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Kinder brauchen Märchen – Warum eigentlich?

Der amerikanische Kinderpsychologe Bruno Bettelheim formulierte diesen Satz und machte ihn gleich noch zum Titel seines wohl bekanntesten Buches: „Kinder lieben Märchen“ - daran erinnern wir uns alle noch aus der eigenen Kindheit. Warum aber brauchen sie die Geschichten vom bösen Wolf, von Hexen, Zauberern und Prinzessinnen?

Kinder empfinden Geschichten anders als Erwachsene. Wenn sie in einen Handlungsstrang eintauchen, wird er zur Realität und sie selbst identifizieren sich mit dem Helden der Erzählung. Genau aus diesem Grund sind Kinder von Märchen beeindruckt und lernen durch die klare Struktur bestimmte Werte für ihr eigenes Leben.

 

Was Märchen Kindern vermitteln

Märchen sind meist einfach gestrickt. Es gibt gute und böse Gestalten, am Ende siegt stets das Gute und das Böse wird seiner gerechten Strafe zugeführt. Selbst die gefährlichsten Situationen werden von den Helden und Heldinnen des Märchens gemeistert und selbst dann, wenn alles total ausweglos erscheint, kommt es zu einem guten Ende.

Mit diesen klaren Botschaften wird dem Kind eine positive und lebensbejahende Grundeinstellung vermittelt. Es identifiziert sich selbst mit den Charakteren, zieht Vergleiche zu selbst erlebten Situationen und übernimmt die Verhaltensweisen zum Teil in das tägliche Leben. Dieser Prozess läuft nicht bewusst ab. Kinder verstehen die Botschaft der Märchen über ihr Gefühl und was sich teilweise sehr psychologisch liest, ist einfach ein Teil der kindlichen Charakterbildung durch eigenes Erleben und Empfinden.

Märchen leben vom Kontakt zwischen Erzähler und Zuhörer

Gemütlich auf dem Sofa oder im Bett zur abendlichen Gutenacht-Geschichte entsteht beim Märchen wie auch beim Geschichten vorlesen ein ganz besonderer Kontakt zwischen Erzähler und Kind. Beide tauchen in das Geschehen ein, es entsteht ein Gemeinschaftsgefühl und für die Kinder auch das Gefühl von Geborgenheit und Harmonie. Die Vorlesezeit trägt damit entscheidend zur Eltern-Kind-Bindung bei.

Sind Märchen weltfremd?

Viele Eltern sorgen sich, dass Märchen ihren Kindern eine weltfremde Sicht der Welt vermitteln könnten. Genau das Gegenteil ist der Fall: Im Märchen werden menschliche Charaktereigenschaften, Stärken und Schwächen thematisiert und vereinfacht, so dass auch Kinder die Beweggründe klar verstehen können. In Märchen geht es um Konflikte und deren Lösungen – was wäre näher an unserer täglichen Wirklichkeit. Durch die Klarheit in der Einteilung von Gut und Böse lernen die Kinder, ihr eigenes Umfeld zu beurteilen und eine eigene Moral zu entwickeln.

Das richtige Alter für Märchen

Schon ganz kleine Kinder lieben Märchen. Wenn ein Kind zuhören kann, kann es auch Märchen hören. Für Kleinkinder gibt es viele Märchen in einer „abgespeckten“ Variante und mit Bildern illustriert. Die Geschichten sind kürzer, die Inhalte vereinfacht. Denn eigentlich wurden Märchen gar nicht für Kinder erdacht. Erst im Laufe der Zeit wurden sie zu Kindergeschichten.

Achten Sie auf Ihr Kind. Wenn es gelangweilt oder überfordert ist, dann merken sie das schnell: Entweder es fängt an zu kaspern, geht weg oder schläft ein. In diesem Fall sollten Sie mit dem Märchen erzählen einfach noch ein wenig warten.

Für Märchen wie für alle anderen Geschichten gilt: Erst aktives Erzählen ermöglicht aktives Zuhören. Sie müssen aus dem Vorlesen keine Theatershow zaubern, aber akzentuiertes Lesen und eventuelle Untermalungen durch entsprechende Mimik und Gestik machen die Geschichte lebendiger und lassen nicht nur Ihr Kind, sondern auch Sie selbst noch tiefer in das Geschehen eintauchen.

 

Zum Weiterlesen:
http://www.familie.de/maerchen/