Für viele Eltern ist es eine entweder-oder – Entscheidung zwischen einem echten Anteilnehmen an der Entwicklung der eigenen Kinder und Fortkommen in Beruf. Denis aus München und seine Frau Lisa wollten beides – Kind und Karriere. Also machten sie sich gemeinsam selbständig. Mit Erfolg, wie sie nach mehr als einem Jahr feststellen. Auf Vaterfreuden.de erzählt Denis wie und warum es bei den beiden geklappt hat und wie sich ihr Familienleben verändert hat.
Selbständig für Kind und Karriere – ein Erfahrungsbericht
Irgendwann kam das Bewusstsein, dass es Zeit für den nächsten Schritt war. Denis war nun schon mehr als 10 Jahre bei Vidal Sassoon München, wo er nach dem Abitur auch seine Ausbildung als Friseur gemacht hatte. Er kannte den Laden und seine Abläufe in- und auswendig und fühlte sich dort wohl, aber es gab für ihn dort keine Möglichkeit mehr, sich weiterzuentwickeln. Auch seine Frau Lisa hatte er bei der Arbeit kennengelernt. Das war so nicht geplant, aber wo die Liebe hinfällt … nicht umsonst ist der Arbeitsplatz der größte Heiratsmarkt der Republik. Inzwischen hatten die beiden mit Sohn Dylan und Tochter Lily auch eine Familie. Beide arbeiteten in Teilzeit, um sich bestmöglich um die Kinder kümmern zu können. Durch die Teilzeit beider blieb jedoch immer weniger gemeinsame Zeit für Partner und Familie übrig. Dass einer der beiden sich ausschließlich um die Kinder kümmern würde, war kein Thema – zum einen arbeiteten Denis und Lisa gern, zum anderen hätte dies ein dickes Loch ins Familienbudget gerissen. Friseur wird man nun mal nicht des Geldes wegen.
Ein großer Schritt will gut geplant sein
So entstand die Idee, sich mit einem eigenen Salon selbständig zu machen. Denis gefiel der Gedanke, etwas Eigenes aufzubauen, schon früh, Lisa war zurückhaltender. Dass sie gut miteinander arbeiten würden, war nicht die Frage. Das taten sie schließlich schon seit vielen Jahren. Während der Arbeitszeit wurde die Partnerschaft zurückgestellt. Lisa scheute jedoch das Risiko und den Stress einer eigenen Firma mit Angestellten. So wuchs der Plan, sich in kleinem Rahmen selbständig zu machen: Ein eigener Salon, klein, aber fein, inhabergeführt, ohne Angestellte, vielleicht aber mit einem weiteren Partner.
Der Zeitpunkt für den Start einer Selbständigkeit schien günstig. Die Kinder waren „aus dem Gröbsten raus“, Sohn Dylan ging auf eine Ganztagsschule, die in der Nähe lebenden Großeltern waren gerade in Rente gegangen und übernahmen gerne Betreuungsaufgaben. Man hatte etwas Geld angespart und es gab die Möglichkeit, einen Gründungszuschuss von der ARGE zu erhalten. Denis und Lisa nahmen sich Zeit, die passende Location für den eigenen Salon zu suchen. In ihrem Kollegen Alessandro fanden sie den richtigen Partner für ihr Vorhaben. Nach ihrer Kündigung in der alten Firma wurden sie freigestellt. Natürlich gab es Enttäuschung beim ehemaligen Arbeitgeber, aber auch Verständnis – und Dank für die lange und gute Zusammenarbeit. Diese „untätige Zeit“ der Freistellung, so erzählt Denis heute, war sehr hart, auch, wenn die Partner sie für Vorbereitungen gut nutzen konnten. Aber das Warten darauf, dass es richtig losgeht und die Ungewissheit, die ging schon an die Nerven.
Das Risiko hat sich ausgezahlt – Gründe für den Erfolg
Das alles ist inzwischen mehr als ein Jahr her. Der neue Salon in Schwabing hat sich etabliert und Denis und Lisa sind der Meinung, dass es der absolut richtige Schritt war – sowohl karrieretechnisch, als auch für die Familie.
