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Vertrauen und Struktur - Grundlage für ein gehorsames Kind

Alle Eltern wollen es, viele können es nicht zugeben: Unsere Kinder sollen uns gehorchen. Doch wie erreicht man dieses Ziel und lässt seinen Kindern gleichzeitig die erforderliche Freiheit, die sie brauchen, um sich frei und selbstständig zu entwickeln?

Der Begriff „Gehorsam“ weckt in uns zwiespältige Gefühle, ist teilweise sogar negativ besetzt. Unsere Gesellschaft ist so liberal geworden, dass die Forderung nach kindlichem Gehorsam fast ein Tabuthema ist. Dennoch sind unerzogene Kinder, die ihren Eltern nicht gehorchen, ein riesengroßes Erziehungsproblem.

 

Der Unterschied zwischen streng und konsequent

Wir Eltern wollen heute nicht mehr so streng zu unseren Kindern sein, wie unsere eigenen Eltern es zu uns häufig noch waren. Autoritäre Erziehung ist out, wir wissen, wie wichtig es ist, dass unsere Kinder sich frei entfalten können. Die Kehrseite der Medaille scheint in vielen Familien zu sein, dass die Kinder machen was sie wollen, das Wort der Eltern hat kaum noch Gewicht. Darunter leiden alle: Die Eltern-Kind-Beziehung und vor allem auch die soziale Entwicklung des Kindes. Dabei gilt es, das richtige Maß an Konsequenz aufzubringen, damit ein Kind sich geliebt und trotzdem verstanden fühlt. Wo die Strenge strikte und für die Kinder unverständliche Regeln aufstellt, deren Nichtbefolgen Strafe nach sich zieht, besteht die Konsequenz auf einmal gesetzten Regeln, die dem Kind verständlich erklärt wurden. Ein Brechen dieser Regeln hat keine drakonische Strafe, sondern eine logische Sanktion zur Folge: Fernsehen ist nicht erlaubt, bevor nicht die wichtigeren Hausaufgaben erledigt sind. Handlung, bzw. Nichthandlung und die darauf folgende Konsequenz sind logisch und verletzen nicht die Würde des Kindes. Es findet keine Demütigung statt, das Kind wusste vorher, was geschieht, wenn es die Regeln nicht befolgt. Aus dieser Konsequenz entsteht Vertrauen – nämlich darauf, dass sich die Eltern verständlich und nachvollziehbar verhalten.

Kinder brauchen Klarheit

Kinder wollen wissen, woran sie sind. Sie schätzen Überraschungen – mal abgesehen von Belohnungen und Geschenken – meist nicht besonders. Ein Kind will sich sicher sein: Wenn ich etwas Bestimmtes tue, dann hat das immer die gleiche Folge. Aus dieser Gewissheit bildet sich Sicherheit und Vertrauen und das Kind kann sich auf das konzentrieren, was seine eigentliche Aufgabe ist, nämlich das Leben kennenzulernen und sich weiterzuentwickeln. Dazu gehört auch die Orientierung an den Eltern. Auch hier ist Verlässlichkeit und Vertrauen der Schlüssel. Darüber hinaus müssen für Kinder äußere und innere Wahrheit übereinstimmen. Erlauben Eltern ihrem Kind etwas, drücken aber durch Körpersprache und Ausstrahlung aus, dass es ihnen eigentlich nicht recht sind, wird das Kind verunsichert. Die Folge ist, dass es testet, welche Wahrnehmung nun eigentlich Gültigkeit hat: Das was die Eltern sagen oder das, was sie ausstrahlen. Sie wollen eine authentische Reaktion provozieren.

Struktur gibt Halt

Auch wenn ein Kind renitent wirkt und sich immer wieder gegen die vorhandenen Grenzen auflehnt, empfindet es diese doch als wichtigen Anhaltspunkt und letztendlich auch als positive Zuwendung. Wenn Kinder die Regeln brechen und immer wieder auf die elterliche Konsequenz stoßen, lernen sie: Meine Eltern sind stark und ihnen ist wichtig, was ich tue und wie es mir geht. Das schafft Sicherheit und Geborgenheit. Dies gilt ebenso für einen geregelten und strukturierten Tagesablauf. Je kleiner Kinder sind, umso wichtiger ist dies. Eine klare Tagesaufteilung gibt Halt und die Freiheit, sich auf die eigene Entwicklung zu konzentrieren.

Welche Grenzen gesetzt werden, entscheiden die Eltern

Um das Kind in einen verlässlichen Rahmen einzubinden, sind Regeln unumgänglich. Wichtig dabei ist, sich hier nach den eigenen Bedürfnissen zu richten. Was stört mich persönlich? Ist die relevante Frage. Danach sollten Sie einmal Ihren Tagesablauf und Ihr Verhalten analysieren und die Punkte herausfinden, wo fehlende Grenzen das Leben schwer machen. Immer sollten Sie aber bedenken, dass Sie nur auf die Regeln authentisch bestehen können, die Ihnen selber einleuchten und Ihnen wichtig sind. Machen Sie sich auch bewusst, an welchen Stellen Sie immer wieder verärgert sind, weil Sie dem Kind etwas erlauben, obwohl es Ihnen eigentlich gar nicht gefällt, was es tut.

Wenn ein Kind in ein sicheres Umfeld eingebunden ist und den Entscheidungen seiner Eltern zu vertrauen gelernt hat, ergibt sich der Gehorsam ganz von selbst. Denn alle Gründe für Ungehorsam wie Unsicherheit über Ver- oder Gebote, Unklarheit über das Verhalten der Eltern oder Zweifel an deren Kompetenz sind dann unnötig. Dies heißt nun nicht, dass ein Kind zum dressierten Hündchen wird. Es erkennt die elterliche Autorität an, da die Eltern sich dementsprechend benehmen: Nämlich klar, berechenbar und konsequent.