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Alternative Kindergartenkonzepte

Nicht immer ist die Betreuungssituation in kommunalen Kindergärten optimal und Eltern haben das Gefühl, ihre Kinder werden dort lediglich aufbewahrt, ohne dass die pädagogischen Ansätze umgesetzt werden. Ein guter Grund, einmal über den Tellerrand hinauszuschauen und sich unter den alternativen Kindergartenkonzepten umzusehen.

Die konventionellen Kindergärten richten sich in ihrem pädagogischen Konzept nach den Vorgaben des jeweiligen Bundeslandes und versuchen dieses möglichst gut umzusetzen. Schwierigkeiten ergeben sich hier jedoch oft aus dem engen personellen Spielraum. Abhängig vom Bundesland ist eine Erzieherin für 15-20 Kinder zuständig. Da bleibt nicht sehr viel Zeit für Pädagogik und die Kinder werden in erster Linie versorgt und organisiert. Manchen Eltern ist das nicht genug. Wer seinen Kindern neue Impulse geben möchte, Wert auf eine ganzheitliche pädagogische Betreuung legt oder nach einem Kindergarten mit kleinen Gruppen sucht, der sollte sich einmal unter den alternativen Kindergartenkonzepten umsehen. Oft ist in diesen Kindergärten der Beitrag etwas höher, um zusätzliches Personal finanzieren zu können. Allerdings erhält das Kind dafür eine individuelle und pädagogisch durchdachte Betreuung, die sich in der Regel sehr von der Situation im Regelkindergarten unterscheidet.

 

Montessori-Kinderhaus

Maria Montessori war eine Pädagogin, die am Anfang des 20. Jahrhunderts ein neues pädagogisches Konzept entwickelte, in dem die Freiarbeit eine große Rolle spielt. Das Bildungsangebot setzt direkt am Kind und an seinen Bedürfnissen an. Wichtige Prinzipien sind

  • Die Achtung der Persönlichkeit des Kindes und seiner Kompetenzen
  • Förderung der Willensbildung durch Raum für freie Entscheidungen und selbständiges Denken
  • Gelegenheiten und Angebote, durch die das Kind in seinem Tempo und nach seinen Bedürfnissen lernen kann
  • Unterstützung des Kindes bei der Überwindung von Schwierigkeiten als Alternative zum Ausweichen

Besondere Materialien, in Montessoripädagogik ausgebildete Erzieher und Erzieherinnen sowie eine überdurchschnittliche personelle Besetzung bilden die Grundlage für ein funktionierendes Montessorikonzept.
http://www.montessori.de/

 

Freinet-Kindergarten

Dieses Konzept wurde von einem französischen Dorfschullehrer entwickelt. Die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Kindes sind Ausgangspunkt des pädagogischen Ansatzes. Dabei wird in der Regel in sogenannten Werkstätten agiert, in denen die Kinder selbständig mit Materialien und Werkzeugen arbeiten können. Eckpfeiler der Freinet-Pädagogik sind

  • Freie Möglichkeiten zum unreglementierten Experimentieren
  • Respekt vor den subjektiven Gedanken und Äußerungen der Kinder
  • Entscheidungsfreiheit für die Kinder und die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen
  • Vertrauen und Zutrauen in die Kompetenzen der Kinder

Prägnant ist hier vor allem der experimentelle Faktor. Die Kinder dürfen ihren eigenen Ideen folgen, eigene Fehler machen und auch selbst daraus ihre Schlussfolgerungen ziehen. Das Hauptaugenmerk liegt darauf, was das Kind bereits kann und nicht auf den Defiziten, die es eventuell hat.
http://www.kindergartenpaedagogik.de/403.html

Waldorf-Kindergarten

Die Waldorf-Pädagogik wurde von Rudolf Steiner entwickelt. Zentraler Punkt ist hier das Lernen durch Nachahmung. Aus diesem Grund wird großen Wert auf den Vorbildcharakter, vor allem auch der Eltern gelegt. Es wird erwartet, dass sie in hohem Maße mit den Erziehungszielen übereinstimmen. Grundlagen des pädagogischen Konzeptes sind

