Paul Preibisch´s erstes Punktspieltor

Die Stadt, sie schläft fast noch an diesem Samstagmorgen,

und für so manchen ist noch Nacht.

Da hört man von der Hellerhöhe Kinderrufen,

es tobt die Fußball-Abwehrschlacht.

 

Denn auf dem grünen Rasen mit den Toren

sind heut zu Gast, die SSV Turbine F-Junioren,

´ne aufgeweckte Knabenschar,

so grade sechs und sieben Jahr.

Die heimischen Fortuna Spieler aber scheinen größer, 

da sind wohl einige schon acht,

und daraus wächst, und deutlich ist`s am Spiel zu sehen, 

der Fortunen Übermacht.

 

Es ist ein munter Scheibenschießen und immer auf das gleiche Tor,

und alles wuselt nur im Strafraum der Turbinen.

Nur ein Kind steht ein Stück davor.

Es ist vom SSV Paul Preibisch sieben,

der heut als einz´ger Stürmer rennt.

Der soll da warten, und kommt der Ball, dann soll er laufen,

„Entlastung“ dies der Trainer nennt.

 

Aber der Paul, der steht da scheinbar nur alleine,

zwei Abwehrspieler der Fortuna halten Wacht.

Doch geben sie dem Kleinen ruhig ein wenig Vorsprung, 

denn er ist sieben, sie schon acht.

 

Der Torwart der Turbinen kann so manchen Ball parieren 

und viele gehen auch vorbei.

Jedoch unmöglich alles abzuwähren und so steht es schnell Null zu Zwei.

 

Dann lauter Jubel ist zu hören, von den Fortuna-Eltern-Chören,

und auch gibt`s hin und wieder leises Stöhnen.

Die Väter der Turbine leiden still mit ihren Söhnen.

 

Erst letzten Samstag, hatte schon ein Null-Zehn gegen Blau Weiß Zschachwitz

den kleinen Seelen übel mitgespielt.

Das ist doch so kein Fußballspielen, das ist am Spaß vorbeigezielt.

Und auch diese Woche scheint es wieder eine solche Übermacht. 

Allein an Körpergröße fehlt es den Turbinen,

Mensch, das wird wieder Tränen geben, gute Nacht.

 

Und in diesen Haufen Ohnmacht und Verzweiflung, Leiden, 

bellt nun noch des Trainers Stimme,

der fluchend steht und spuckt dabei,

dass man den Ball mal endlich! aus den Strafraum dresche 

und außerdem noch:

„Paul steht frei!“

 

Und wie ein Wunder kommt, ein Pressschlag ist’s gewesen,

die Kugel aus dem Spielerpulk und wird vom Paule aufgelesen.

Die Abwehrrecken sehen`s, drehen sich und rennen schon,

jetzt muss er laufen

„Lauf mein Sohn!“

 

Und Paule rennt, was seine Füße geben,

so schnell als ging es um sein Leben.

Und führt dabei den Ball im Lauf,

die Abwehrspieler holen auf.

 

Sie kommen näher, näher, näher,

der Vorsprung schmilzt, auf eine Kleinigkeit.

Doch Paul, der kann lange noch nicht schießen,

denn dafür ist es noch zu weit.

 

Und schon von links und rechts bedrängen ihn die beiden,

als noch ein Dritter von der Seite kommt heran,

dem Paul, den Weg nun gänzlich abzuschneiden.

So scheint`s, die Chance ist gleich vertan.

Und als ob so nicht schon genug

 der Spieler um die Wette hasten,

kommt noch der Torwart aus dem Kasten

und stellt den Weg nach vorne zu.

 

Und hat dadurch, auf diese Weise,

den der Fortuna Spieler Kreise,

um den Stürmer ganz geschlossen.

 

Da geh`n die Blicke plötzlich anderswo,

denn Paul hat grad noch so geschossen…

 

in seinen Augen, funkelt Leben lichterloh,

 

und durch das Drängen, fast im Fallen,

streckt Paul die Fäuste himmelwärts

und als der Ball das Tor getroffen

da bersten Stimme, Blick und Herz.

 

Der Trainer und die Handvoll Väter,

sie springen, jubeln, schreien „TOR“

und kommen zufälligen Passanten

wohl wie ein paar Betrunk´ne vor.

 

 

Das Spiel am Ende, ging mit 1:2 verloren,

aber Verlierer man vergeblich sucht.

Sogar der Trainer ist am Grinsen,

der eben noch so schlimm geflucht.

In den Gesichtern aller Kinder, Eltern, Trainer, Ballgenossen

ist eine Wahrheit nur zu lesen:

„Turbine hat ein Tor geschossen“.

 

Und so drängt Paul sich durch den Regen

aus Schulterklopfern der Kollegen

und tritt vor seinen Vater hin.

Der streichelt seinem Sohn den Kopf,

und ganz versunken ist sein Sinn…

 

„…Wie wunderbar dies Kind gelungen, 

wie arm wär` man, hätte man keins.

Doch kommt mir eins, auf einmal vor, ein bisschen wenig…

Ich lauf nach Hause und mach noch eins.“

 

 

 

 

So schoss Paul Preibisch am 12. September 2009 sein erstes Tor gegen Fortuna Rähnitz und am 22. Mai des folgenden Jahres, also knappe 9 Monate später, kam sein Bruder Max zur Welt. Welcher im Alter von 10 Monaten, bei einem Stück von J.S. Bach, wie von selbst begann zu tanzen, was seinen Vater so sehr in Erstaunen versetzte, das er begann über bestimmte Dinge nachzudenken, die wiederum eine noch viel phantastischere Geschichte zur Folge hatten. Dies aber ist eine andere Geschichte...

 

 

Autor: Thomas Preibisch (Vater des Torschützen)

 

 

 

Haben Sie Lust bekommen, sich ebenfalls als Autor zu betätigen und uns von Ihren Erlebnissen als Vater zu erzählen? 

 

Bei vaterfreuden.de verlosen wir jeden Monat attraktive Preise unter allen Teilnehmern unseres Textergewinnspiels.

 

Alle Informationen zur Teilnahme finden Sie hier.