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Väter sind die besseren Mütter – zumindest im Supermarkt. Eine Glosse

Der Mensch ist von Natur aus Jäger und Sammler. Andreas Clevert beschreibt, wie er bei der Jagd auf Sammelbildchen für seine Kinder so viel mehr Erfolg hat als seine Frau. Auf die richtige Strategie kommt es an … 

Frau möge mir diese polemische, ja reißerische Schlagzeile verzeihen. Doch ich kann diese These nun wissenschaftlich untermauern. Und zwar so:


Wir haben wieder einmal Sammelbildchen-Zeit. Alle, die mit dem Ende der Fußballweltmeisterschaft im Geheimen erleichtert waren und die WM-Sammelalben ihrer Kinder ad acta legen wollten, haben sich zu früh gefreut. Aldi ist es, welcher mit den National Geographic – Sammelbildern den nächsten Hype eingeleitet hat. Nach Fußballergesichtern kommen nun Tiergesichter. Auch kein großer Unterschied. Ups, das geht unter die Gürtellinie. Streichen wir den Satz lieber wieder. So ein Erdmännchen sieht doch wirklich putzig aus.


Aber was in aller Welt soll das mit der Genderfrage zu tun haben? Ich erkläre es Ihnen. Dabei ist es egal, ob es Fußball- oder Tierbilder sind. Schon im Sommer bei den WM-Bildern hatte ich das Gefühl, dass ich einkaufenderweise mehr Bildchen nach Hause brachte als meine Frau. Und das, obwohl ich zugegebenermaßen gar nicht mehr einkaufen gehe als sie. Es geht um die Beziehungsarbeit an der Kasse. Im Sommer hatte ich das punktuell ausprobiert. Mit den Tierbildern jetzt habe ich meine Strategie professionalisiert und die Ergebnisse wissenschaftlich ausgewertet. Die Resultate sind verblüffend. Nach mehrwöchigen, aufwändigen Testreihen steht fest: In unserem Haushalt bringt der einkaufende Vater pro 10 Euro Aldi-Umsatz 6,8 Sammelbildchen nach Hause. Die Mutter kommt in der Kontrollgruppe nur auf 1,2 Sammelbildchen pro 10 Euro. Falls es einer der geneigten, wenig einkaufenden Leser nicht weiß: Aldi gibt offiziell 1 Sammelbild pro 10 Euro Umsatz raus.


Das Zauberwort für den Erfolg bei Sammelbildchen: Beziehungsarbeit

Das Zauberwort wurde schon genannt: Beziehungsarbeit. Und zwar an der Kasse. Ungern verbreite ich meine Erfolgsfaktoren außerhalb meiner – kostenpflichtigen – Seminare, aber für Sie möchte ich da eine Ausnahme machen: Suchen Sie sich eine Kasse mit einer längeren Schlange. Auf keinen Fall die Kasse nehmen, wo eventuell einer der wenigen Männer im Discounter sitzt. Am besten vor Ihnen eine Kundin fortgeschrittenen Alters mit einem großen Einkauf. Verhalten Sie sich betont entspannt. Bauen Sie frühzeitig Blickkontakt mit der Kassiererin auf. Vermitteln Sie mit einem Lächeln und nonverbaler Eleganz Verständnis für die stressige, fließbandmäßige Arbeit. Zeigen Sie deutlich, Sie gehören nicht zu den Kunden, die sich über das zeitfressende Eintippen von Nummern ärgern, wenn der Barcode mal wieder nicht leserlich ist. Je nach Alter der Kundin vor Ihnen greifen Sie ggf. helfend ein, um das Einpacken der Waren in den Einkaufswagen zu unterstützen.


Und jetzt kommt die Frage der Kassiererin an die Kundin vor Ihnen: „Sammeln Sie auch…?“ Das zu erwartende Verneinen der Dame (fortgeschrittenen Alters!) warten Sie noch ab. Wenn es schon Enkel gibt, haben Sie allerdings Pech gehabt. Und nun kommt Ihr Auftritt. Wechseln Sie im Blickkontakt mit der Kundin und der Kassiererin: „Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich … Wir haben nämlich drei kleine Kinder…“ In 90% der Fälle haben Sie damit das Spiel gewonnen. Sie erhalten die Sammelbildchen für den Umsatz der Dame vor Ihnen und für Ihren eigenen Umsatz legt die Kassiererin in der Regel noch etwas drauf. Noch Fragen?

 


Zum Autor:
Andreas Clevert, Jahrgang 1970, ursprünglich aus Esslingen stammend, lebt mit seiner spanischen Frau und seinen drei Jungs (*2008, *2010 und *2013) in Bonn. Mehr von seinen Erlebnissen lesen Sie unter www.vaterdasein.wordpress.com