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Das 30-Tage-Experiment – Allein zu Haus mit Kindern

30 Tage lang habe ich meinen Arbeitsplatz gegen den heimischen Herd eingetauscht und war von früh bis spät für den Haushalt und die Kinderbetreuung zuständig. Dabei ging es für mich nicht darum, ob ich in der Lage bin, diese Aufgabe zu bewältigen, sondern wie ich dies umsetzen würde. Vor allem aber interessierte mich die Frage: Ist die Arbeit als Hausmann wirklich vergleichbar mit einem „richtigen“ Job?

Meine Frau ist selbstständige Mediendesignerin und bekam ein größeres Projekt übertragen, das möglichst schnell bearbeitet werden sollte. Während sie ihre Arbeit sonst meist am Abend oder in den Ruhezeiten meines Sohnes erledigt und sich sonst den ganzen Tag um die Kinder und die Hausarbeit kümmert, war dies aufgrund des immensen Arbeitsaufwandes diesmal zeitlich nicht realisierbar.
So einigten wir uns auf einen Rollentausch. Für einen ganzen Monat würde ich die Kinder und die Hausarbeit übernehmen, während sie sich ganz auf ihr Projekt konzentrieren konnte. Von nun an war ich also die „Hausfrau“, verantwortlich für das Wohlergehen meiner 6jährigen Tochter, meines knapp 2jährigen Sohnes und unseres Hundes.
Meine Tochter ist (Gott sei Dank!) schon ein Schulkind und als solches bereits sehr selbstständig. Da sie bis zum frühen Nachmittag in der Schule weilt, richtete sich meine Hauptaufmerksamkeit auf meinen Sohn Maximilian, der noch nicht die Kinderkrippe besucht und auf das leidige Thema „Haushalt“.

 

Das bißchen Haushalt ...

Die folgenden Tage und Wochen waren geprägt von einem doch eher immer wiederkehrenden Tagesablauf:

Aufstehen um 6.30 Uhr, wecken der Kinder, Frühstück machen, Pausenbrote schmieren. Und nachdem ich meine Tochter der öffentlichen Lehranstalt übergeben hatte, erledigte ich alles, was anstand: Einkaufen, Wäsche waschen, putzen und so weiter. Nur das Bügeln hat weiterhin meine Frau übernommen, weil ich das nicht kann. Oder besser gesagt, nicht können möchte. Ich hasse bügeln!

Das eigentliche Kunststück war für mich jedoch nicht die Haushaltsführung oder die Kinderbetreuung, sondern beide Dinge so geschickt miteinander zu verbinden, das nichts davon vernachlässigt wurde. Das Spielen mit meinem Sohn hatte zwar absoluten Vorrang, dennoch mussten all die anderen kleinen und großen Dinge auch erledigt werden. Hier war Einfallsreichtum gefragt.

So diente unser Staubsauger nicht nur als Reinigungsgerät, sondern war zeitgleich auch das „Pferd“ meines Sohnes. Auch beim Aufhängen der Wäsche ging er mir hilfreich zur Hand-Versteckspielen inklusive. Auf die Art und Weise konnte ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und so ließ ich mir noch verschiedene andere Sachen einfallen, um meinen Sohn in die Hausarbeit mit einzubinden. Natürlich dauerten meine häuslichen Pflichten dem entsprechend länger, aber so manches glückliche Lachen meines Sohnes wog das alles wieder auf.

 

Erzieherische Erfolge

Auch die kleinen erzieherischen Erfolge erfüllten mich mit Stolz. Mein Sohn zum Beispiel, der dem täglichen Zähne putzen doch immer recht ablehnend gegenüberstand, hat nun überhaupt kein Problem mehr damit.

Nachmittags verbrachte ich die Zeit mit meinen Kindern meist auf dem Spielplatz, wenn es das Wetter zuließ. Und so verging die Zeit bis zum Abendbrot wie im Fluge.

Ja, man könnte sagen, ich hatte alles im Griff. Die Wohnung war immer tipptop aufgeräumt und ich erwies mich als wahrer Weltmeister im Wäsche waschen. So gelang es mir, den Wäscheberg, der sich in knapp einem Monat davor angesammelt hatte, quasi auf null zu reduzieren. Als ich meiner Frau ganz stolz mein Werk präsentierte (und ein wenig Lob erwartete) bekam ich Folgendes zu hören:
„Dir ist aber schon bewusst, dass ich das alles dann auch bügeln muss, oder?“ 
Tja, was sollte ich darauf sagen?
Ich möchte Sie, liebe Leserinnen und Leser nicht mit weiteren Details langweilen. Nur soviel: Es waren ausgefüllte Tage, die mir (überraschenderweise) kaum eine Pause ließen. Eigentlich gar keine. Mein geliebtes Notebook konnte ich zum Beispiel erst am späten Abend wieder in die Arme schließen. Nachdem ich meine Frau begrüßt hatte, versteht sich.

 

Ein Gefühl der Unzufriedenheit

Auch wenn die Haushaltsführung und Kinderbetreuung für mich kein Problem darstellte, so beschlich mich, langsam aber sicher, ein Gefühl der Unzufriedenheit. Auf der einen Seite genoss ich zwar die viele freie Zeit mit meinen Kindern, die ich als ungeheuer intensiv und bereichernd empfand.

Doch auf der anderen Seite vermisste ich meinen Job, das Geld verdienen und damit etwas „Greifbares“ für die Familie zu tun. Vielleicht war es auch die fehlende Bestätigung.

Ich denke, das klassische Ego des Mannes braucht Bestätigung: Gut gemacht, großer Jäger! Siehst Du, Mathilde? Er hat ganz allein einen Löwen erlegt! Wow! Mein Mann! Was für ein Kerl!
So was baut auf. Aber das häusliche Großwild beschränkt sich bestenfalls auf die Spinne an der Wand oder eine verirrte Biene im Zimmer. Keine Heldentaten sind die zwangsläufige Folge und die Bestätigung bleibt leider aus.
Der moderne Hausmann von heute erlegt keine wilden Tiere mehr. Nein, er legt maximal Wäsche zusammen, die er vorher unter mühsamem Entziffern des Waschzettels der Waschmaschine zugeführt hat. Und wenn er denn mal auf die Jagd geht, dann sind das bestenfalls die sonntäglichen Schnäppchen auf eBay, die seine Urinstinkte wecken.


Aber, zurück zu meiner anfänglichen Frage:

Ist die Rolle des Vollzeit-Hausmanns nun vergleichbar mit einem „richtigen Job“?


Hier gehts zu Teil 2

 

 

Der Autor:
Daniel Polzer arbeitet als freiberuflicher Texter und Werbetexter.
Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern lebt er in Leipzig.