Das Geschäft lief von Anfang an, obwohl man im Mai 2009 mitten in der Wirtschaftskrise gestartet war. Von der hat Denis wenig gemerkt, was wohl zum einen am Standort in München und seiner Meinung nach auch daran liegt, dass der Friseurberuf recht krisensicher sei. Für den Erfolg des Unternehmens sei es auch wichtig gewesen, dass man nicht aus der Not handeln musste und Zeit hatte, alles gut zu durchdenken und vorzubereiten – vom Konzept über die Location bis zur Einrichtung. Der Schritt in die Selbständigkeit wurde erst gemacht, als man sicher war, dass alles passt. Entscheidend sei auch gewesen, dass Denis, Lisa und Alessandro das Friseurgeschäft in- und auswendig kannten und bereits einen gewissen Bekanntheitsgrad hatten. So konnten sie sicher sein, dass sie von Anfang an Kunden haben würden. Der Gründungszuschuss gab dann nach allen Investitionen in den Salon selbst die nötige Planungssicherheit für die ersten neun Monate.
Denis erzählt, er arbeite jetzt anders als früher – zwar mehr, aber effektiver und mit mehr Spaß. Es seien neue Aufgaben hinzugekommen, durch die er sich weiterentwickelt habe. Er genieße die neuen Herausforderungen und die zusätzliche Verantwortung. Besonders gut gefallen ihm die kurzen Entscheidungswege. Wo es in seinem früheren Job lange Entscheidungsprozesse über jeden zusätzlichen Ventilator gegeben hätte, können jetzt schnell Ergebnisse herbeigeführt werden. Auch in Bezug auf Termine mit den Kindern ist er nun flexibler – wenn der Kindergarten an einem Tag früher schließt, dann nimmt er eben für diesen Nachmittag keine Termine an.
Ein Gewinn für Beziehung und Kinder
Die Beziehung zwischen Denis und Lisa hat sich kaum verändert. Zum einen waren sie es ja schon zuvor gewohnt, zusammen zu arbeiten, zum anderen gibt es auch nicht viele Überschneidungen bei der eigentlichen Arbeit – jeder kümmert sich um seine eigenen Kunden. Somit gibt es weniger Konfliktpotential. Einer der beiden hört jeweils am frühen Nachmittag auf, um sich um die Kinder zu kümmern. Sonntag und Montag gehören nun ausschließlich der Familie.
So haben beide nun auch mehr gemeinsame Zeit für die Kinder. Zwischen Arbeitsplatz und eigenem Heim trennen sie recht strikt. Das haben auch die Kinder gemerkt. Früher schnitten Denis und Lisa Verwandten und engen Freunden mitunter auch zu Hause die Haare. Als Sohn Dylan von dem Plan für den eigenen Laden hörte fragte er: „heißt, das, dass ihr nie wieder zu Hause Haare schneiden müsst?“ Die Antwort fiel sehr zu seiner Freude aus – mehr Platz für sein Spielzeug.
No Regrets – und wissen, was man hat
Denis hat den Schritt in die Selbständigkeit zu keiner Zeit bereut. Wenn man ihn fragt, was er Vätern raten würde, die es ihm nachtun wollen, so denkt er einen Moment nach. Nachdem er noch einmal ausführt, dass man sich alles genau überlegen und ausrechnen sollte, kommen noch ein paar Punkte, die er während seiner Selbständigkeit gelernt hat: wichtig sei, auch einmal abzuschalten und zu lernen, auch mal „nein“ zu sagen. Wenn man es hinbekomme, nicht alles alleine zu machen und den Kopf auch einmal frei zu machen, könne eine Selbständigkeit auch ein Gewinn für Familie und Partnerschaft sein.
Er und Lisa planen trotz des Erfolges keine Erweiterung des Ladens oder eine zweite Filiale. Zum einen ist ihnen die persönliche Betreuung ihrer Kunden wichtig, zum anderen sind sie sich bewusst, dass durch ein neues Projekt bei allen Chancen mehr Stress hinzukäme und die Zeit für die Familie knapper werden würde. Sie seien sehr zufrieden, wie gut alles zur Zeit laufe – dass beide arbeiten und Zeit für die Kinder haben sei ungewöhnlich genug.
Wir bedanken uns für das Interview mit Denis, auf dem dieser Artikel basiert. Der Salon LAD Stylisten liegt in der Siegesstrasse in München-Schwabing.
Ist es Ihnen auch gelungen, Familie und Beruf unter den berühmten Hut zu bringen? Wie haben Sie es geschafft, war ihr Modell? Selbständigkeit, Teilzeit, Home-Office oder etwas ganz anderes? Schreiben Sie uns unter kontakt@vaterfreuden.de
Vielleicht hat einer unserer zukünftigen Artikel Sie zum Thema.