Verantwortung. Das ist ein großes Wort. Wir begegnen ihm in tausend unterschiedlichen Situationen unseres Lebens. Eine ganz besondere Form der Verantwortung ist jedoch die gegenüber unseren Kindern. Wohl jeder kennt die Weisheit „Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geliehen“. Sie macht deutlich, wie groß die Verantwortung ist, die wir gegenüber unseren Kindern haben. Gleichzeitig beginnt die jedoch an ganz anderen Stellen, die viel profaner zu sein scheinen.
Väter und ihre Verantwortung gegenüber ihrem Kind
Das Kind muss einen Namen haben. Modern sind Doppelnamen. Mit der Verantwortung ist es ähnlich. Sie heißt nicht nur so, sondern bekommt gleich noch vier Zunamen. Experten unterteilen Verantwortung für das Kind in vier Kategorien:
- Körperliche Verantwortung
- Soziale Verantwortung
- Seelisch-spirituelle Verantwortung
- Geistige Verantwortung
Man spricht auch von den sogenannten Bedürfnisbereichen. Werfen wir einmal einen etwas genaueren Blick auf die vier Bereiche der Verantwortung.
Die körperliche Verantwortung
Das klingt wie eine Selbstverständlichkeit. Ist es auch, dennoch gibt es Kinder, denen es an den grundlegenden Dingen fehlt. Mit der körperlichen Verantwortung ist im Übrigen auch die materielle gemeint. Kinder brauchen Kleidung, sie müssen vernünftig ernährt und gekleidet werden. Aber auch Spielsachen sind wichtig, die Möglichkeit, Sport zu treiben oder aber, an Schulausflügen teilzunehmen. Hier wird es bereits weniger selbstverständlich, denn allein die finanziellen Rahmenbedingungen spielen dabei eine große Rolle. Familien, die nur wenig Geld haben, geraten oft in Schieflage, wenn es darum geht, einen Ausflug oder gar eine Klassenreise zu bezahlen. Hier prallt Verantwortungsgefühl auf harte Realität, denn Kinder, die in der Schule dadurch auffallen, dass sie sich Dinge nicht leisten können, geraten schnell „unter die Räder“, sie werden von anderen Kindern ausgegrenzt. Zur elterlichen Verantwortung gehört daher unter Umständen auch, sich finanzielle Hilfe und Unterstützung zu holen, wenn die Möglichkeit besteht. Das klingt leichter, als es ist, denn häufig ist es der Stolz der Eltern – und ganz besonders der Väter - und der Anspruch, keine Almosen zu erhalten, der sie an dieser Inanspruchnahme von Hilfe hindert. Verantwortung bedeutet hier, über den eigenen Schatten zu springen, denn es geht primär ums Kind.
Die soziale Verantwortung
Der Mensch lebt auch durch seine Umgebung. Er ist geprägt von sozialen Kontakten, sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Zur Verantwortung von Vätern gehört es daher auch, den Kindern das Prinzip der Gemeinschaft klarzumachen und zu lehren, wie wichtig zwischenmenschliche Kontakte sind. Dazu gehört auch Rücksichtnahme, die das Kind lernen muss und Rücksichtnahme, die Eltern lernen müssen. Freunde von Kindern sollten willkommen sein im eigenen Hause, Geburtstag-Partys sollten nicht nur erlaubt sein, sondern auch in einem Rahmen gewisser Freiheit stattfinden können. Natürlich brauchen Kinder Beaufsichtigung, aber eben auch Freiräume, in denen sie sich bewegen können. Dabei geht es um zweierlei:
1. Väter sollten sich in Zurückhaltung üben, wenn Kinder oder Jugendliche unter sich sein wollen. Dieses Bedürfnis ist völlig normal, als Vater den „Kumpel“ zu spielen und sich zum Kreis des Nachwuchses zu gesellen, wird von diesem oft nur als „voll peinlich“ empfunden.
2. Andererseits geht es darum, Kinder in die Gespräche von Erwachsenen mit einzubeziehen, ihnen deutlich zu machen, dass sie etwas zu sagen haben und an Gesprächen als vollwertiger Partner (keinesfalls als „Lachnummer“!) teilzunehmen.
Seelisch-spirituelle Verantwortung
Wir alle fragen uns zuweilen nach dem Sinn des Lebens. Kinder lernen von Erwachsenen, sie kopieren zum Teil, oft orientieren sie sich auch an ihren Eltern. Die Frage nach dem Sinn des Lebens muss natürlich altersgerecht aufgebaut sein und darf das Kind nicht überfordern. Wie schon eben erwähnt, gehört aber das Einbeziehen des Kindes in seelisch-spirituelle Themen mit zur Verantwortung, die Väter haben. Besonders heikel kann es werden, wenn Väter selbst eine bestimmte Religion bevorzugen. Im besten Fall wird dem Kind die Möglichkeit gegeben, sich mit dieser Religion zu befassen, sich mit ihr anzufreunden. Andererseits aber ist es von größter Bedeutung, dass die Entscheidung für oder gegen die religiöse Ausrichtung der Eltern vom Kind selbst getroffen wird, wenn es reif genug dafür ist. Diese Form der Verantwortung stellt Eltern und – je nach Religion – insbesondere Väter häufig vor große Herausforderungen.
Geistige Verantwortung
Die Schule hat eine große und wichtige Aufgabe, wenn es um die geistigen Fähigkeiten von Kindern geht. Doch sie deckt längst nicht alle Lebensbereiche ab. Der Kernpunkt der geistigen Verantwortung von Eltern und Vätern ist, beim Kind die Fähigkeit auszubilden, ein eigenständiges und selbständiges Leben zu führen. Hier spielen Väter eine besondere Rolle, weil sie die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau vorleben. Zu einem eigenständigen Leben gehört auch das Putzen, das Waschen der Wäsche, und zwar nicht nur durch Frauen getätigt, sondern von beiden Geschlechtern gleichermaßen. Wenn der Vater ausschließlich für das Fußballspielen, Radfahren oder Spielen mit technischem Spielzeug zuständig ist und die Mutter den kompletten Haushalt übernimmt, entsteht bei Kindern das Bild, dass Mütter immer diese Aufgaben übernehmen und Väter damit nichts zu tun haben. Im Übrigen entsteht dieses Bild auch heute noch sehr oft bei Kindern und wird weiter getragen in die nächste Generation - weil diese klassische Rollenverteilung in vielen Haushalten nach wie vor gelebt wird. Verantwortungsvoller gegenüber den Kindern und sich selbst wäre ein anderer Umgang miteinander, eine andere Rollenverteilung. Aber das steht auf einem anderen, zusätzlichen Blatt der Verantwortung.