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Grenzen setzen – Konsequenz in der Erziehung

Konsequenz ist einer der am meisten strapazierten Begriffe in der Erziehung und wird nur allzu oft mit Strenge verwechselt. Konsequent sein ist wichtig, dass wissen alle Eltern. Aber was ist Konsequenz eigentlich genau? Und warum ist sie so wichtig?

Konsequente Erziehung ist ein fließender Prozess. Es bedeutet keinesfalls, dass einmal gesetzte Grenzen für immer und ewig gelten und starr beachtet werden, sondern dass die Grenzen ständig an den Entwicklungsstand des Kindes angepasst werden, dann aber auch wieder durchgesetzt und eingehalten werden – allerdings nur, wenn sie Sinn machen. Gerade diese Flexibilität fällt vielen Eltern schwer. Denn konsequente Erziehung bedeutet ständige Aufmerksamkeit.

 

Was ist Konsequenz?

Als Erwachsene kennen wir den Grundsatz, dass jedes Handeln Folgen nach sich zieht, man könnte auch sagen, Konsequenzen. Kinder müssen dieses Gesetz, das für alle Lebensbereiche gilt, erst lernen: Wenn ich die Hand auf die Herdplatte lege, ist Schmerz und eine Brandblase die Konsequenz, wenn ich ins Wasser springe, werde ich nass, wenn ich mein Zimmer nicht aufräume, darf ich nicht fernsehen. Für Kinder haben erst einmal alle Folgen ihres Handelns die gleiche Wertigkeit. Zu Konsequenz und gelernten Erfahrungen kommt es, wenn Folgen schmerzhaft oder verstörend sind oder wenn auf eine Handlung hin immer das gleiche passiert.

Damit der Zusammenhang zwischen Handlung und Konsequenz in der Erziehung für das Kind deutlich wird, ist es wichtig, dass Eltern sich eindeutig benehmen. Dazu gehören klare Regeln und deren Einhaltung. Je einfacher die Regeln sind und je konsequenter die Eltern auf deren Einhaltung bestehen, desto schneller wird das Kind lernen. Eine bestimmte Handlung hat eine definierte Folge. Besonders wichtig dabei ist, dass die Konsequenz auch logisch ist. Wenn ein Kind zum Beispiel auf dem Küchentisch ohne Unterlage malt und der Tisch Farbe abbekommt, muss es zumindest mithelfen, die Tischplatte wieder sauber zu schrubben. Es muss die Konsequenzen für sein Handeln tragen.

Konsequent, aber nicht stur

Konsequenz sollte nicht mit Strenge oder Unnachgiebigkeit verwechselt werden. Ihr Kind bringt logische und gewichtige Argumente vor, warum eine bestimmte Grenze keinen Sinn ergibt? Dann lenken Sie ein und besprechen Sie mit Ihrem Kind neue Grenzen.

Ihr Kind ist krank? Natürlich darf es dann wieder bei Mama und Papa in der Besucherritze schlafen, damit es sich einfach besser fühlt. Hat das Kind Geburtstag, gibt es mehr Süßigkeiten als sonst und an Silvester kann man die Schlafenszeiten auch schon mal nach hinten ausdehnen.

Kinder sind schlau genug, um zwischen Ausnahmen und der geduldeten Grenzübertretung, also der Inkonsequenz zu unterscheiden.

Grenzen klar definieren

Dass Kinder klare Grenzen brauchen, ist bekannt. Aber auch für die Eltern ist es wichtig, die gesetzten Grenzen für sich deutlich zu definieren. Dazu gehört auch die Festlegung der Folgen, die eine Grenzüberschreitung hat – diese müssen realistisch sein und dann auch durchgesetzt werden. Wenn Eltern aus der Wut heraus unsinnige Verbote aussprechen („du hast jetzt eine Woche Hausarrest“; „dafür bekommst du ein Jahr Fernsehverbot“ usw.) machen sie sich unglaubwürdig und provozieren ihr Kind nur zu verstärktem Experimentieren mit der Dehnbarkeit der Grenzen. Sehr wichtig ist, dass Kinder nur dann zur Verantwortung gezogen werden, wenn eine vorher festgelegte Grenze überschritten wurde. Das Kind muss ganz genau wissen, dass es etwas Unangemessenes tut.

Folgerichtige Konsequenzen – nicht immer leicht zu finden

In vielen Fällen ziehen Fehlhandlungen des Kindes fast automatisch logische Konsequenzen nach sich. Ein Kind, das das Zimmer mit Papierschnipseln vom Ausschneiden übersät, muss sie mit dem Staubsauger wegsaugen, wenn das Ausschneiden gegen eine Regel verstößt. Sind die Hausaufgaben nicht gemacht, kann es nicht Fernsehen oder zum Spielen rausgehen. Es gibt allerdings auch Fälle, da sind logische, direkt auf die Grenzübertretung folgende Konsequenzen kaum festzulegen: Dann, wenn Geschwister streiten, wenn das Haustier geärgert wird, wenn der Müll nicht runtergebracht ist. Die gängige Methode ist es dann meist, das Kind wegzuschicken, man spricht hier von der sogenannten „Auszeit“. Keine leichte Aufgabe für Eltern, das auch durchzusetzen, meist wird der Familiensegen dadurch empfindlich gestört. Allerdings ist diese Methode allemal besser als das Kind zu bestrafen, indem man ihm etwas verwehrt, was es gerne mag. Konsequenzen, die daraus bestehen, dass das Kind nicht zum geliebten Fußballtraining darf oder dass der Kinobesuch mit der besten Freundin gestrichen wird, empfindet es als blanke Ungerechtigkeit und als das, was es ist: Eine Machtdemonstration der Eltern, die besagt: „Ich bin stärker als du, ich kann willkürlich über dich bestimmen“. Die Folgen dieser Gefühle sind meist Heimlichkeit und ein Vertrauensverlust. Das Kind versucht Fehler zu vertuschen, um nicht bestraft zu werden.

Grenzen durchsetzen

Erzieherische Grenzen durchzusetzen ist nicht immer leicht, vor allem wenn das Kind keinerlei Anstalten macht, zu kooperieren. Um dennoch zu zeigen, dass man auf die Einhaltung von Regeln besteht, haben sich folgende Maßnahmen bewährt:

  • Machen Sie sich selbst bewusst, dass Sie das Kind nicht bitten, sondern eine Forderung stellen, die es erfüllen muss.
  • Formulieren Sie Ihre Forderung als solche und beginnen Sie den Satz mit „Ich möchte, dass du … .“
  • Wenn Ihr Kind sich weigert, zu gehorchen, dann wiederholen Sie das, was Sie von ihm verlangen, möglichst ruhig – diskutiert wird jetzt nicht.
  • Überwachen Sie, dass Ihr Kind die Anweisung auch befolgt. Wenn es das getan hat, sollten Sie dies mit einem sparsamen Lob („Gut gemacht“) quittieren.
  • Vermeiden Sie es, nachtragend zu sein. Wenn Sie sich durchgesetzt haben, gibt es keinen Grund mehr, sich über Ihr Kind zu ärgern.

Legen Sie immer das Augenmerk auf die guten Eigenschaften des Kindes, nicht auf seine Fehler. Dauernde Kritik macht Kinder je nach Temperament entweder bockig oder führt zu Komplexen und Resignation. Ein harmonisches Familienleben mit sinnvollen Grenzen erreicht man durch Liebe, Lob und Konsequenz im richtigen Verhältnis.