Sie Ihr Kind persönlich aus der Disko herausholen, wenn es nicht pünktlich zuhause ist.

Wenn Kinder über die Stränge schlagen

Schwierig wird es, wenn Ihr Kind unkooperativ ist, ständig die Regeln bricht, sich heimlich aus dem Haus schleicht oder lügt. Wenn Sie erfahren, dass Ihr Sohn statt beim Freund zu übernachten, die ganze Nacht in der Disko verbracht hat, dann ist das ein Vertrauensbruch, der zwar nicht zu unterschätzen, aber eben auch nicht zu ändern ist. Sie können einen Teenager nur noch begrenzt kontrollieren, dauerhaft einsperren können Sie ihn nicht. Grundsätzlich ist die Pubertät eine Zeit, in der Ihr Kind viele Erfahrungen machen will und muss, die nichts mit Ihnen zu tun haben. Dazu gehört eben auch, herauszufinden, wie viel an Party und Disko man ertragen kann, mit wie wenig Schlaf man auskommen kann und leider auch manchmal, wie viel Alkohol man verträgt.

Generell gilt: Lassen Sie Ihrem Kind so viel Freiheit wie möglich, sorgen Sie aber dafür, dass Sie immer informiert sind, wo es sich aufhält und mit wem es zusammen ist. Sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass dies eine Zeit der Loslösung vom Elternhaus ist, in der das Kind ganz eigene Wege geht und selbstständig Erfahrungen macht. Vielleicht hilft es Ihnen, an Ihre eigene Teenie-Zeit zurückzudenken.

Grenzen setzen, aber keine Schikane

Auch als Teenager brauchen Kinder noch Grenzen. Diese sind wichtig –um den Jugendlichen einen Korridor zu geben, indem sie sich bewegen oder dagegen aufbegehren können. Sie als Kind wollen ihr Kind schützen – vor der Umwelt und eventuell vor sich selbst. Die sollte in keinem Fall in Schikane ausarten, sollte aber ein Maßstab für altersgerechtes und verantwortliches Verhalten sein.
Ihrer Regeln werden Ihren Kindern oft nicht gefallen. Aber sie werden diese häufig anerkennen, wenn sie ein gutes Verhältnis zu Ihnen und Respekt vor Ihnen haben. Denn die Alternative ist für Ihre Kinder weit schlimmer – Eltern, die sich für das, was sie tun, nicht interessieren.