  • Nachahmung und Vorbildfunktion von Eltern und Erziehern
  • Rhythmus und Wiederholung unter anderem auch durch Rituale
  • Förderung der Wahrnehmung und der Fantasie durch naturbelassene Spielmaterialien

Viel Wert wird auch auf das Feiern der Jahreszeitfeste gelegt, um das Kind in den jahreszeitlichen und damit auch in den kosmischen Rhythmus mit einzubinden. Die Antroposophie ist eine verwandte spirituelle Weltanschauung, die die Pädagogik im Waldorfkindergarten beeinflusst.
http://www.waldorfkindergarten.de

Reggio-Kindergarten

Hier stehen der Gemeinschaftsgedanke und die Kooperation im Mittelpunkt des pädagogischen Ansatzes. Dies äußert sich in der Umsetzung von gemeinschaftlichen Projekten. Weiterhin wird dem Kind ausreichend Freiraum zum Lernen und Forschen gewährt. Das was den Kindern im Moment am Herzen liegt, kann von ihnen umgesetzt werden. Eigene Entdeckungen regen dazu an, weitere Informationen zu sammeln. Eckpfeiler des Konzeptes sind

  • Die aktive Unterstützung der kindlichen Lernprozesse, ohne sie zu beeinflussen oder zu reglementieren
  • Die Erzieher fungieren als Begleitperson und Dialogpartnerin des Kindes und unterstützen es unter anderem durch nachhaltiges Interesse am kindlichen Tun
  • Ein eigenes Raumkonzept mit klar abgegrenzten Räumen für unterschiedliche Bedürfnisse (Bewegungsraum, Kuschelraum, Werkstatt)
  • Gemeinschaftliche Projektarbeiten

Das Anliegen der Reggio-Pädagogik ist vor allem, das Kind in all seinen Potentialen zu fördern, seine Fähigkeiten zu entwickeln und die Lernfreude lebendig zu halten, anstatt die Kinder mit vorgefertigtem Wissen zu belasten.
http://www.dialogreggio.de/

Waldkindergarten

Der Waldkindergarten hat als Dreh- und Angelpunkt seines Konzeptes den Aufenthalt in der freien Natur. Die Kinder gehen jeden Tag nach draußen in den Wald. Nur bei sehr ungünstigen Witterungsverhältnissen gibt es die Möglichkeit, sich in eine Hütte oder einen Bauwagen zu begeben. Die Grundlagen bilden

  • -Bewegung in freier Natur zur Förderung von Kraft und Ausdauer
  • Verzicht auf fertige Spielsachen
  • Beschäftigung mit reinen Naturmaterialien
  • Freie Entfaltungsmöglichkeiten durch geringe Reglementierungen an Bewegungsdrang und Geräuschentwicklung

Weiterhin wird Wert auf eine vollwertige, gesunde Ernährung gelegt. Durch die naturnahe Umgebung, in der nur wenige Einschränkungen nötig sind, können sich vor allem auch entwicklungsverzögerte Kinder gut entfalten.
http://www.waldkindergarten.de/index.php?page=konzeption

 

Neben den erwähnten Konzepten gibt es verschiedene freie Kindergärten, die zum Teil staatlich anerkannt sind. Dort werden Konzepte gemischt und zu einem neuen Ansatz zusammengestellt. Wer sich mit dem Gedanken trägt, sein Kind in einer dieser Einrichtungen anzumelden, sollte vorher ausgiebig dort hospitieren und sich intensiv mit dem pädagogischen Konzept auseinandersetzen. Meist ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Eltern und Erziehern notwendig und gewünscht, deshalb müssen die Eltern sich auch mit dem jeweiligen Erziehungsstil identifizieren können.

Bei allen alternativen pädagogischen Ansätzen stehen aber immer die Person des Kindes, sein Wille und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt. Wer seinen Kindern Raum zur freien Entwicklung geben möchte und Interesse daran hat, andere Werte als die gesellschaftlich normierten zu vermitteln, der trifft mit dem passenden alternativen Kindergartenkonzept eine gute Wahl.

Zum Weiterlesen:
http://www.kindergartenpaedagogik.de/