Verdammte Scheiße, schlaf ein

In den USA sorgte es bereits für Furore und weltweit für verständnisvolles
Kopfschütteln solidarischer Eltern. In „Verdammte Scheiße, schlaf ein“ hat der
Autor Adam Mansbach offenbar den Nerv der Zeit getroffen, zumindest aber die
Nerven schlafloser Mütter und Väter.

Man fragt sich sofort, warum nicht schon vorher entnervte Eltern auf den Gedanken
gekommen sind, den allabendlichen „Terrorismus im Kinderzimmer“ in Reimform auf-
zuschreiben und als Buch zu veröffentlichen? Denn wenn man das gerade einmal 30
Seiten dünne Büchlein gelesen hat, ist einem der Hals ganz steif - vom fortwährend
zustimmenden nicken. So gut versteht es Mansbach, dem Leiden der Eltern in ironi-
schen Versen Ausdruck zu verleihen. Ein Beispiel gefällig?

Der Wind flüstert sanft durch die Gräser.

Die Feldmaus rollt sich ganz klein.

Ich sitze hier bald eine Stunde, mein Kind.

Verdammte Scheiße. Schlaf ein.

In der pädagogisierten Debatte über Tiger-Mamas und Bücher á la „Jedes Kind kann
schlafen lernen“ ist „Verdammte scheiße, schlaf ein“ der anarchistische Beitrag. Oder anders gesagt: Wären alle Autoren pädagogischer Erziehungsbücher Mitglieder einer „Weight Watchers“ Gruppe, wäre Mansbach der, der nach dem Treffen zu McDonalds geht. Er zeigt uns, wohin unsere Gedanken driften, wenn wir unseren pädagogischen Anspruch nicht mehr durchhalten, wenn Ratschläge von Eltern und Großeltern nicht greifen, theoretisches Wissen versagt und wir zum zwanzigsten Mal „Guten Abend, Gute Nacht“ gesungen haben. Er zeigt uns, was uns in diesen Momenten wirklich durch den Kopf geht. Nur ein einziges Wort: Scheiße!

"Verdammte Scheiße, schlaf ein!" von Adam Mansbach. Dumont Verlag, 9,99
Euro