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Wozu brauchen Kinder Väter?

Die Eltern spielen im Leben eines Kindes eine wichtige Rolle. Zum einen versorgen und schützen sie das Kind, zum anderen spielen sie aber auch eine wichtige Rolle bei Sozialisation und Entwicklung. Hier haben Vater und Mutter jeweils ganz eigene Rollen, die nur schwer oder gar nicht vom anderen Partner übernommen werden können. Während die Mutter die pflegende und fürsorgliche Rolle übernimmt und dementsprechend auch als Vorbild gilt, hat der Vater eigentlich eine deutlich anstrengendere Position für die Entwicklung seiner Kinder.

Er muss Vorbild für seinen Sohn sein, Übungsobjekt für die Tochter, damit sie den Umgang mit dem anderen Geschlecht lernt und Prüfstein, wenn es darum geht, den Kindern die Fähigkeit zu vermitteln, Autoritäten anzuerkennen. Die Aufgaben des Vaters und auch die Bedeutung seiner Präsenz verändern sich je nach Alter des Kindes.

 

 

Die ersten Lebensjahre

Von der Geburt bis etwa zum Ende des dritten Lebensjahres ist die Rolle des Vaters nur schwach differenziert. Er ist wie die Mutter hauptsächlich damit beschäftigt, das Kind zu versorgen, ihm die Welt mit all ihren Grenzen zu erklären und es zu beschützen. Meist spielt der Vater schon jetzt die wilderen Spiele, symbolisiert die Aktion, während die Mutter sich eher um die emotionale und geistige Entwicklung kümmert. Je harmonischer die Eltern in dieser Zeit die gemeinsame Erziehung und Fürsorge für ihr Kind wahrnehmen, desto ungestörter kann es sich entwickeln. Dazu gehört immer auch, dass die Eltern ihre Beziehung pflegen und leben – auch vor und mit dem Kind. So sollten Eltern schon kleinen Kindern offen ihre Zuneigung zueinander durch Berührungen, Gesten und Freundlichkeiten zeigen.

Die Kindergartenzeit

Ist das Kind im Kindergartenalter, verändert sich die Rolle des Vaters ganz allmählich. Das Kind lernt, Beziehungen zu anderen Kindern aufzunehmen und entwickelt eine geschlechtliche Identität. Jungen orientieren sich in dieser Zeit zum ersten Mal vorwiegend am Vater. Sie ahmen seine Verhaltensweisen nach. Dies ist für Väter die beste Chance, ihren Kindern etwas vorzuleben: Zum Beispiel die Art und Weise, wie man mit anderen Kontakt aufnimmt, wie man offen auf andere Menschen zugeht. In dieser Zeit erfolgt auch die erste Loslösung des Kindes von der Mutter. Der Vater als zweite Bezugsperson hilft durch seine Präsenz dabei, die Mutter-Kind-Bindung zu lockern und zu verändern.

In der Schulzeit

Jetzt vergleichen sich Kinder mit ihren Eltern und grenzen sich auch zum ersten Mal ab. Sie wollen anders sein, sich anders kleiden, andere Interessen verfolgen. Gleichzeitig setzen sie sich im schulischen Umfeld stark mit Personen beiderlei Geschlechts auseinander. Vor allem Mädchen haben bereits durch ihre Väter gelernt, wie sich Jungen und Männer verhalten.

Die Pubertät
In der Pubertät kann es für Väter ziemlich anstrengend werden. Mädchen testen am Vater meist zum ersten Mal ihre Wirkung auf Männer. Nicht wenige Töchter beginnen plötzlich, mit dem Vater zu kokettieren und zu flirten. Diese Signale dürfen natürlich keinesfalls missverstanden werden. Die Töchter üben im geschützten Rahmen der Vater-Kind-Beziehung den sexualisierten Umgang mit dem anderen Geschlecht. Jungen beginnen sich stark am Vater zu reiben. Sie gehen in die Konfrontation, üben Machtkämpfe. Im besten Fall ist der Vater auch Vertrauensperson. Beim Angeln oder beim Fußballspielen entstehen die ersten „Männergespräche“ – über Frauen, über das Leben an sich und über Probleme, die die Mütter nie verstehen werden.

Väter stehen in der ganzen Kindheit für die Anerkennung von Autoritäten. Wenn ein Kind ohne Vaterpräsenz aufwächst, vielleicht weil die Mutter alleinerziehend ist oder der Vater durch seinen Beruf kaum anwesend ist, fällt es ihnen im Jugend- und Erwachsenenalter schwer, Autoritäten anzuerkennen. Dies behindert sie ihr ganzes Leben: In der Ausbildung und später auch im Beruf. Die hohen Zahlen alleinerziehender Mütter und die vielen „schwachen“ Vaterfiguren sind nach Meinung vieler Erziehungsexperten mit ein Grund dafür, warum heutige Jugendliche sich so schwer tun, die Schule oder eine Ausbildung zu beenden.

Vater bleibt man ein Leben lang

Das Vatersein hört niemals auf. Immer wird der Vater im Leben seiner Kinder eine ganz besondere Rolle spielen, wie sie bereits in der Kindheit durch das dort entstandene Vater-Kind-Verhältnis festgelegt wurde. Auch im Erwachsenenalter spiegeln Väter ihren Söhnen die Welt der Männer und bieten ihren Töchtern die Möglichkeit, sich einem Mann ohne sexuelle Hintergründe zu nähern.