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Wagen Sie Ihren ganz persönlichen Erziehungsstil!

Die Bücherregale stehen voll von Erziehungsratgebern, die Supernanny im Fernsehen macht es uns vor und in Kindergarten und Schule erhalten wir ebenfalls zahlreiche Tipps und Ratschläge wie ein Kind zu erziehen ist. Mit all den pädagogischen Höhenflügen im Kopf bekommt man nur allzu leicht ein schlechtes Gewissen.

Wir selbst und die Gesellschaft haben heute hohe Ansprüche an die Erziehung unserer Kinder. Liebevolle Konsequenz ist das oberste Gebot, die Vorbildfunktion sowieso und der autoritative Erziehungsstil ist überhaupt das Nonplusultra. Allzu leicht wird dabei vergessen, dass die Art und Weise, mit der wir unsere Kinder erziehen, zu uns, zu unseren Kindern und zum ganzen Lebensumfeld passen müssen.

 

Erziehungsregeln unter die Lupe genommen

Sie haben schon fast alle Erziehungsratgeber gelesen und alle relevanten Internetseiten durchforscht, weil Sie bei Ihrem Kind möglichst alles richtig machen wollen? Dann wird Ihnen der Kopf schwirren und Sie werden sich wahrscheinlich fragen, wie um Himmels willen ein normaler Mensch all diese pädagogisch wertvollen Tipps umsetzen soll. Natürlich müssen alle Kinder gleich behandelt werden und selbstverständlich muss man immer konsequent sein, Sie dürfen nie die Beherrschung verlieren, stets als gutes Beispiel dienen und natürlich nie im Beisein Ihrer Kinder streiten. Diese und viele andere Ratschläge mehr werden uns Eltern um die Ohren gehauen – halten wir uns nicht daran, dann blüht unseren Kindern Schlimmes: Sie werden unangepasste, unsoziale Rüpel, die sich im Berufsleben nicht durchsetzen können und unfähig sind, eine gleichberechtigte stabile Partnerschaft einzugehen.

Wenn Sie einmal bei dieser Auffassung angelangt sind, sollten Sie alle Ratgeber beiseiteschieben und sich wieder auf Ihr Gefühl konzentrieren. Denn Ihr Kind ist so individuell wie Sie selbst und nicht jede Erziehungsregel lässt sich wie eine Schablone auf jedes Kind packen. Haben Sie den Mut, Ihren eigenen Stil zu finden, auf Ihren gesunden Menschenverstand zu hören und – bei aller Berücksichtigung der pädagogischen Empfehlungen – Ihren eigenen Weg zusammen mit dem Kind zu gehen.

Konsequenz um jeden Preis?

Konsequenz ist für Kinder wichtig, das wissen wir alle. Sie brauchen einen klaren Rahmen und verlässliche Eltern, die sich in ähnlichen Situationen auch wieder ähnlich verhalten. Leider kann konsequentes Verhalten der Eltern leicht in starres Beharren auf einmal gesetzte Regeln ausarten. Diese müssen aber ständig angepasst und überprüft werden – und manchmal, wenn ein Kind Geburtstag hat, krank ist oder sich unglücklich fühlt, sind genau die inkonsequenten Ausnahmen das, was es braucht. Umgekehrt haben wir selbst schlechte Tage, an denen einfach die Kraft und Energie fehlt, konsequent zu sein. Dann ist es definitiv leichter, da nachzugeben, wo man sonst immer hart bleibt oder lange Diskussionen führt. Ohnehin lebt es sich deutlich leichter, wenn es möglichst wenig Regeln gibt, diese jedoch dann so konsequent wie möglich durchgesetzt werden. Stellen Sie außerdem nur Regeln auf, die Ihnen selbst wichtig sind, diese werden Sie dann auch leichter und überzeugender durchsetzen können. Wenn es Sie zum Beispiel nicht stört, dass Ihr (kleines) Kind mit dem Strohhalm Blubberblasen im Apfelsaft macht, dann gibt es keinen Grund, ihm das zu verbieten – Sie müssen keine Angst haben, dass es sich als Vierzigjähriger immer noch blubbernd im Restaurant an den Tisch setzt, denn Kinder lernen durchaus auch anders als durch die Regeln der Eltern.

Gute Eltern – Gute Kinder

Kinder ahmen Ihre Eltern nach. Die Funktion als Vorbild ist in der Tat eine große Verantwortung. Allen Erziehungsratgebern zum Trotz, in denen immer wieder auf die Wichtigkeit von Vorbildern hingewiesen wird, gehen Kinder früh ihre eigenen Wege und suchen sich auch ihre Vorbilder selbst aus. Zusätzlich spielt auch das Temperament eine Rolle. Wenn Sie selbst und Ihre Partnerin ein aktiver und kontaktfreudiger Mensch sind, Ihr Kind aber eher zurückhaltend und introvertiert, wird noch so viel Vorbild Ihr Kind nicht zu einem anderen Menschen machen. Akzeptieren Sie diese Tatsache und machen Sie sich nicht allzu viele Gedanken, wenn Sie sich selbst einmal „unkorrekt“ verhalten. Trauen Sie Ihrem Kind zu, sich ein eigenes Urteil zu bilden und sich selbst auszusuchen, welche Wege es gehen will.
Es gibt viele Regeln, die einmal auf den Prüfstand gehören. Legen Sie die eigene Messlatte nicht zu hoch an und bleiben Sie menschlich unvollkommen, auch und vor allem gerade bei der Erziehung Ihres Kindes.

Büchertipp: Mut zum eigenen Erziehungsstil