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Urlaub ohne Eltern

Der erste Urlaub ohne Eltern ist eine aufregende Angelegenheit. Die Kinder freuen sich einerseits auf diesen Schritt in die Selbstständigkeit, andererseits kommen aber auch Zweifel auf: Wie wird es sein, so ganz ohne Eltern? Eltern sollten die Reise sorgfältig auswählen, damit der Urlaub fürs Kind zum echten Vergnügen wird.

Die Gründe, warum Kinder allein in den Urlaub fahren, sind vielfältig: Häufig spielt die Berufstätigkeit der Eltern eine Rolle. Kaum jemand kann im Sommer sechs Wochen Urlaub machen, manchmal reichen die Finanzen auch nicht für einen Familienurlaub. Beim Urlaub in einem Feriencamp oder einer Jugendfreizeit kommt zumindest der Nachwuchs zum Urlaubsvergnügen.

 

Qualifiziertes Betreuungspersonal und geprüfte Unterkünfte

Bei der Auswahl des Urlaubszieles für Ihr Kind sollten Sie unbedingt darauf achten, dass qualifiziertes Betreuungspersonal zur Verfügung steht. Besonders bei jüngeren Kindern ist das extrem wichtig. Alpträume, Heimweh, das Bedürfnis nach Streicheleinheiten und andere Probleme müssen von den verantwortlichen Personen kompetent aufgefangen werden. Die Auswahl fällt nicht leicht: circa 70.000 Anbieter von Urlaubsreisen für Kinder und Jugendliche sind auf dem Markt, die Mehrheit davon sind sogenannte „Non-Profit-Organisationen“ wie zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz (DRK), kirchliche oder andere gemeinnützige Organisationen. Ein Ansprechpartner für die Anbieter von Kinder- und Jugendreisen ist das BundesForum Kinder- und Jugendreisen e.V., in dem alle Mitglieder seriöse und geprüfte Anbieter von Kinder- und Jugendreisen sind. Die Mitglieder verpflichten sich, die Qualitätskriterien und Leitlinien des Bundesforums zu erfüllen. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Unterkünfte, die in eine Sterneklassifizierung eingeteilt sind, bestimmten Anforderungen entsprechen und zertifiziert sind. Im Rahmen der Zertifizierung werden die Einhaltung rechtlicher und sicherheitsrelevanter Belange überprüft, wie zum Beispiel die Erfüllung von Hygienevorschriften in den Räumen, Sanitäranlagen und in der Küche sowie die Anforderungen an Brandschutz. Auch im Bereich des Betreuungspersonals bieten die Mitglieder des Bundesforums hohe Qualität und werden nach verschiedenen Kriterien geprüft: Dazu gehören unter anderem die Weltanschauung der Veranstalter und die sich daraus ergebenden Freizeitaktivitäten, die Teilnahmekonditionen und das Preis-/Leistungsverhältnis, die Mindest- und Höchstteilnehmerzahl bei Reisen oder die Konditionen bei An- und Abreise.
Von Billigreisen durch gewerbliche Anbieter ist abzuraten, da der geringere Preis des Angebotes meist zu Lasten der Qualität des Personals und der Unterkunft geht.
 
 

Wasser oder Berge?

Noch bevor die Unterkunft und der Reiseanbieter ausgewählt wird, müssen Sie mit Ihrem Kind zusammen die Entscheidung treffen, wohin es gehen soll und was das Kind gerne unternehmen möchte: Sport, Abenteuer, Naturerlebnis, Badeurlaub? Die Auswahl ist groß und auf verschiedenen Internetportalen findet man interessante Anregungen. Allerdings sollten Sie beachten, dass gerade kleinere Kinder, die das erste Mal alleine verreisen, nicht allzu weit entfernt Urlaub machen. Ihr Kind sollte das Gefühl mitnehmen, dass es jederzeit abgeholt werden kann, wenn es Heimweh bekommt oder es krank wird. Auch für Sie ist es einfacher zu reagieren, wenn Ihr Kind nur einige Stunden entfernt Urlaub macht.
 
 

Worauf man sonst noch achten sollte

  • Ist mein Kind schon reif genug für einen Urlaub ohne Eltern? Diese Frage sollten Sie sich ehrlich beantworten. In der Regel sind Kinder ab dem Grundschulalter selbstständig genug, um eine begrenzte Zeit ohne die Eltern auszukommen. Grundsätzlich sollten sie bereits die Uhr lesen können, sich selbstständig waschen und an- und ausziehen. Und sie sollten mutig genug sein, sich bei Problemen auch an weniger vertraute Personen zu wenden. Allerdings sind Angebote für Kinder zwischen sechs und acht eher selten zu finden. Je älter die Kinder werden, desto leichter gibt es passende Urlaubsangebote.
  • Hat Ihr Kind vielleicht einen guten Freund, der eventuell mit ihm zusammen in den Urlaub fahren würde? In der Regel bestehen Kinder das Abenteuer der ersten Urlaubs ohne Eltern leichter.
  • Wenn Ihr Kind ans Meer oder an einen See fährt, braucht es unbedingt eine Badeerlaubnis, um ins Wasser zu dürfen, auch für andere spezielle Unternehmungen kann Ihre schriftliche Genehmigung nötig werden. Geht es ins Ausland, braucht Ihr Kind einen Kinderausweis bzw Pass Hochwertige Veranstalter liefern bei der Buchung eine ausführliche Checkliste mit allem, was Ihr Kind unbedingt braucht.
  • Was darf es kosten? Planen Sie Ihr Budget und rechnen Sie schon vorher alle Kostenpunkte zusammen: Unterkunft, Verpflegung, Taschengeld und Anreise sind die wichtigsten Posten. Geringverdienende Familien können Zuschüsse für die Ferienreise bei der ARGE, beim Jugendamt oder bei gemeinnützigen Stiftungen und Vereinen beantragen.

 

Abschiedsschmerz und Heimweh

Der Urlaub ist gründlich geplant und der Tag der Abreise ist da. So sehr Ihr Kind sich darauf gefreut hat, alleine loszuziehen, kann es doch vorkommen, dass es plötzlich Angst vor der eigenen Courage bekommt und lieber zuhause bleiben will. Nun ist guter Rat teuer. Um Ihr Kind freiwillig zum Losfahren zu bewegen, sollten Sie ihm anbieten, dass es am ersten Abend anrufen kann, wenn es nicht auszuhalten ist und Sie es dann nach Hause holen. Fast alle Kinder werden beim abendlichen Gespräch ihren Eltern mitteilen, dass alles gut ist und sie viel Spaß haben. Für eventuelle Heimwehattacken können Sie Ihrem Kind etwas von sich mitgeben: Ein Foto von der ganzen Familie, Ihr Lieblings T-Shirt oder einen anderen Gegenstand, der den Zusammenhalt in der Familie symbolisiert. Telefonieren Sie lieber weniger mit Ihrem Kind, denn oft löst die Stimme der Eltern erst die Heimwehattacke aus.

Die erste Urlaubsreise ohne die Eltern ist ein großer Schritt des Kindes hin zu mehr Selbstständigkeit. Je besser Sie dieses Ereignis planen, umso mehr kann Ihr Kind den Urlaub genießen und sich durch die Anforderungen, denen es gegenübersteht, entwickeln.