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Aber die anderen Kinder dürfen das doch auch! – Wenn Kinder Familienregeln in Frage stellen

Alle Eltern werden irgendwann mit diesem Spruch konfrontiert. Die Familienregeln werden kritisiert, als Argument werden die Vorschriften genannt, die anderen Kindern auferlegt werden. Wie verhält man sich nun? „Was andere Kinder dürfen, ist mir egal!“ -Damit wurden wir selbst als Kinder von unseren Eltern abgespeist.

Heute, in Zeiten der autoritativen Erziehung liegt es vielen Eltern am Herzen, dass Kinder verstehen, warum bestimmte Regeln gelten und warum diese und jene Grenze gesetzt ist. Also sind Erklärungen statt platter Abspeisungen angesagt. Die eigenen Erziehungsmethoden vor den Kindern zu „rechtfertigen“, ist nicht immer leicht - nichtsdestotrotz aber wichtig. Ganz nebenbei lernt Ihr Kind auch noch etwas von Ihnen: Nämlich sich mehr an sich selbst und den eigenen Lebensumständen zu orientieren als an dem, was andere tun und für richtig und wichtig halten.

 

Die ewigen Streitpunkte zwischen Eltern und Kindern

Tina darf länger draußen spielen, Sebastian hat schon mit sieben einen Gameboy gekriegt, Tobi darf schon Spiderman gucken, obwohl er erst acht ist. Diese und ähnliche Sprüche sind in den besten Familien zu finden. Meist geht es um Freiheiten und eigene Entscheidungen, die Kinder gerne treffen wollen, die von den Eltern aber noch reglementiert werden. Der oben genannte Spruch, dass es einem egal sei, wie andere es machen, ist dabei ja gar nicht so verkehrt, er reicht allerdings nicht aus, um Kindern verständlich zu machen, warum dieses oder jenes für sie noch nicht erlaubt ist. Manchmal ist es leicht, die Dinge zu erklären: So macht Tina ihre Hausaufgaben am liebsten erst am späten Nachmittag, muss also dementsprechend früh nach Hause kommen, in „Spiderman“ gibt es viel Gewalt, und man möchte nicht, dass das eigene Kind dies schon sieht. Gefallen werden Ihrem Kind derartige Erklärungen nicht, verstehen können sie die Gründe wohl. Anders sieht es aus, wenn Sie Verbote aussprechen, die Sie selbst nicht recht begründen können, bzw. bei denen es schwerfällt, sie dem Kind zu vermitteln: Warum darf Sebastian, der schon achteinhalb ist, noch keinen Gameboy haben? Warum möchten Sie nicht, dass Ihr Kind in der Abenddämmerung noch draußen im Garten spielt? Kommen Sie ins Stottern oder in Erklärungsnot, wenn Ihr Kind sie mit Ihren eigenen Erziehungsgrundsätzen konfrontiert, sollten Sie anfangen, nachzudenken.

Welche Grenzen müssen sein?

Darf Ihr Sohn mit acht wirklich noch keinen Gameboy haben? Warum nicht? Lehnen Sie selbst Computerspiele für Ihr Kind ab? Wenn das so ist, sollten Sie ihm altersgerecht erklären können, wieso. Dennoch sollten Sie überlegen, ob dieses Spielgerät - natürlich im richtigen Maße verwendet - wirklich schadet. Kommen Sie nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss, dass das eigentlich nicht der Fall ist, können Sie ein derartiges Verbot ruhig auch wieder aufheben, vorausgesetzt, Ihr Kind hält sich an die dafür getroffenen Vereinbarungen.

Auf die Einhaltung der Regeln, die Ihnen wirklich wichtig sind, sollten Sie allerdings bestehen. Sie wohnen an einer belebten Verkehrsstraße? Dann darf Ihr Sechsjähriger noch nicht mit dem Fahrrad zur Schule oder zu seinem Freund fahren, wenn Sie es als gefährlich einschätzen. Ihr Kind ist morgens total unausgeschlafen, wenn es nach 20:30 Uhr ins Bett geht und am nächsten Tag in die Schule muss? Dann gehört auch diese Regel zu denen, die außer in ganz besonderen Fällen, eingehalten werden müssen. Andersherum ist es unsinnig, ein Kind bereits um halb acht abends ins Bett zu schicken, wenn es dann ohnehin noch eine Stunde braucht, um einzuschlafen. Als Faustregel gilt: Regeln müssen sein, aber sie müssen auch Sinn machen. Ob das der Fall ist, stellen Sie am schnellsten dann fest, wenn Ihr Kind sie in Frage stellt.

Wann darf man nachgeben?

Entscheidend ist, dass Sie richtig zuhören. Macht Ihr Kind konstruktive Lösungsvorschläge, zum Beispiel wenn es darum geht, ob es abends noch mit dem Fahrrad vom besten Kumpel nach Hause fahren darf, hören Sie zu und bleiben Sie offen. Hat Ihr Nachwuchs gute Argumente, dann sollten Sie sich davor nicht verschließen. Vor allem ältere Kinder haben oft wirklich gute Gründe, warum Regeln, die vielleicht schon vor einigen Jahren aufgestellt wurden, keinen Sinn mehr ergeben. Seien Sie also nicht stur! Sie tun sich selbst und Ihrem Kind einen Gefallen, wenn Sie ihm zeigen, dass Sie es respektieren und Wert auf seine Meinung legen.